In meinem Museum gibt es tote Tiere. Aber in seiner Vitrine schaut mich das Zebra so keck an, als wäre es quicklebendig und erst noch zahm. Wäre da nicht die Scheibe, würde ich das Zebra streicheln. Anders die Krokodile mit ihren riesigen Zähnen. Hier trete ich unwillkürlich einen Schritt zurück.
Ich habe mein Museum entdeckt, als meine Tochter etwa eineinhalb Jahr alt war – besser gesagt: wieder entdeckt. Denn ich fühlte mich sogleich in meine Kindheit zurück versetzt. Die dunklen Gänge, der Geruch und die bilderbuchgleichen Vitrinen mit exotischen Tieren, sind noch genau wie damals. Schon als Kind stand ich mit einem leichten Schauder und doch fasziniert vor den Vitrinen. Leben und Tod, Tierliebe und Jagd zeigen sich selten so nah beieinander.
Meine Tochter interessierte sich zu Beginn nicht sonderlich für die Tiere. Sie freute sich aber über die zahlreichen Kinder jeglichen Alters, die an diesem Regensonntag durch die Gänge wuselten. Und während mein Kind durch die andern Kinder gut unterhalten war, genoss ich Zeit, die neue Ausstellung anzuschauen.
Seit jenem Regensonntag sind meine Tochter und ich regelmässige Besucherinnen im Naturhistorischen Museum Bern. Wir haben gelernt, dass Regenwürmer die Erschütterung von auf die Erde prasselnden Regentropfen spüren oder dass Lachse sich im Wasser am Geruch orientieren. Wir kennen die Mythen rund um Barry und schauen uns jedes Mal die Elefäntchengeburt an.
Aber am meisten schätze ich in diesem Museum die freundlichen Mitarbeitenden. Sie mögen Kinder. Die Kleinen dürfen entdecken und fröhlich sein. Sie können nichts kaputt machen und auch mal etwas anfassen, während ich mir die Exponate anschaue und in Ruhe die Legenden dazu lese. In diesem Museum fühle mich willkommen, auch mit einem Kleinkind.