Schwimmen in futuristischem Ambiente

von Nina Peier 28. September 2023

Schwimmen Passionierte Freizeitschwimmer*innen sehnten die Eröffnung der neuen Schwimmhalle Neufeld am letzten Samstag schon lange herbei. Unsere Autorin hat sie ausprobiert.

Für Schwimmbegeisterte aller Levels war die Situation in den bernischen Stadtbädern bis anhin – nun ja – beengend. Auf drei Hallenbäder verteilt quetschten sich je nach Tages- und Jahreszeit gerne zwischen 4 und 10 Freizeitschwimmer*innen auf eine einzige 25 Meter Bahn, die aufgrund ihrer Beschilderungen «Kreisschwimmen schnell» oder «Kreisschwimmen langsam» dazu zwang, sich treffsicher selbst einzuschätzen. Wer nicht zu den allerschnellsten oder allerlangsamsten gehörte, fand sich vor einem schier unlösbaren Problem: Entweder anderen ausweichen oder ständig überholen.

Die Stadt Bern hatte massiven Bedarf nach neuen Innenschwimmanlagen.

Was für Nicht-Schwimmende wie ein vernachlässigbares Detail klingen muss, stellte für Schwimmbegeisterte ein reales Problem dar. Nicht nur die unmögliche Selbsteinschätzung, sondern auch die Tatsache, dass unter solchen Umständen jeglicher Trainingsplan zu einem Ding der Unmöglichkeit mutierte, stellten stichfeste Probleme im Alltag der Schwimmer*innen dar.

Die Stadt Bern hatte also massiven Bedarf nach neuen Innenschwimmanlagen. Deshalb nun zum Wesentlichen: Meinem ersten Besuch in der brandneuen Schwimmhalle Neufeld. Eines vorab: Ich liebe sie.

Das 50-Meter-Schwimmbecken der Schwimmhalle Neufeld. (Foto: Stadt Bern)

Ich liebe sie nicht, weil sie wie einer futuristischen Computersimulation gleicht, mit all ihren Glasfassaden und dem geschliffenen Look. Auch die Eintrittspreise sind meiner Einschätzung nach jenseits von Gut und Böse, so kostet ein Einzeleintritt für eine erwachsene Person (in der Stadt Bern lebhaft) satte 8.60 CHF, für Auswärtige sind es sogar 9.80 CHF.

Da wurde in der Modernität der Architektur doch der eine oder andere Abstrich in der Praktikabilität gemacht.

Auch die Garderoben und Duschen werfen einige Fragezeichen auf. Positiv anzumerken ist die Aufteilung in «Damen», «Herren» und «Universal» – was definitiv inklusiver ist als in den anderen Bädern. Was in meinen Augen nicht so viel Sinn macht, ist die Aufteilung der Räumlichkeiten. So gibt es eine Garderobe, mit dessen Verlassen man durch einen Korridor mit sämtlichen anderen Menschen geschleust wird auf dem Weg zu den – nun wieder getrennten – Duschen.

Da die Duschen also räumlich getrennt von den Garderoben sind, muss also auch alles, was zum Duschen – und eigentlich auch Anziehen nach dem Duschen – gebraucht wird, mitgenommen werden. Jedoch gibt es in jener besagten Duschräumlichkeit absolut gar keine Ablagefläche. Meine Vermutung: Da wurde in der Modernität der Architektur doch der eine oder andere Abstrich in der Praktikabilität gemacht. Doch genug der Nörgeleien. Ich wollte ja eigentlich erzählen, warum ich die Halle liebe.

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Der erste und allerwichtigste Punkt: Es gibt genug Platz. Obwohl damit eigentlich das meiste gesagt ist, möchte ich doch noch ein wenig mehr ins Detail gehen. Die zehn 50-Meter Bahnen sind an diesem Abend in der Mitte geteilt – und so stehen zwanzig 25-Meter Bahnen zur Verfügung. Obwohl ich zur Feierabendzeit ankam, waren nur etwa die Hälfte der Bahnen von Vereinen o.Ä. reserviert. So fand ich zu, meiner Begeisterung, in einer Bahn ganz für mich alleine wieder.

Dies allein wäre schon ein Grund zum Jubeln, doch es kommt noch besser. Die Becken sind richtig tief, das Wasser klar. Dies erlaubt auch Tauchtraining erlaubt, und für nicht-Taucher*innen wie mich ergibt sich durch die Tiefe ein wunderbares Freiheitsgefühl. Nebst dem Schwimmbecken gibt es übrigens noch ein Becken mit Sprungtürmen, ein grosses Anfänger*innen-/Kinderbecken sowie einen Whirlpool!

Alles in allem ist die Begeisterung nach meinem ersten Besuch in der Schwimmhalle Neufeld gross: Für die Bedürfnisse von Freizeitschwimmer*innen wie mich hat die Halle alles, was das Herz begehrt.

Ich konnte also mein Training – endlich einmal wieder – genauso durchziehen wie geplant, und mich dabei richtig fordern. Von Glückshormonen überflutet verliess ich das Becken, was sogar die Garderoben-Duschen-Frustration kompensierte. Beim Umziehen hörte ich zufälligerweise, wie der Schwimmer*innen-Nachwuchs sich über erste Kratzer an den Spinden ausliess. Auch pessimistische Prognosen, wie lange die Nummern auf den Spind-Schlüsseln halten würde, wurden geäussert. Die Langlebigkeit der Anlageausstattung wird sich wohl zeigen.

Trotz kleinerer Abzüge in Punkto Praktikabilität kann ich der infrastrukturellen Investition der Stadt Bern insgesamt ein gutes Zeugnis ausstellen. Denn alles in allem ist die Begeisterung nach meinem ersten Besuch in der Schwimmhalle Neufeld gross: Für die Bedürfnisse von Freizeitschwimmer*innen wie mich hat die Halle alles, was das Herz begehrt.