Als ich heute in meinem spanischen Gemüsegarten in meinem Notizbuch blätterte, kam ein Nachbar vorbei und fragte, ob ich auf Wasser warten würde. Ich hatte mich auf eine Mauer gesetzt und in meinen Aufzeichnungen nach einem Bernbezug für diesen Blog gesucht. Weil mein Nachbar stehen geblieben war, stand ich auf, steckte mein Notizbuch in die Hosentasche und sagte, nein, ich wisse wohl, dass durch den Bewässerungskanal kein Tropfen fliessen werde. Die Wasserversorgung des Dorfes muss inzwischen mit Tankwagen gewährleistet werden, weil die eigene Quelle nicht mehr genug hergibt. Aber, sagte ich dann, laut Wetterbericht könnte es heute Regen geben. Mindestens ein Millimeter, ist angekündigt. Also nichts. Nada. Ein paar Tropfen auf den heissen Stein. Mein Nachbar lachte. Du weisst ja, sagte er, dass sie diese Millimeter verdammt klein gemacht haben.
Weil ich hoffnungsvoll bleiben wollte, sagte ich: Aber für das Wochenende sind Gewitter angesagt.
Wieder lachte er. Das kennen wir. Entweder nichts oder dann eine Sintflut, die die Erde wegschwemmt und dazu noch Hagel wie eine Tracht Prügel. Womöglich noch mit Hagelkörnern so gross wie Hühnereier.
Aus Marokko und aus Algerien, dort werde billiger produziert. Deshalb würden besondere Flugzeuge in unserer Gegend dafür sorgen, dass es nicht mehr regne.
Dass der Hagel hier Fenster und Windschutzscheiben zerschlagen, Karosserien verbeulen, sogar Menschen verletzen kann, das wusste ich aus eigener Erfahrung. Ich weiss auch, wie die Hagelkörner herumspicken können, kreuz und quer, als wären es Funken, aber es sind kaltglatte Steine aus Eis. Überhaupt nicht lustig, schon gar nicht für einen Gärtner. Es war auch dieser Nachbar gewesen, der mir einmal erzählt hatte, wie sein Vater, als dies noch erlaubt gewesen war, auf gefährliche Wolken Raketen abgefeuert hatte, um das vor der Ernte stehende Getreide nach Möglichkeit vor solchen Hagelstürmen zu schützen.
Als ich ihn jetzt fragte, was er denn von den kursierenden Verschwörungstheorien halte, wollte er davon nichts wissen. Davon, dass hinter der Dürre grosse Interessen stehen würden, halte er nichts. Es gibt aber tatsächlich Leute, die glauben, «die da oben», die in Spanien «ellos» genannt werden, die wollten gar nicht, dass es regne. Die wollten alle nur überall die Sonnenkollektoren ihrer Solaranlagen hinbauen. Die Landwirtschaft, die hier sowieso nicht rentabel sei, solle verschwinden und was wir zum Essen bräuchten, das könne importiert werden. Aus Marokko und aus Algerien, dort werde billiger produziert. Deshalb würden besondere Flugzeuge in unserer Gegend dafür sorgen, dass es nicht mehr regne.
Dass der Hagel hier Fenster und Windschutzscheiben zerschlagen, Karosserien verbeulen, sogar Menschen verletzen kann, das wusste ich aus eigener Erfahrung.
Nein, für solche Theorien habe er kein Verständnis, sagte mein Nachbar. Aber etwas kann ich dir sagen, fügte er dann hinzu, den ganz grossen Wasserhahn hat niemand in der Hand, etwas anderes sei folgende Tatsache und das könne ich ruhig aufschreiben. Dort in deine Bibel, sagte er mit einem Blick auf die Hosentasche, in der mein Notizbuch steckte.
Auf den riesigen Parkplätzen, sei es in Barcelona, Oviedo, Valencia oder Zaragozza, dort, wo sich die Wartehalden der Autofabriken von Opel, Seat, Ford oder Citroën mit Tausenden für den Verkauf bereit gestellten neuen Wagen befänden, dort habe es noch nie, nie gehagelt und dort werde es auch nie, nie hageln.
Da könne ich sicher sein.