Am 10. April 2025 fand im Studio des SRF in Zürich die diesjährige Bounce Cypher statt – eine Institution im Schweizer Rap-Kalender. Eingeladen werden Rapper*innen aus der ganzen Schweiz, die jeweils einen exklusiven Part performen – live und unter hohem Erwartungsdruck.
Das Wort «Cypher» hat seinen Ursprung im Arabischen und bedeutet so viel wie «Null» oder «Leer». Im Rap bedeutet dies, es kommen verschiedene Rap-Schaffende und tragen ihre Texte vor. Im HipHop gibt es noch jenste andere Arten von Cyphers, wie zum Beispiel Tanz oder Beatbox.
Der diesjährige Berner Block umfasste 16 Rapper*innen. Zwei besonders bekannte Namen, Lo (Lo & Leduc) und Baze, trafen frühzeitig ein – beide hatten noch Termine am Abend. Überraschend: Für Baze war es die erste Bounce Cypher überhaupt. Beide lieferten beeindruckende Beiträge. Lo überzeugte mit gesellschaftskritischem Text über strukturelle Privilegien. Baze brachte starke Punchlines und Storytelling aus vergangenen Tagen: «Wo üsi Clubs gsi sind, steit hüt en scheiss Coop Pronto.»
Gib mr 100 Jahr, sie male Jesus mitem Afro.
Um 20:43 Uhr beginnt der Bern Block – mit einem Paukenschlag. Nemo steht am Mikrofon. 2016 war Nemo bereits Teil der Cypher, nun – neun Jahre und einen ESC-Sieg später – kehrt Nemo zurück. In einem lyrischen Interview mit Soukey räumt Nemo mit Gerüchten auf und liefert eine der stärksten Performances des Abends: pointiert, energiegeladen, tiefgründig. Auf Nemo folgt Soukey selbst, die mit ihrer Mischung aus Punchlines, Gesellschaftskritik und technischer Finesse überzeugt: «Gib mr 100 Jahr, sie male Jesus mitem Afro.»
Die Vokuhila-Mafia auf E-Roller
Während einige etablierte Namen im Bern Block wenig überraschten, überzeugten dafür neue Stimmen umso mehr: Blanco und Cosmo12. Blanco brachte mit seinem klassischen Representer-Part und emotionalem Tiefgang das Publikum zum Nachdenken. Besonders sein zweiter Part war bewegend: «Für mi isch klar gsi, i lebe no, wiu mini Eltere immer si da gsi.»
Cosmo12 hingegen zeigte, dass Strassenrap nicht plump sein muss. Mit technischem Können, Wortwitz und Präsenz rappte er sich in den Fokus: «Mr lebe churz und sterbe lang.»
Für mi isch klar gsi, i lebe no wiu mini Eltere immer si da gsi.
Nochmals zurück zu Blanco, der mit seinem 2. Part die meisten berührt haben sollte. Er spricht darin über das Erwachsenwerden, über dunkle Zeiten im Leben: «Für mi isch klar gsi, i lebe no wiu mini Eltere immer si da gsi.» Ja es wird noch tiefer, keine Angst – spätestens nach der letzten Zeile hatte ich Tränen in den Augen: «Figg die Wäut i ha müesse mi Sohn lah gah, i weiss er isch etz dobe bi mim grosse Brüetsch.»
Der Bern Block findet sein Ende mit der Vokuhila-Mafia (Astro Burger, Anru & Jule X). Die sich einen kleinen Spass erlaubten, und mit E-Roller ins Studio gedüst sind und diese danach so liegen gelassen haben. Nun zum Inhalt dieser Drei. Wir kennen Jule X und Anru am Cypher, für Astro Burger war es jedoch eine Premiere, bei der er beweisen konnte, dass er auf Augenhöhe mit Anru und Jule X mitrappen kann. Die Drei kamen wie gewohnt mit lustigen Wortspielen, ein paar Seitenhieben und tanzbaren Beats.
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Der Bern Block an der cypher25 war stark, vielseitig und voller Überraschungen – insbesondere durch den Auftritt von Nemo und die emotionalen Tiefen von Blanco. Was jedoch fehlte, war ein Vertreter von Eldorado FM sowie mehr Präsenz von FINTA-Personen. Für die Zukunft bleibt der Wunsch nach mehr Diversität – inhaltlich wie personell – damit der Bern Block weiterhin ein Spiegel der Vielfalt der Stadt bleibt.
Teilnehmende des Bern Block:
Lo, Baze, Nemo, Soukey, Nativ, Casha (ETO), Z The Freshman, Cinnay, Riddler, Blanco, Cosmo12, Midas, Prijo, TJore, BWest, Astro Burger, Anru, Jule X.