«Lichtspiel», Daniel Kehlmann
Wer in den letzten Monaten die Nachrichten verfolgt hat, dem geht es vielleicht ein wenig wie mir. In meinem Kopf kreisen Fragen, die ich eigentlich nur aus Filmen kenne: Sehen wir gerade dabei zu, wie die älteste Demokratie der Welt zerlegt wird? Wird in einem Land, dass sich für Freiheit und Offenheit rühmt, Journalismus zum Verbrechen? Wie schnell es gehen kann, dass für uns selbstverständliche Werte wie Freiheit und Demokratie verschwinden können und sowohl die Presse- als auch die Kunstfreiheit dran glauben, zeigt ein Blick in die Vergangenheit. Diesen Blick wagt auch das Buch «Lichtspiel» von Daniel Kehlmann. Zwar eine fiktive Geschichte, zeigt sie aber dennoch gespenstische Szenen einer Welt, die tatsächlich so existiert hat. Im Buch wird der Regisseur G.W. Pabst dabei begleitet, wie er zu Beginn des Zweiten Weltkrieges in seine Heimat Österreich, die nun Ostmark heisst, zurückkehrt. Um dort wieder Filme machen zu dürfen, muss er sich jedoch dem Naziregime und dessen Propaganda beugen. Das Buch ist fantastisch geschrieben und lässt einen immer wieder erschaudern. Übrigens wird es derzeit auch in den USA oft gelesen und besprochen.
«Live aus der Ukraine», Luzia Tschirky
Wenn wir schon gerade bei demokratischen Institutionen sind: Auch in Europa laufen diese immer wieder in Gefahr, bedroht zu werden. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine ist hierfür ein gutes Beispiel. Besonders in solchen Situationen ist eine unabhängige Berichterstattung essenziell. Dafür hat unter anderem Luzia Tschirky als Korrespondentin des SRF in der Ukraine gesorgt. Ihre Erfahrungen dazu hat sie im 2024 erschienenen Buch «Live aus der Ukraine» festgehalten. Darin schildert sie ihre Erfahrungen und Begegnung vor und während des Kriegsbeginns. Am Tag des russischen Überfalls in die Ukraine war sie in Kyjiw. Es geht um Journalismus im Krieg, darüber, wie schlussendlich alle in der Ukraine vom Krieg betroffen sind und welche Sorgen die ukrainische Bevölkerung hat. Eine grosse Empfehlung für alle, die sich bereits vertieft mit dem Krieg auseinandergesetzt haben und diejenigen, die es noch tun wollen.
«Im Meer waren wir nie», Meral Kureyshi
Zum Schluss noch etwas Erfreuliches: Die Berner Autorin Meral Kureyshi ist für den Schweizer Buchpreis nominiert! An dieser Stelle also noch die Empfehlung, ihr neuestes Buch zu lesen, falls ihr es noch nicht getan habt. «Im Meer waren wir nie» erzählt die Geschichte von Fürsorge und Abschied und unkonventionellen Formen des Zusammenlebens. Sie ist derzeit übrigens immer wieder an Lesungen unterwegs, es lohnt sich auf alle Fälle, da mal an einer vorbeizuschauen.