«Daily Soap», Nora Osagiobare
Es gibt keinen einfachen Weg, das zu sagen, deshalb reisse ich das Pflaster einfach samt Körperhaaren und blutigem Schorf ab: Der Sommer ist vorbei. Die schönsten Aktivitäten, die Bern meiner Meinung nach zu bieten hat, müssen für eine Weile pausieren und werden erst im nächsten Jahr wieder aus der Schublade geholt. Aber wir müssen nach vorne – und hin zu den Marroniständen – schauen. Und in nicht allzu weiter Ferne liegt auch die Lesebühne Kitzeln im Stauffacher Bern, ein Herzensprojekt, für das ich ausnahmsweise mal völlig unbescheiden Werbung mache.
Wir müssen nach vorne – und hin zu den Marroniständen – schauen.
Am 19. September wird Nora Osagiobare zu Gast sein, die in diesem Jahr ihren Roman «Daily Soap» publiziert hat. Das Buch möchte ich auch allen als Lesetipp ans Herz legen. Der Roman spielt zwar in Zürich und nicht in Bern, aber sollte eigentlich überall in der Schweiz zur Pflichtlektüre werden. Nora schreibt witzig, klug und fängt die Schweizer Seele auf eine fesselnde Art und Weise ein.
«Front Row at the Trump Show», Jonathan Karl
Die Debatte «Buch oder Film» wird beim Thema Buchverfilmung immer mal wieder geführt, im besten Fall haben beide Kunstformen ihre Daseinsberechtigung. Das Buch soll auf einer anderen Ebene wirken als der Film, und manchmal ergänzen sich die beiden auch gar nicht mal so schlecht. 2020 erschien von Jonathan Karl ein Buch, bei dem ich während der Lektüre ein paar Mal dachte, dass es unbedingt einen Film davon geben soll, einfach schon nur, um die Geschichten, die der Journalist hier erzählt, einer breiten Masse zugänglich zu machen.
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Jonathan Karl, der Politjournalist und ABC-Korrespondent des Weissen Hauses, schreibt in «Front Row at the Trump Show» von der ersten Amtszeit von Donald Trump. Dabei versucht er, den Wahnsinn und die Absurdität der Präsidentschaft in Worte zu fassen, was ihm am besten in Form von Anekdoten gelingt. Beispielsweise wenn er darüber schreibt, wie Trump während eines Rallys versucht, seine Befürworter*innen gegen die Journalist*innen vor Ort aufzuhetzen oder ein bizarres erstes Treffen mit dem damaligen mexikanischen Präsidenten Enrique Peña Nieto. Non-Fiction, die sich manchmal wie Fiction anfühlt.
«Frauen im Sanatorium», Anna Prizkau
Als letzten Tipp diesen Monat habe ich das Buch «Frauen im Sanatorium» von Anna Prizkau, das kürzlich erschienen ist. In diesem Roman geht es um drei Frauen in einer psychiatrischen Klinik, beschrieben hier als «geschlossener Kosmos». Die Erzählerin der Geschichte besucht regelmässig die Flamingos im Park, um sich ihnen anzuvertrauen. Sie redet mit ihnen über die Liebe und das Leben mit den anderen Patient*innen in der Klinik. Ein wunderbares Buch über das Geschichten erzählen und (vermeintliche) Normalität.