Musik ertönt aus einem Kellerladen auf die heute Nachmittag ansonsten sehr ruhige Rathausgasse. Die schmale Treppe hinuntergelaufen findet sich die Ursache schnell. In dem Kellergewölbe betreibt Serge Berthoud seit etwa zweieinhalb Jahren den Plattenladen «Serge and Peppers Records». Heutzutage auf physische Tonträger zu setzen, erscheint mutig, doch scheint offenbar aufzugehen, wie Serge Berthoud meint: «In der Grössenordnung hier funktionierts. Eine grosse Fläche mit sieben Angestellten wäre aber nicht rentabel, diese Zeiten sind für physische Tonträger vorbei.»
In dem kleinen Kellerlokal geht es um Musik, nicht viel anderes, der verfügbare Platz gehört Vinylplatten und CDs. Überladen wirkt das nicht, eher fein assortiert. Während andere CD-Läden in Bern schliessen mussten, hat hier offenbar einer eine Nische gefunden. «Ohne Vinyl wäre es schwierig, denn das ist das schönere Kulturgut», meint Serge Berthoud, «ich habe schon noch CDs weil das von meiner Kundschaft gewünscht ist, aber mehrheitlich Neuheiten, die ich jeden Freitag neu aufstocke.» Die Plattensammlung sei dagegen breiter aufgestellt, darunter finden sich auch ältere Erscheinungen oder Neuauflagen.
An dem kleinen Tresen sitzend und rauchend erzählt Serge Berthoud, was für ihn die Faszination des schwarzen Goldes ausmacht: «Vinyl ist ein anderer Akt von Hören. In Zeiten von Spotify geht es um Songs, die schnell wieder weg sind und der Albumcharakter geht flöten. Bei Platten hast du das Cover vor dir und ein anderes Bewusstsein, als wenn du dir die Songs online reinföhnst.» Rückwärtsgewandt sei er deswegen aber nicht, immerhin veröffentlicht auch er von seinem Laden aus regelmässig Spotify-Playlists. «Ich bin kein Zyniker und stelle mich da gar nicht quer. Damit würde ich mir selbst ans Bein pinkeln.»
Neben der Kasse hängt ein Blatt von der Decke, auf dem Serge Einblick in seinen musikalischen Jahresrückblick gewährt. Die Top Alben 2019, die besten Songs 2019 und die besten CH-Platten sind dort aufgeführt. «2019 war ein gutes gutes Jahr mit vielen spannenden und schönen Releases, gerade auch auf Schweizer Ebene. Es ist viel gutes raus gekommen, aber natürlich auch Unmengen schlechtes.»
Das am anderen Kopfende des Ladens prominent ausgestellte Patent Ochsner Album «Cut Up» hat es aber nicht in die Liste geschafft. «Ich habe Respekt vor dieser guten Band, war aber nie ein grosser Fan. Mich interessieren Debutalben oder irgendwelches Indie-Zeugs mehr», sagt Serge. Etwa die neue von Stahlberger, «Dini Zwei Wänd», schwärmt er: «Die find ich richtig gut, ist sehr elektronisch, düster und Bit-Tuner mit seinem Bass verleiht dem Sound eine Note, die die Szenerie nochmal auf ein anderes Level hievt. Und funktioniert übrigens auch live sehr gut.»