Als «Plattform für Filme aus dem östlichen Mittelmeer, dem Nahen Osten, dem Balkan, West- und Zentralasien» versteht sich das Orient Express Film Festival. Die Filme, die nacheinander in Bern, Zürich und Basel gezeigt werden, sollen gesellschaftliche Konflikte durch das Erzählen menschlicher Schicksale erfahrbar machen. Die persönliche Anwesenheit verschiedener Regisseurinnen und Regisseure und die Verbindung der Filmvorführungen mit Podiumsdiskussionen sollen eine vertiefte Reflexion ermöglichen.
Den Auftakt in Bern macht am Mittwoch, 30. Oktober, der deutsch-iranische Dokumentarfilm «Mein gestohlener Planet» von Farahnaz Sharifi. Er erzählt von einem iranischen Mädchen, das sich mit Hilfe einer Filmkamera ihre eigene alternative Welt schafft, fern von der Welt der Ayatollahs und der Revolutionsgarden. Zuvor ist der Animationsfilm «Matwini» der Genfer Filmemacherin Tabarak Abbas zu sehen, der im Irak spielt. Die Filme werden im Anschluss an die Eröffnungsfeier um 20 Uhr im Kino Movie gezeigt.
Diverse spannende Kooperationen
Für die darauf folgende Veranstaltung zieht das Festival in das Haus der Religionen. Im Rahmen des dortigen Jubiläumsprogramms zum 10-jährigen Bestehen wird der 2023 entstandene armenische Spielfilm «1489» von Shoghakat Vardanyan gezeigt. Der Titel bezieht sich auf die Dienstnummer eines armenischen Soldaten, des Bruders der Regisseurin, der am siebten Tag des Krieges gegen die aserbeidschanische Armee als vermisst gemeldet wird. Der Film zeigt, wie die Familie mit dieser Nachricht umgeht.
Ebenfalls eine Kooperation, nämlich mit der Vereinigung «Law meets Film», ist die Veranstaltung vom Freitag, 1. November, 18 Uhr, die wiederum im Kino Movie stattfindet. Gezeigt wird in schweizerischer Erstaufführung der iranische Film «Shahed» (Die Zeugin) von Nader Saeivar. Das Drehbuch hat die Regisseurin zusammen mit demvom Mullah-Regime mit einem Drehverbot belegten Regisseur Jafar Panahi geschrieben. der Film erzählt die Geschichte einer Tanzlehrerin, die Zeugin der Ermordung einer Freundin durch deren Ehemann wird. Weil der Mörder ein hoher Regierungsbeamter ist, unternimmt die Polizei nichts zur Aufklärung des Verbrechens. Die Zeugin steht vor der schwierigen Entscheidung, ob ihr die eigene Sicherheit oder die Gerechtigkeit für die ermordete Freundin wichtiger sind.
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Für die anschliessende Diskussion konnte Elham Manea, Professorin für Politologie an der Universität Zürich, gewonnen werden. Ihr Gesprächspartner ist Walter Stoffel, emeritierter Professor für Wirtschaftsrecht an der Universität Freiburg.
Schweizerische Beiträge
Neben dem bereits erwähnten Eröffnungsfilm «Mawtini» stehen weitere Filme im Programm, die von Filmschaffenden stammen, die in der Schweiz leben. Dazu gehören die Kurzfilme «Le Gap» von Keerthigan Shivaram, «Im Stau» von Alan Sahin und «Mein Name ist Ausländer» von Selin Besili. Diese und weitere Kurzfilme sind am Samstagnachmittag, 3. November, im Kino Movie zu sehen.
Am Abend des gleichen Tags läuft dort auch der Dokumentarfilm «The Landscape and the Fury» von Nicole Vögele. Der kinematographische Essay der Schweizer Filmemacherin ist an der bosnisch-kroatischen Grenze angesiedelt und erörtert Fragen nach Heimat, Flucht, Gewalt und Zufall. Der Film wurde am diesjährigen Festival «Visions du Réel» in Nyon uraufgeführt und gewann dort den Hauptpreis.
Die diesjährige Ausgabe des Orient Express Film Festival steht unter dem Thema «Vielfalt». In Bern werden insgesamt 9 lange und 9 kurze Filme gezeigt. Einzelheiten des Programms sind hier abrufbar.