Fabio hört: Splendid

von Fabio Lang 4. November 2025

Fabio hört Mundart-Pop, Pop-Rock und der Zeitgeist von heute – Splendid ist eines der vielversprechendsten Musikprojekte des Jahres 2025.

Am 7. Februar 2025 lande ich in meinem Posteingang auf einem Link: «Wägem Geld» von Splendid. Ein Cover von Polo Hofers Klassiker «Wägem Gäld» aus dem Jahr 1979. Ich dachte: Die Geburtsstunde von Splendid. Falsch gedacht. Dennler und Egger erzählen mir, dass es die Idee schon länger gibt – sie hätten an Hochzeiten von Freund*innen zusammen gespielt, Songs gecovert, Musik gemacht.

Eigentlich halte ich nicht viel von Covern. Meistens fehlt mir das Eigene.
Doch Splendid macht es anders. Sie verwandeln Hofers Song in etwas Neues – vertraut und trotzdem frisch. Vielleicht ist es diese Mischung aus Nostalgie und Gegenwart, vielleicht das Zusammenspiel aus präziser Produktion und vertrauten Stimmen. Jedenfalls funktioniert es.

Sie verwandeln Hofers Song in etwas Neues – vertraut und trotzdem frisch.

Acht Monate später ist es so weit: Das Debütalbum «Splendid» erscheint.
Ein Album zum Tanzen, Denken, Weinen – oder einfach zum nebenbei Hören. Doch genaues Hinhören lohnt sich. Schon bald tauchen Orte auf, die das Duo geprägt haben: Das Derby in Zürich, das Pyri in Bern – «hock im Pyri, dänk a Polo, dänk a Endo».

Fotograf David Fürst besuchte Splendid und ihre Band am ausverkauften Konzert im Dachstock. Von links nach rechts: Rico Baumann, Gianna Bollinger, Levin Lucca Dennler, Michael Egger, Naiara Barzola Balmer, Niklas Stettler. (Foto: David Fürst)

Ja, dieses Album ist durch und durch inspiriert von Polo Hofer, Endo Anaconda und Züri West. Egger und Dennler machen kein Geheimnis daraus.
Ihre musikalischen Wurzeln liegen dort – und mit dem Release auf Sound Service und Pyri International Records schliesst sich der Kreis: genau dort erschienen früher Alben von Hofer, Stiller Haas oder Züri West.

14 Songs, drei Features – klug gewählt. Anina Shona holt die jungen Hörer*innen ab, Stereo Luchs bringt den Rap-Vibe, und mit Faber hat man ein prominentes Zugpferd an Bord. Doch Splendid bleiben im Zentrum: sie verbinden neue Sounds mit alten Ideen, Autotune mit Hofers Texten, Pop-Kitsch mit harten Beats wie bei «Irgendwo».
Der Spagat zwischen neu und alt gelingt, ohne in Nostalgie zu verfallen.

Egger und Dennler waren nie unpolitisch – umso schöner, dass diese Haltung auf dem Album Platz findet.

Musikalisch ist das Album eine fast schon dreiste Anhäufung von Talent, Kreativität und Können. Besonders zeigt sich das im Übergang von «Chalt im Quartier» zu «Room 104». Beim Hören merkt man kaum, dass ein neuer Song beginnt – so fliessend geht das ineinander über. Harmonisch, musikalisch, meisterhaft.

Zwischen den Zeilen finden sich auch politische Statements:
«i wünsch mr ds chasch di sii, bedingigslosi Liebi» oder «i wünsche mir de Fride, Freiheit für Palestina, ds aui glich viel Wert sii, au wenn öpper kei Papier hed».
Egger und Dennler waren nie unpolitisch – umso schöner, dass diese Haltung auf dem Album Platz findet.

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Mit ihrem gleichnamigen Album liefert Splendid auch eine kleine Sorge mit:
Hatten wir das nicht schon einmal – ein musikalisches Super-Duo aus Bern? Hainan!
Und was macht Hainan heute? Inaktiv.

Doch Dennler und Egger betonen: Splendid soll bleiben.
Langlebig. Im besten Fall noch in 30 Jahren.

Ich schaue gespannt in die Zukunft – und frage mich:
Wie will Splendid dieses Album noch toppen?

Zuerst sollte Splendid im Rössli spielen, da dort jedoch schnell alle Karten ausverkauft waren, musste das Konzert in den Dachstock verlegt werden. Auch dort gingen die Tickets weg wie heisse Brötchen. (Foto: David Fürst)