Letzte Woche wollte ich Teigwaren kochen. Nun bin ich kein Meister am Herd. Aber Teigwaren, kein Problem. Rein damit ins kochende Salzwasser, alles bubi-einfach. Dachte ich. Falsch. Ganz falsch.
Begleiten Sie, liebe Journal-B-Lesende, den Kolumnisten auf eine Einkaufstour durch die Berner Innenstadt. Wir beginnen in der grossen Migros an der Marktgasse. Dem Menüplan entsprechend stehen wir vor dem Teigwarenregal. 12 Meter lang ist es. Zunehmend unsicher versuchen wir das Sortiment zu überblicken. Hier sehen wir zum Beispiel den gutschweizerischen Zmittagstandard namens Spaghetti. Die gibts je nach Dicke als Nr. 1 bis 5, ferner Eierspaghetti, solche aus Vollkorn, aus Vollkornreis, aus Dinkel, aus Vollkorndinkel, Vollkorngriess, weiter glutenfrei, dann jene mit Linsen. Überdies lagern gleich nebenan Kinderspaghetti: jene für Einjährige, für Ein- bis Dreijährige und als Höhepunkt Kinder-Spaghetti mit Alaska-Seelachs. Das wird die Gofen sicher freuen.
Habe ich Sie verwirrt? Ich bitte Sie, geschätzte Leserinnen und Leser; wir sind noch längst nicht fertig. Denn jetzt kümmern wir uns um die verschiedenen Marken: Budget, Barilla, Garofalo, Demeter, Agnesi, Alnatura. Nun lernen wir die Artenvielfalt kennen. Nämlich Hörnli, Magronen, Schnäggli, Spätzli, Spätzle, Spiralen, Nudeln, Locken, Müscheli. Soweit das heimische Schaffen. Nun bewundern wir die italienischen Sorten. Ein gutes Dutzend ists, von Orecchiete über Lasagne und Fettucine zu Rigatoni.
Kinder-Spaghetti mit Alaska-Seelachs. Das wird den Gofen gefallen.
Wir verlassen die Migros-Hallen und streben dem Coop Ryfflihof zu. Im Untergeschoss bestaunen wir die Milchprodukte. Das Kühlregal, 22 Meter lang, enthält auf 15 Metern Joghurt in Klein-, Mittel- und Grossverpackungen sowie im Magnum-Gebinde. Joghurt stichfest und gerührt, Bio und Bifidus, probiotisch, laktosefrei oder griechisch, von Nestlé, Emmi, Danone oder Demeter. Zur Wahl stehen 46 Geschmacksrichtungen, von Ananas bis Zitrone, darunter das Saison-Joghurt – jetzt im Januar mit Zwetschgen. Da war doch noch was? Ach ja, wir sollten Joghurt heimbringen. Nicht irgendeines, sondern Actimel Antioxidant. Wir suchen und suchen und suchen.
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Sie haben definitiv die Nase voll? Nicht doch. Zurück in der Migros wollte ich Ihnen noch die Regale mit dem Apéro-Gebäck zeigen, Chips und so, auf 17 Metern. Gerne hätte ich das Regal mit den 108 verschiedenen Deos präsentiert. Gleich daneben sind die Dusch-Gels und -Crèmes, 116 Sorten und Geschmacksrichtungen.
Fertig, Schluss, Ende. Wir eilen erschöpft dem Ausgang zu, lassen die Fleischabteilung links und die Tierfutter-Regale rechts liegen. Eigentlich wollte ich Ihnen noch allerlei launige Bemerkungen mit auf den Weg geben, mit markigen Worten die wahnhafte Überfülle kritisieren, den Konsumterror geisseln. Aber oje, Sie sind müde, ich bin müde. Drum in aller Kürze: Was soll das?