Die Stimmbeteiligung lag mit 20,4 Prozent zwar hinter jener der gleichzeitig stattgefundenen Abstimmung in der politischen Gemeinde (32 Prozent), aber sie war, so der Präsident des Kleinen Kirchenrates (Exekutive) Rudolf Beyeler, trotzdem ein «starkes Zeichen des Vertrauens in eine gemeinsame Zukunft». Die spezielle Abstimmungskaskade – erst separat in Versammlungen in jeder Gemeinde, dann gesamtstädtisch an der Urne – war eine Premiere und wurde wohl auch nicht von allen Stimmberechtigten verstanden.
Nun aber ist die Sache entschieden und der Fall ist klar: Ab dem 1. Januar 2027 werden neun von elf Kirchgemeinden in der Stadt Bern und Bremgarten fusionieren. Ein Schönheitsfehler bleibt: Zwei Kirchgemeinden – Bethlehem und Paulus – machen nicht mit. Zwar ist für diese beiden Kirchgemeinden noch bis nächsten September ein Rückkommen auf ihren Entscheid möglich: Bis dann können sie sich noch umentscheiden und der Fusion ebenfalls beitreten. Andernfalls werden sie im Alleingang weitermachen – mit grösseren finanziellen Konsequenzen. (Journal B hat berichtet.)

Im Fall der Paulusgemeinde dürfte das Abstimmungsresultat noch zu Diskussionen führen. Anders als die Teilnehmenden an der Kirchgemeindeversammlung, die sich im März im Verhältnis mit 2:1 gegen die Fusion aussprachen, haben jetzt an der Urne die Bewohner*innen des entsprechenden Quartiers (Länggasse/Brückfeld) im Verhältnis 2:1 für die Fusion gestimmt. Wie der Kirchgemeinderat, der den Zusammenschluss bekämpfte, mit diesem Widerspruch umgehen will, und was das für die Zukunft des Kirchenlebens heisst, diese Fragen werden die Kirchenverantwortlichen und die Basis in den nächsten Monaten noch beschäftigen müssen.
Journal B unterstützen
Unabhängiger Journalismus kostet. Deshalb brauchen wir dich. Werde jetzt Mitglied oder spende.
Im Fall der Kirchgemeinde Bethlehem ist die Sache eher klar. Sowohl die Urnenabstimmung wie auch das Versammlungsresultat waren identisch: Die Fusion wird deutlich abgelehnt.
Wie geht es weiter?
Die neue Struktur soll in Zukunft eine engere Zusammenarbeit, stärkere Präsenz vor Ort und eine zukunftsfähige Organisation der reformierten Kirche in Bern ermöglichen, so haben es die Befürworter immer betont. Die einzelnen Kirchenkreise behalten auch in der neuen Struktur eine gewisse Autonomie. So können sie beispielsweise weiterhin über die Angebote in den Kreisen (diese entsprechen den heutigen Kirchgemeinden) selber bestimmen und Personalentscheide frei treffen, ausgenommen sind Pfarrwahlen.
Die heutige Gesamtkirchgemeinde Bern wird per 1. Januar 2027 in die reformierte Kirchgemeinde Bern überführt. Zu dieser neuen Kirchgemeinde Bern gehören dannzumal alle Kirchgemeinden, die der Fusion zugestimmt haben.
Weitere Informationen – insbesondere über Struktur, Kompetenzen und Übergangsbestimmungen – finden sich unter: www.refbern.ch/de/fusionsabstimmung