Fabio hört in seinem neusten Blog «Brot» – so heisst das neue Album von Baze. Ein Titel, der bewusst offen bleibt. Brot als etwas Alltägliches, Essentielles – etwas für alle. So beschreibt es Baze auch in mehreren Interviews. Musikalisch ist das Album klar im Rap/Hip-Hop verankert, doch die Produktionen von Ben Mühlethaler setzen sich ab: teils verspielt mit Synthesizern, teils ruhig, manchmal schlicht brachial.
Baze bewegt sich souverän auf diesen zehn Tracks, mit präzisen Alltagsbeobachtungen, Gesellschaftskritik, Gesangseinlagen und persönlichen Geschichten. Kein Hit-Schema, kein Einheitsbrei – «Brot» ist ein Statement.
Berner Mundart-Rapper, Mitglied der Chlyklass, Solokünstler, Mitgründer von Boys on Pills (mit Elwont/Jonny Bunko), aktiv bei Temple Of Speed, unterwegs als Kraake mit Fabian M. Müller. Unberechenbar, vielseitig, eigenständig.
Im Gespräch mit Baze
Fabio: Ich hasse trockenes Brot, Baze. Hast du einen Tipp dagegen?
Baze: Wenn es dir zu trocken ist, kannst du ein bisschen Wasser draufträufeln und es nochmals in den Backofen schmeissen – dann wird es wieder crispy. Aber ja nicht zu viel Wasser!
Fabio: Du erzählst auf diesem Album keine klassischen Geschichten, sondern lebst von kleinen Beobachtungen. Wie gefällt dir diese Rolle?
Baze: Ich war einfach in diesem Film. Für mich fühlt sich das nicht nach einer neuen Rolle an – es hat sich einfach richtig angefühlt. Mir ist wichtig, dass ein Album stringent ist. Wie ein Kurzfilm.
Fabio: Es klingt nach Mensch – nicht nach Hit. War das Absicht?
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Baze: Ich wollte das Album genau so. Ich habe schon bei «Gott» mit Ben zusammengearbeitet, das war sphärischer und ruhiger. Ich bin ein Anti-Mensch – wenn alle in eine Richtung gehen, geh ich in die andere. Vieles ist heute so perfektioniert, ich wollte von Anfang an, dass es ein bisschen dreckig klingt.
Fabio: «Brot» ist deine bisher beste Solo-Chartplatzierung (Platz 3, KW20). Hättest du das erwartet?
Baze: Keine Ahnung. Wäre ich auf Platz 1 gelandet, hätte ich mich einen Tag gefreut. Aber das ist doch eine falsche Bewertung von Musik. In gewissen Wochen reichen 100 verkaufte Vinyls. Ben hat mir noch gesagt, dass in der gleichen Woche ein neues Linkin-Park-Album rauskam. Ich hasse die Band (lacht). Ich habe mich gefreut, dass wir vor ihnen waren.
Fabio: Ich höre viel Dringlichkeit. Hat sich etwas angestaut in den letzten Jahren?
Baze: Wenn ich unsere Welt anschaue – vor allem unsere westliche Wohlstandswelt – sehe ich nur noch: sich gegenseitig zerfleischen. Für alles brauchst du eine Haltung. Ich hab meine. Aber ich spreche nicht über Dinge, die ich nicht selbst erlebt habe. Deshalb geht’s in meinem Album nicht um grosse Weltthemen. Hip-Hop war für mich immer: Du kannst es jemandem auf der ganzen Welt zeigen, ohne dass er denkt, du erzählst ihm, was er fühlen soll.
Fabio: Du rappst: «Moral isch gratis poste en Story.» Wie sollte man denn globale Themen ansprechen?
Baze: Vielleicht muss man akzeptieren, dass man gewisse Dinge nicht ändern kann – aber dort, wo man ist, sollte man etwas tun. Wenn du in der Schweiz lebst, solltest du dich hier engagieren: gegen Waffenexporte, gegen Firmen, die Mist bauen. Ich glaube an ein einfaches Prinzip: sozial handeln in deinem Umfeld. Kein mutwilliges Leid, Respekt gegenüber anderen, Rücksicht auf Schwächere. Zivilcourage. Ein Miteinander. Aber ganz ehrlich: Wir könnten in 200 Jahren wieder über dieselben Dinge sprechen – ich glaube, der Mensch will sich gar nicht ändern.
Frisch aus dem Ofen: Baze mit «Brot» (Foto: zVg).
