In der Literaturwelt gibt es so einiges an Schwermütigkeit und Pathos. Mittellose Studierende greifen aus Verzweiflung zur Axt (Dostojewski), eine von Neid geplagte junge Frau will ihrer Stiefschwester das Eheglück verwehren (Marquez), und dann natürlich noch jedes einzelne Werk von Shakespeare. Da fallen die Bücher, die sich nicht auf der dunklen Seite des Lebens abspielen, gleich doppelt auf.
Bücher, bei denen es tatsächlich vorkommen kann, dass man laut auflachen muss und die Charaktere gerne als Freund*innen (oder beste Feind*innen) im eigenen Leben begrüssen möchte. So ein Buch ist «Big Swiss» von Jen Beagin. 2023 erschienen, wurde schon vor der offiziellen Veröffentlichung des Buches um die Filmrechte gekämpft. HBO hat gewonnen, und demnächst dürfen wir Jodie Comer wieder in einer Serie vergöttern.

Das Buch erzählt die Geschichte von Greta, die beruflich die Gespräche eines Sexualtherapeuten transkribiert. Sie arbeitet hauptsächlich alleine, bloss ihr Hund leistet ihr währenddessen Gesellschaft. Dabei fällt ihr eine der Patientinnen auf – Big Swiss nennt sie sie, weil sie gross und schön sein soll und vielleicht sogar aus der Schweiz kommt. Schon schnell entwickelt sie eine leidenschaftliche Faszination für die Unbekannte, bis sie sich dann auch in der realen Welt mehr oder weniger zufällig näherkommen. Das Buch ist ungemein amüsant und kaum mehr aus den Händen zu legen.
Immer mal wieder werde ich in Gesprächen gefragt, ob ich ein Lieblingsbuch habe. Natürlich fast unmöglich zu beantworten. Mir fallen immer wieder Bücher ein, die so gut sind, dass sie auf irgendeine Liste müssten, aber dann wieder von anderen auch sehr guten Büchern eingeholt werden. Kürzlich habe ich bei einem solchen Gespräch das Buch «Die Panne» von Friedrich Dürrenmatt genannt. Tatsächlich ist das Buch eines meiner Lieblingsbücher und vermutlich auch mein Lieblingsbuch von Dürrenmatt.
Dort wird die Geschichte von Alfredo Trapp erzählt, der – wie es sein Name schon verrät – dazu prädestiniert ist, in eine Falle zu tappen. Auf einer Dienstreise erleidet sein Wagen eine Panne und er muss irgendwo im Dorf die Nacht verbringen. Da ihn kein Gasthaus mehr bewirten mag, muss er bei einer lokalen Schar von pensionierten Richtern und Juristen unterkommen. Diese freuen sich über ihren neuen Gast und laden ihn auch gleich dazu ein, mit ihnen Gericht zu spielen. Über einem opulenten Mahl finden sie heraus, wofür Trapp schuldig gesprochen werden kann, denn irgendeine Schuld steckt schliesslich in jedem von uns. Grosse Empfehlung!
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Ab und an lese ich auch gerne mal ein Sachbuch aus einem Themengebiet, von dem ich zwar keine Ahnung habe, das mir aber wärmstens empfohlen wurde. Ein solches Buch möchte ich hier in der Kolumne gleich weiterempfehlen, und zwar das Buch «Vertrauensarchitektur» von Eric Eller. Darin erklärt ein Vertrauensforscher die wichtigsten Basics zum Thema Vertrauen und wieso sie gerade im Wirtschaftskontext so essentiell sind. In einfachen Beispielen wird aufgezeigt, wie das Vertrauen gestärkt werden kann und wieso es manchmal nur wenig braucht, um es zu zerstören. Was Vertrauen mit Verletzlichkeit innerhalb zwischenmenschlicher Beziehungen zu tun hat und welche Voraussetzungen es dafür braucht, erfahrt ihr im Buch.