Fabio hört: Soukeys Debütalbum «Bijoux»

von Fabio Lang 28. März 2025

Musik Ein Album wie ein Schmuckstück: Heute erscheint das Debüt der Berner Musikerin Soukey. «Bijoux» glänzt mit klugen Texten und innovativer Produktion.

Es ist Freitag, der 28. März 2025, und Soukeys Debütalbum ist endlich da!

21 Minuten Musik, sieben Songs, zwei Interludes, zwei Features. Die Perspektive einer jungen, queeren BIPoC-Künstlerin auf einer Soundreise, die abwechslungsreich, aber nie ziellos ist.

Produziert wurde das Album komplett von Dashcam Devi (ehemals Artbabe), einer festen Grösse in der Szene. Niketaz und Michel Demello haben Co-Produktionen beigesteuert. Das spürt man: Jeder Track hat seinen eigenen Charakter, doch zusammen ergeben sie ein stimmiges Gesamtbild.

Es ist Samstag, 01:20 Uhr. Ich sitze im Zug von Luzern nach Bern und bekomme den Link zum Album. Ich denke mir, ich höre kurz rein – und bleibe dran hängen.

Der Opener «Bijoux» leitet direkt über in «Cry Cry Cry». Ein Track, der von Anfang an mit seinem Drive mitreisst. Soukeys Stärke für Melodien zeigt sich hier besonders: eingängig, aber nicht plump.

«Ig denk ah di, doch es wird weniger.» So beginnt «Weniger», ein Song über den schleichenden Prozess des Loslassens. Der Beat ist reduziert, Auto-Tune gibt den Vocals eine kühle Distanz, die perfekt zum Thema passt. Der Refrain bleibt hängen: «Vergiss di nie, Love, vergiss di niemaus.»

Autobiografisch? Vielleicht. «Auf eine Art und Weise ist es schon sehr persönlich», sagt Soukey, «ich gebe aber nichts von mir preis. Ich erzähle nicht, dass ich mich von Person xy getrennt habe oder in einer Beziehung bin. Was es aber nahbar macht, ist, dass es Mundart ist.»

I bi en Motte ih dim Liecht, du en Fuchs ih mim Näscht

Die Songs sind nicht nur thematisch, sondern auch musikalisch miteinander verknüpft. In «Weniger» gibt es eine Anspielung auf «Schlüssu»: «Ja, i bruch di, doch ha nümme de Schlüssu.» Solche Details zeigen, wie durchdacht das Album konzipiert ist.

Mit «Schlüssu» bleibt das Album beim Thema Verlust. «I ha ke Schlüssu meh, du machsch mr ging no uf.» Eine Textzeile, die wohl viele kennen, die in einer komplizierten «Situationship» feststecken. «Backseat» greift diese Dynamik nochmal auf, bevor die Stimmung mit einem tanzbaren Beat etwas leichter wird.

Ein spannender Moment kommt mit dem Feature von Dashcam Devi. Dass die Produzent:in auch als Gastsänger:in auftritt, ist eher ungewöhnlich, macht hier aber absolut Sinn. «I bi en Motte ih dim Liecht, du en Fuchs ih mim Näscht» – Soukey und Dashcam Devi spielen gekonnt mit Wortbildern und ergänzen sich perfekt.

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«Skylines» mit Pronto, einem über die Schweiz hinaus erfolgreichen Solothurner Rapper, hat eine besondere Entstehungsgeschichte. «Wir sassen im Studio mit Dashcam Devi und haben an der Songskizze gearbeitet. Dann dachten wir uns: Wie geil wäre es, wenn Pronto auf diesen Song kommen würde? Also habe ich die Skizze einem Freund von Pronto geschickt und gefragt, ob er sie weiterleiten kann. Und dann – dann habe ich plötzlich ein Demo von Pronto bekommen. Was krass ist, weil die Idee eigentlich nur aus einem Witz heraus entstand.» Das Feature funktioniert. Soukey hält mit Pronto mit und steht ihm in nichts nach.

Das Album schliesst mit «Angst». «I ha angst, angst, angst, angst.» Ein starker Abschluss, der die Hörer*innen mit einer gewissen Nachdenklichkeit entlässt. Die Produktion ist bewusst reduziert, um den Fokus auf die Lyrics zu lenken.

Fazit: «Bijoux» ist ein beeindruckendes Debüt. Die Produktion ist hochwertig, die Texte sind reflektiert, und Soukeys Stimme fängt einen sofort ein. Besonders spannend ist die Verknüpfung der Songs untereinander – kleine Details, die das Album zu einem in sich geschlossenen Werk machen.

Eines ist klar: Soukey setzt mit ‹Bijoux› einen hohen Standard.

Wenn man einen Kritikpunkt sucht, dann vielleicht den: Zwei Interludes auf so einer kurzen Laufzeit nehmen Platz weg, der für weitere Songs hätte genutzt werden können. Dadurch wirkt das Album stellenweise mehr wie eine EP. Aber vielleicht ist das auch einfach Jammern auf hohem Niveau.

Ob es das beste Debütalbum des Jahres ist? Das wird sich zeigen. Aber eines ist klar: Soukey setzt mit «Bijoux» einen hohen Standard.