«Jugendliche: Meldet euch beim Jugendrat»

von Nino Ruef 28. März 2013

Ragavi Subramaniam ist in Bethlehem aufgewachsen und Mitglied im Jugendrat Bern, ihre Eltern stammen aus Sri Lanka. In «Mönsche vo Bärn» erzählt sie aus ihrem Leben als Mensch mit Migrationshintergrund.

Ragavi Subramaniam ist an einem Ort geboren und aufgewachsen, wo fast die ganze Welt versammelt ist: Im Holenacker-Quartier in Bethlehem. Die 20-Jährige hat sich immer sehr wohl gefühlt und beschreibt Bethlehem als ihre Heimat. Auch Ragavis Geschichte unterscheidet sich nicht gross von derer anderer Bewohnerinnen und Bewohner. Ihre Eltern sind ende der 80er Jahre aus Sri Lanka in die Schweiz geflüchtet. Mit ihren Eltern sprach die Bernerin seit jeher ausschliesslich Tamilisch. Da sie jedoch schon mit sechs Monaten die Kinderkrippe besuchte, war sie früh von Deutschsprachigen umringt und spricht heute perfektes Berndeutsch. 

Ausländerin zu sein hat Vor- und Nachteile findet Ragavi. Der Holenacker ist ein sehr lebhaftes Quartier, es finden immer wieder tolle Quartierfeste statt, wo alle Bewohner Essbares aus ihrem Herkunftsland mitbringen. «So lernte ich schon früh viele verschiedene Kulturen kennen.» Auch im Kindergarten sprachen viele Kinder anfänglich noch kein Deutsch. «Wir haben uns dann alle gegenseitig geholfen, das war sehr schön.»

 «An Halloween wurde uns die Türe zugeknallt»

Ragavi hat in Bethlehem aber auch schon Negatives erlebt. Im multiethischen Quartier kam sie in Kontakt mit offen geäussertem Rassismus. An Halloween wurde den Kindern mit Migrationshintergrund öfters die Türe vor der Nase zugeknallt, während die gleichen Bewohner die Taschen der Schweizer-Kinder mit Süssigkeiten füllten. Nirgends richtig dazugehören, dieses Gefühl kennt Ragavi bestens:

«Sowohl in Sri Lanka als auch in der Schweiz sehen mich die Leute als Ausländerin an. Man gehört nirgends richtig dazu.» 

Ragavi Subramaniam

 

In ihrem beruflichen Werdgang kam Ragavi ihre Herkunft jedoch sehr entgegen. Sie machte eine Lehre beim Bundesamt für Migration (BFM). So konnte sie aufgrund ihrer Sprachkenntnissen und ihrem kulturellen Hintergrund vielen Tamilen beim Asylverfahren helfen. Zur Zeit macht Ragavi die Berufsmatur, daneben arbeitet sie weiterhin in Teilzeit beim Bundesamt für Migration. Der Ehrgeiz ist gross, die Berufsträume ambitioniert. Nach dem Studium möchte sie Wirtschaftsanwältin werden. Die Eltern haben beide immer Vollzeit gearbeitet und daneben noch vier Kinder grossgezogen. Sie wollen, dass ihre eigenen Kinder es besser haben: «Unsere Eltern haben uns immer unterstützt und ich möchte die Chance, welche sie mir gaben, unbedingt nützen.»

Der Berner Jugendrat

Neben ihrer Ausbildung engagiert sich Ragavi noch im Jugendrat Bern. Dies ist eine Kommission des Gemeinderats der Stadt Bern und setzt sich für Fragen und Anliegen von Jugendlichen der Stadt Bern ein. Das Siebner Gremium gibt es seit 2009 und Ragavi ist seit Anfang dabei. Alle zwei bis drei Wochen wird eine Sitzung abgehalten, daneben laufen jedoch noch viele andere Projekte und Anlässe.

Ragavi bedauert, dass der Jugendrat in Bern noch nicht so bekannt ist: „Leider kommen noch viel zu wenig Jugendliche mit ihren Anliegen zu uns“. Grund dafür ist, dass sie keine Werbung machen dürfen. Stattdessen haben sie jetzt eine Facebookseite gegründet und organisieren Partys und Debattierclubs, um auf sich aufmerksam zu machen. «Jugendliche mit einem Anliegen – meldet euch.»