Friedrich Dürrenmatt, geboren 1921 im Emmental, kann als eine der herausragendsten Schweizer Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts bezeichnet werden. War er doch nicht nur Kriminalautor und scharfsinniger Beobachter des Zeitgeschehens, sondern auch ein passionierter Weinkenner, schlechter Autofahrer, bespitzelter Staatsbürger und Liebhaber der Malerei und der Naturwissenschaften. 2020 ist eine Biografie des Autors erschienen, die ich gerne empfehlen möchte.
Geschrieben wurde sie von Ulrich Weber, der auch an der Gründung des Centre Dürrenmatt in Neuenburg beteiligt war. Absolut lesenswert für alle, die etwas mehr über den Autor erfahren möchten. Vom Anfang seines Lebens in Konolfingen bis zur legendären Gefängnisrede bei der Gottlieb-Duttweiler-Preisverleihung wird alles erzählt, was so an Informationen vorhanden ist. Gerade die Rede an besagter Preisverleihung ist sehr spannend. Für diejenigen, die sie noch nicht kennen: In dieser Rede, die von den anwesenden Bundesräten als kontrovers aufgenommen wurde und auch heute noch viel diskutiert wird, beschreibt Dürrenmatt die Schweiz als ein Gefängnis und die Schweizer*innen als deren Insassen. Dürrenmatt treibt die Symbolik des Gefängnisses immer weiter, indem er die Schweizer Bevölkerung nicht nur als deren Insassen, sondern zugleich auch als Wärter bezeichnet. Wären sie nicht auch Wärter, könnten sie sich nicht frei fühlen. Er bezeichnet die Schweizer Neutralität somit als einen negativ konnotierten Zustand. Gefängnisinsassen schreibt man ja bekanntlich zu, handlungsunfähig und unfrei zu sein. Das entspricht der Wahrnehmung, die Dürrenmatt mit dieser Symbolik erreichen wollte. Er entwarf somit ein Bild der «Schweiz als Groteske».
Es gibt ja bekanntlich einige Nachteulen oder schlaflose Seelen in der Bevölkerung, darunter auch bekannte Namen wie Vladimir Nabokov, Charles Darwin, Barack Obama (und vielleicht auch Dürrenmatt?)
Ich habe, wie viele andere Menschen auch, ein kompliziertes Verhältnis zu meinem Schlaf. Geborene Nachteule, bin ich schon manchmal nachts wachgelegen, weil ich meiner inneren Uhr ein Schnippchen schlagen wollte und schon frühzeitig ins Bett ging, obwohl ich natürlich noch längstens nicht müde war. Es gibt ja bekanntlich einige Nachteulen oder schlaflose Seelen in der Bevölkerung, darunter auch bekannte Namen wie Vladimir Nabokov, Charles Darwin, Barack Obama (und vielleicht auch Dürrenmatt?). Und wer diese schlaflosen Nächte kennt, kennt auch die Sorge, niemals wieder eine ordentliche Mütze Schlaf zu bekommen. Haruki Murakami hat eine Erzählung geschrieben, in der das tatsächlich geschieht. In «Schlaf» kann die dreissigjährige Protagonistin mehr als zwei Wochen am Stück nicht mehr schlafen. Währenddessen liest sie Tolstoi und geht ins Schwimmbad. Dann isst sie Schokolade und trinkt Cognac. Schlafen kann man, wenn man tot ist.
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Elvira Dones ist eine albanische Schriftstellerin, die auch in den USA und in der Schweiz lebt. Ihr Buch «Kleiner sauberer Krieg» spielt am 10. Juni 1999, dem offiziell letzten Tag des Kosovo-Krieges. Das Buch erzählt die Geschichte von drei jungen Frauen, die in ihrer Wohnung sitzen, die Bomben auf die Stadt regnen hören und ohne Strom, ohne Wasser, ohne Kontakt zur Aussenwelt auf das Ende des Krieges warten. Zwischenzeitlich schaut die ganze Welt auf den Krieg, während die Menschen dort um ihr Leben kämpfen. Das Buch wurde mir von einer lieben Freundin empfohlen, und ich empfehle es jetzt gerne euch weiter.