Nach EDDIE’S TAPE SIDE A folgt nun – wenig überraschend – die B-Seite. Aber welche ist die stärkere? Schwer zu sagen. Wenn ich müsste, würde ich sagen: Kauf die Platte. Beide Seiten gehören zusammen – Punkt.
Gefühl trifft Ohrwurm
Schon beim ersten Hören wird klar: Edb bleibt sich treu. Die Songs auf der B-Seite sind ehrlich, eingängig und poppig – drei Begriffe, die den Sound perfekt umschreiben. Egal ob der tanzbare Opener «Bärn u nid Berlin» oder das ruhigere «Nie Gnue» – hier findet sich ein Track für jede Stimmung. Was beim Hören sofort auffällt: Die Melodien sind so fesselnd, dass ich beim Schreiben automatisch mit dem Kopf mitwippe.
Edb ist ein Berner Mundartmusiker, der 2023 zum ersten Mal musikalisch auf sich aufmerksam machte. Doch es war seine City Boy EP, die ihm im Frühjahr 2024 den verdienten Durchbruch bescherte. Seither gehört er zur festen Grösse der Schweizer Mundartszene. Mit seinem Mix aus Pop, Rock und charmanten Rap-Elementen ist er nicht nur als Solokünstler erfolgreich, sondern auch ein gefragter Feature-Gast – etwa bei Manillio, Luuk oder Jule X.
Doch wer Edb nur auf seinen musikalischen Stil reduziert, verpasst viel. Denn da ist noch diese sprachliche Eleganz, die fast beiläufig mitschwingt. In «Dankeschön<3» etwa wechselt Edb souverän zwischen gesungenen Hooks und fast schon gerappten Passagen. Die Texte wirken schlicht – aber sind präzise gesetzt. Es ist diese Mischung aus Leichtigkeit und Tiefgang, die ihn von vielen anderen unterscheidet.

Edb schafft es, mit einfachen Worten ganze Welten zu zeichnen. Zeilen wie «Sächsi am Morge früeh i ma ni uf» lassen einen schmunzeln – weil man sich ertappt fühlt. Oder diese hier: «Gib mer 100 Millione u i mache 1000 drus» –
eine meiner Lieblingszeilen auf dem Tape. Wortgewandt, selbstbewusst und charmant überzeichnet. Genau solche Momente machen ihn zu einem gern gehörten Gast auf Raptracks – wie auf «ZIT» mit Manillio oder dem butterweichen «Duvet» mit Jule X.
Mehr als nur Musik
Was von diesem Tape bleibt? Vor allem ein Gefühl. Denn Edb macht nicht einfach Musik, er erzeugt Emotionen. Er bringt mich zum Nachdenken, zum Tanzen – und manchmal sogar zum Lachen. Genau diese Mischung macht ihn so faszinierend.
Auch live ist Edb ein Erlebnis: Seine Stimme wirkt auf der Bühne noch direkter, seine Energie springt aufs Publikum über. Und zwischen den Songs glänzt er mit Humor und Spontaneität – eine Qualität, die man nicht lernen kann. Die hat man. Oder eben nicht.
Edb hat sie. Und zwar auf beiden Seiten.