Diese Töne! Heiterefahne! Excusé! Beim Boulespiel auf der Münsterplattform sagt einer sogar: Bin ig ä Löu! Man will es zwar noch immer nicht wahr haben, aber es besteht kein Zweifel: Nach einem langen heissen spanischen Sommer ist man wieder zurück in der Stadt, zurück in Bern. Man lebt wieder in einer Wohnung, mit der Allgegenwärtigkeit der motorisierten Mobilität. Man lebt wieder mit Schlüsseln, mit Socken, mit Heizung und das Hemd, bitte sehr, gehört jetzt wieder in die Hose. Landleben ade!
Weit weg ist mein geliebter Gemüsegarten, über den sich jetzt eine Decke aus Unkraut zieht, während ich hier immer öfter meine Jacke zuknöpfen muss. Auch die jungen Eltern auf der Plattform stecken ihre Hände schon in die Manteltaschen, während ihre Kinder auf dem Schaukelpferd die Welt erobern und man sich nach einer herrlich glänzenden Kastanie bückt. Oh, die Farben des Herbstes sind wunderschön, die Bäume leuchten! Haben Sie das Wunder der Rotbuchen an der Aare schon gesehen? Ich will mich ja auch gar nicht darüber beklagen, dass jetzt wieder alles viel teurer ist, dass jeder Kaffee oder jedes Bier, das ich bestelle, plötzlich dreimal mehr kostet. Nein, kein Vorbehalt, denn ich werde in der Regel auch viel gediegener bedient und erst noch in blitzblanken Lokalen, die so chic und durchgestylt sind, Gäste inklusive, man glaubt sich in einem Film.
Das Problem ist das Gesicht. Wo ist bloss mein Stadtgesicht? Jetzt hat man wieder auszusehen. Natürlich versuche ich auch unterwegs aufgeräumt und guter Laune zu sein. Ich versuche sogar zu lachen oder zu lächeln. Es kommt sogar vor, dass ich ein Lächeln mit Unbekannten teile, was ich immer sehr schön finde. Aber trotzdem: Allzu unbekümmert darf ich offensichtlich doch nicht durch die Gassen gehen. Es gibt auch Menschen, deren Züge erstarren, wenn ich sie anschaue, und schaue ich nach der langen Abwesenheit allzu neugierig in einen Laden, schaut man sofort zurück, als wollte man fragen: Isch öppis nid guet? Nein, nein, will ich dann rufen, alles picobello! Ich bin bloss erst seit kurzem wieder zurück in der Stadt, bin gerade noch dabei, mein Stadtgesicht zu finden, sorry! Auch Ankommen will geübt sein.
Und was hat Robert Capa damit zu tun?
Einerseits haben etliche seiner bekanntesten Bilder sehr viel mit jenem Spanien zu tun, wo ein Teil von mir offensichtlich noch immer verharrt, und andererseits hat er dem Krieg, auch ganz besonders dem Terror der Bombardierungen und der Unmenschlichkeit der erzwungenen Flucht, ein derart klares Gesicht gegeben, dass man sich immer neu fragt, warum sich der ganze Wahnsinn dennoch ständig wiederholt!