Seit einiger Zeit hat die Manuelstrasse, eine schmale Quartierstrasse im Berner Kirchenfeld, eine neue Bemalung: Grosse gelbe Punkte am Strassenrand im Abstand von genau 5.60 Metern. «Es geht dabei auch um soziale Kontrolle», erklärt Marc-Alain Steinemann, der hier im Quartier wohnt und selbst an der Aufmalung der Punkte beteiligt war, «so können alle sehen, ob sich die Autos an die Geschwindigkeit halten».

Die Manuelstrasse ist seit gut vier Jahren eine Tempo-20-Zone. Immer wieder würden aber Autofahrer*innen zu schnell durchs Quartier fahren, erklärt Steinemann. Die Strasse ist eine beliebte Ausweichmöglichkeit, um Feierabendverkehr, rote Ampeln und Buslinien zu umgehen. Steinemann setzt sich deshalb schon seit Langem für die Verkehrsberuhigung im Quartier ein, forderte Möblierung und Blumentöpfe an («hübsch, aber bringen leider wenig»), stellte sich auch schon selbst auf die Strasse und Autos in den Weg. Nun die Punkte.
«Eine Sekunde für die Distanz zwischen zwei Punkten entspricht einer Geschwindigkeit von 20 Stundenkilometern», erklärt Steinemann. Wer zwei Punkte pro Sekunde passiert, fährt also 40 Stundenkilometer. Ausserdem verengen die Punkte die Fahrbahn, wodurch die Geschwindigkeit der Autos reduziert werden soll. Vorbild sei die Wernerstrasse, die schon lange im Sinne der Verkehrsberuhigung durch das Quartier bemalt werde – «und auch hier planen einige Familien, die Strasse grossflächig mit wasserlöslichen Farben zu bemalen.»

Insgesamt scheint das Quartier rund um die Manuelstrasse einer verkehrsberuhigten Zukunft entgegenzublicken. So plant die Stadt auch, den Ringoltingenplatz, der bisher eher wie eine breite Strasse wirkt, mit einer temporären Möblierung in eine Begegnungszone zu verwandeln. Damit reagierte man auch auf das von Quartierbewohnenden vorgebrachte Anliegen, den Platz umzugestalten.
Auf Anfrage von Journal B schreibt die Verkehrsplanung der Stadt Bern dazu: «Diesen Herbst werden während zwei Monaten Anordnung und Gestaltung des Platzes erprobt und Erfahrungen aus dem Alltag gesammelt. Die Rückmeldungen der Anwohnenden fliessen in die definitive Gestaltung im kommenden Frühling ein.»
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