Wie geht es weiter mit der Lagerhalle am Könizer Bahnhof?

von Noah Pilloud 8. Januar 2025

Raumpolitik Das Gebäude an der Sägestrasse in Köniz war schon einiges, in letzter Zeit aber vor allem eines: leer. Eine Besetzung wollte das ändern, doch Brandschutzbedenken setzten dem ein Ende. Nun soll die Liegenschaft wieder als Lagerhalle genutz werden.

Nun also doch kein Leerstand: An der ehemaligen Lagerhalle beim Könizer Bahnhof wurden Bauarbeiten vorgenommen, damit sie fortan wieder genutzt werden kann. Das bestätigt die Gemeinde Köniz gegenüber Journal B. Wie die Liegenschaft an der Sägestrasse 67 in Zukunft genutzt werden soll, ist derzeit hingegen noch nicht klar. «Gespräche mit potentiellen Nutzer:innen sind im Gang, definitiv und spruchreif ist hier aber noch nichts», schreibt die Gemeinde Köniz auf Anfrage.

Von aussen fällt vor allem der neue Eingang auf. Wo vor kurzem noch ein Schiebetor stand, das sich kaum vom Rest der Fassade abhob, springt jetzt eine leicht eingelassene moderne Glasfront mit Doppeltür ins Auge. Dafür mussten offenbar Arbeiten an der Asbest-Fassade vorgenommen werden.

Dass an der Lagerhalle überhaupt noch gebaut wird, um eine Nutzung zu ermöglichen, das ist bei der Vorgeschichte überraschend. Nach langem Leerstand, einer Besetzung, dem darauffolgenden Räumungsbefehl im Sommer 2023 und der langen Stille danach, sah es eher danach aus, als würde die Lagerhalle für weitere Jahre leer stehen.

Von der Industriehalle zur Kulturbesetzung

Erbaut wurde das denkmalgeschützte Gebäude 1935 und diente während Jahrzehnten als Lagerhalle für die Firma «Vatter Samen». Diese hat noch weitere Gebäude auf dem Areal gleich neben dem Bahnhof erbauen lassen. Heute befindet sich unter anderem die Direktion Bildung und Soziales der Gemeinde Köniz auf dem Areal. Seit Juli 2021 ist die Gemeinde ausserdem Baurechtsnehmerin der Liegenschaften. Im Jahr 2033, wenn die Verträge auslaufen, gedenkt die Gemeinde das Areal zu erwerben.

Die Lagerhalle stand jedoch lange Zeit leer. Bis sie im Mai 2023 von einer Gruppe Besetzer*innen belebt wurde. Das Kollektiv nannte sich «Centrale Viva» und wollte Leben und Kultur in das Industriegebiet bringen. Anfangs wirkte die Gemeinde noch dialogbereit, ja gar von einer Zwischennutzung war die Rede.

So sieht der neue Eingangsbereich der Lagerhalle aus. (Foto: Noah Pilloud)

Doch nach zwei Wochen kam der Räumungsbefehl. Daraufhin verliessen die Besetzer*innen das Gebäude freiwillig. Grund für den Räumungsbefehl war ein vorsorgliches Benützungsverbot der Gemeinde Köniz. Darin stützte sich die Gemeinde auf einen Bericht der Gebäudeversicherung Bern (GVB), in dem Expert*innen Bedenken hinsichtlich des Brandschutzes äusserten.

Noch im Juli 2023 schrieb die Gemeinde Köniz gegenüber Journal B, es seien Abklärungen im Gang, welche Art der Nutzung für die Lagerhallen in Frage kommt. Danach war es lange Zeit still. Es schien, als würde bis ins Jahr 2033 weiter nichts geschehen.

Eng gefasste Nutzung

Doch auch wenn es von aussen nach Stille aussah, ist doch einiges geschehen. Denn die Eigentümerin habe die Liegenschaft in Absprache mit der GVB soweit instandgesetzt, dass sie für eine eng gefasste Lagernutzung zugelassen werden kann, schreibt die Gemeinde Köniz. «Die Nutzung ist vorläufig befristet zugelassen, gelagert werden können ausschliesslich nicht brennbare Materialien», heisst es bei der Gemeinde weiter.

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Bei den Arbeiten ging es also vornehmlich um Brandschutztechnische Massnahmen. So wurden etwa Fluchtwege gesichert, signalisiert und beleuchtet. Da für die Bauarbeiten eine Bewilligung des Regierungsstatthalteramts notwendig war und die GVB die Arbeiten abgenommen hat, ist davon auszugehen, dass auch bei der Asbest-Fassade alles fachlich korrekt ablief.

Eine Belebung im Sinne des Besetzer*innen-Kollektivs wird wohl auch in Zukunft nicht möglich sein. Mit der Nutzung als Lagerhalle – was auch immer dort dereinst gelagert werden wird – kann aber zumindest ein weiterer Leerstand vermieden werden.