Die Stadt im goldenen Morgenlicht (4/7)

von Beat Kohler 27. Dezember 2012

Schnee und Nebel hüllen Bern in wattiges Weiss. Die Hauptstadt präsentiert sich in winterlichem Kleid und Ursula Wyss tritt an diesem Tag aus dem Nationalrat zurück.

Das Spiel der Wolken und des Lichts machen die Einfahrt über den Lorraineviadukt in den Bahnhof Bern jeden Morgen zu einem Unikat. Die Schöheit ist blendend, egal ob die Sonne scheint. Sie ruft mir Fritzens Worte in den Sinn, obwohl er von der Abendsonne spricht und ich die Morgensonne sehe.

«In der Abendsonne sah ich dann die Altstadt vor mir. Sie lag scheinbar unberührt auf dem Felsrücken über dem Fluss. Das Licht durchbrach die Mauern wie warmes Gold. Die Stadt schien von einer so wunderbaren Schönheit, dass in der Erinnerung an sie sogar der Anblick des Makalu und des Chomo-Lungma verblasst.» (Friederich Dürrenmatt, Der Winterkrieg in Tibet, Stoffe I)

Der Anblick der Altstadt im goldenen Sonnenlicht hat bei aller Unbill der Welt etwas Tröstliches. Diese Schöheit kann bei Dürrenmatt sogar einen Atompilz über der Blüemlisalp überstrahlen. So sollte sie zumindest ausreichen, den Pendlern ein Strahlen ins Gesicht zu zaubern.

Frühere Serien aus «7 Tage, 7 Bilder»:
» Christine Strub: Weihnachtsmärit
» Remo Schmidt: Bern Panalog
» Marco Zanoni: Liebefeld wild & gefährlich
» Hanspeter Bärtschi: Ein nasskalter Sonntagabend
» Barbara Hess: Währschafts
» Stefan Maurer: Besetzte Orte