Mit diesem ersten Ja zur Fusion beginnt eine einzigartige Abstimmungskaskade, die bis zum 18. Mai dauern wird. Dann soll eine Urnenabstimmung zeigen, wie die Gesamtheit der Reformierten zur Fusion steht. Ein zweistufiges Abstimmungsverfahren soll also klären, ob die Kirchgemeinden in der Stadt und in Bremgarten unter ein gemeinsames Dach kommen. Zustande kommt die Fusion nur, wenn einerseits neun (von elf) Kirchgemeinden zustimmen und andererseits die Gesamtheit der Reformierten in der Stadt und in Bremgarten dieses Vorhaben auch gutheisst. Nicht fusionswillige Gemeinden können nach der Urnenabstimmung noch auf ihren Entscheid zurückkommen, andernfalls werden sie künftig ausserhalb des Gemeindebundes selbständig weiterexistieren.

Das Kirchengebiet Bern besteht, historisch bedingt, aus elf einzelnen Gemeinden. Bei jeder Stadterweiterung war eine Kirche mit einem Gemeindehaus gebaut worden. Diese Kirchgemeinden funktionieren bis heute weitgehend selbständig, organisieren ihr Gemeindeleben nach eigenem Gutdünken, sind aber finanziell nicht autonom. Die Hoheit über die Finanzen der rund 45 000 steuerzahlenden Gemeindeglieder hat Gesamtkirchgemeinde. Ihr gehören auch die Liegenschaften. Die Kirchgemeinden haben nur ein begrenztes eigenes Budget, etwa für Kinderlager, Altersarbeit und Erwachsenenbildung.
Nun sollen also alle Kirchgemeinden zwischen Bümpliz im Westen und dem Elfenauquartier im Osten zu einer einzigen Kirchgemeinde zusammenwachsen. Diese soll dann die Finanzen verwalten und den einzelnen Kirchenkreisen entsprechend ihrer Mitgliederzahlen zuteilen. Das – so die Überzeugung der Projektbefürworter – ist zeitgemäss, spart Doppelspurigkeiten und ermöglicht mehr gesamtstädtische Planung und Abstimmung. Die Idee ist nicht neu, aber sie ist auch nicht unumstritten.
Die Geschichte
Bereits 2010 wurde ein erster Anlauf für eine Fusion genommen. Der Prozess verlief jedoch im Sand. 2017 dann ein Neustart. Das sogenannte «Steuerungsgremium» unter der Leitung von Hans von Rütte nahm die Arbeit auf. Dreimal wurde auch dieser Prozess unterbrochen. Aber nach etlichen Debatten und rechtlichen Hürden lagen vor rund einem Jahr alle Rechtsgrundlagen für einen Zusammenschluss auf dem Tisch (Journal B berichtete).

Die gesamtstädtische Fusionsabstimmung konnte angesetzt werden. Einige Gemeinden blieben allerdings skeptisch. Im Westen (Bethlehem und Bümpliz) taten sich die Kirchgemeinden schwer mit dem Gedanken, künftig einer zentralen Kirchgemeinde anzugehören. Auch der Präsident der Paulusgemeinde sagte vor einem Jahr auf Journal B, er gehe nicht davon aus, dass seine stimmberechtigten Kirchenmitglieder einer Fusion zustimmen würden. In der Innenstadt jedoch (Münster, Nydegg und Heiliggeist) und in den meisten Aussengemeinden sowie in der französischsprachigen Paroisse war die Stimmung positiv.
In diversen Veranstaltungen wurden die Stimmbürger*innen in den letzten Monaten über den Abstimmungsmodus und die zu erwartenden Folgen einer Fusion informiert.
Nun also die Abstimmungen
Abgestimmt wird in den Gemeinden an Versammlungen der stimmberechtigten Kirchgemeindemitglieder. Wie die neue gesamtstädtische Kirchgemeinde Bern dereinst funktionieren soll, welche Organe über welche Kompetenzen verfügen werden und was auch künftig Sache der einzelnen Kirchenkreise bleibt, darüber informieren die Behörden an Veranstaltungen. Ausserdem können sich die Stimmbürger*innen über die Website Refbern ins Bild setzen. Dort erfahren sie auch, welche Kirchgemeinde wann abstimmt und was die nächsten Prozessschritte sind. Die neue reformierte Kirchgemeinde Bern könnte bei einer Zustimmung voraussichtlich am 1. Januar 2027 starten.