Schluss mit der Satzfrage

von Beat Sterchi 26. Februar 2014

Sicher, die Aufregungen über gewisse Abstimmungen sind nachvollziehbar, auch das grosse Tamtam rund um verschiedene international absolvierte winterliche Leibesübungen kann man verstehen.

Beides sollte uns nicht davon abhalten, endlich dem in den Medien grassierenden Übel der Satzfrage entgegenzutreten!

Überall, wo man hinguckt, überall, wo man hinhört: Immer nur Satzfragen! Anstatt eine echte Frage zu stellen, wird die vorgefasste Meinung in eine Satzfrage abgefüllt und um Zustimmung gebeten.

Aber obschon die Antwort auf die Frage, ob uns dieser Tatbestand auch schon aufgefallen sei, einfach «ja» oder «nein» wäre, sind wir in der vorherrschenden Satzfragenseuche längst geübt im Mitspielen und liefern auch noch gleich eine Erklärung mit. Wir alle, besonders aber Leute in der Öffentlichkeit, sei es in Politik, Wirtschaft, Sport oder Kultur, erledigen brav den Medienleuten ihren Job.

Das muss sich ändern!

Satzfragen sind das Ende jeglicher Diskussionskultur. Denn die Satzfrage ist nun mal ein rhetorisches Mittel, das schon nach einmaligem Gebrauch jede Dynamik unterbindet, jedes echte Gespräch verhindert. Satzfragengespräche sind eigentlich gar keine Gespräche. Satzfragen eröffnen nichts Neues; Satzfragen führen immer nur zurück hinter die eigene Hecke.

Die Frage an den Fussballspieler: Haben sie im Lauf des Spiels gespürt, dass das Schiff am Sinken ist, ist mit ja oder nein zu beantworten. Oder mit der Gegenfrage: Welches Schiff? Und fertig!

Es ist auch sinnlos, dass ein Journalist oder eine Journalistin, irgendwohin fliegt, um sich die in ihre Satzfragen verpackte persönliche Meinung von grossen Experten oder Expertinnen absegnen zu lassen. Interviews, in welchen jede zweite Antwort mit «Da stimme ich Ihnen zu…», beginnt, erschliessen dem Leser selten Neuland. Mutig wäre, zu der eigenen Haltung zu stehen, anstatt von einem grossen Namen zu verlangen, dass er seinen Senf dazu gibt.

Kommt noch dazu, dass in Ermangelung echter, brennender Fragen die am Schreibtisch vorbereiteten Satzfragen wirkliches Zuhören verhindern. Deshalb hört man in Interviews aus dem Bundeshaus haarsträubende Äusserungen, manchmal sogar Äusserungen, bei denen sich einem die Haare nicht nur sträuben, bei denen sie sogar ausfallen. Aber kommt die auf Sachkenntnis beruhende Gegenfrage? Wird nachgehakt? Fragt jemand, wie meinen Sie das? Wie ist das zu verstehen? Kann das überhaupt sein? Schön wär’s! Nix kommt! Denn schon wird die nächste, brav vorbereitete Satzfrage abgelesen. «Finden Sie auch, dass…. ?» Nieder mit der Satzfrage!