Einer der dümmsten Menschen, die ich je kennengelernt habe, war von Beruf Journalist und zwar mit Starstatus. Wenn ich schreibe, schreibe ich für Millionen, pflegte er zu sagen. Was er privat allerdings an weltanschaulichen Ungeheuerlichkeiten absonderte, ging auf keine Kuhhaut. Auch sonst ist man zwar oft genug gezwungen, zu erkennen, wie eingeschränkt die sogenannten Eliten in ihrem Denken sein können, dass man sich mit solchen Äusserungen aber in heikle Bereiche begibt, ist auch klar. Ist man selbst wirklich gescheit genug, um anderen ihre Dummheit vorwerfen zu dürfen?
Ohne Zweifel ein schwieriges Kapitel, aber was soll man tun, wenn die Emotionen ins Spiel kommen, wenn man sich derart für dumm verkauft vorkommt, dass man sich mit dem ausgestreckten Zeigefinger quer durch die Küche stürzen muss, um mit einem heftigen Knopfdruck dem ärgerlichen Gespräch am Radio ein Ende zu bereiten?
Schon mehrmals war es schlicht nicht mehr auszuhalten.
Da fragte tatsächlich zum hundertsten Mal eine Journalistin einen Korrespondenten: Was hat das für Folgen? Mein Gott, weil man wissen will, was etwas für Folgen hat, hat man doch die verdammten Nachrichten eingeschaltet. Was hat das für Folgen? Alles hat Folgen! möchte man schreien. Wozu fragen Sie dann noch! Egal welche schlimmen Entwicklungen in welchem Bereich auch immer es zu vermelden und zu beachten gibt, ob in der Türkei, in den USA, in China, in Indien, in Italien, in Australien oder in Afrika, in der braven Schweiz fragt am braven Schweizer Radio eine brave Schweizer Stimme ganz brav und absolut überflüssig: Was hat das für Folgen?
Und warum?
Weil brav befolgt wird, was irgend ein fehlgeleiteter Vorgesetzter oder meinetwegen ein «Vorgesetzter mit Sternchen» befohlen hat. Mir, dem Hörer wird nämlich beleidigenderweise eine Konzentrationsspanne von etwa einer halben Minute zugetraut und deshalb muss wie von oben herab verschrieben, jede Information mit meistens dilettantisch improvisierten Zwischenfragen zerstückelt und zerdrückt werden wie die Banane für den Kinderbrei mit dem Löffel.
Wollen die mich ausgerechnet in diesen wirren Zeiten noch zum Fernseher machen?
Und was hat Paul Klee damit zu tun?
Eigentlich nichts, aber seit ein paar Tagen ist die Münsterplattform wieder geöffnet und was dies für die Bewohner der Unteren Stadt bedeutet, ist kaum zu überschätzen. Die Plattform ist für viele der einzige Balkon, der einzige Garten und ein Kraftort dazu. Auf der Plattform kann man sehen, dass die Aare weiter ziemlich gelassen und grün wie immer daherkommt, auf der Plattform kann man sich von ihr berauschen lassen und auf der Plattform kann man sich auch vergewissern, dass sie weiter wie eh und je unbekümmert in die Welt hinausfliesst.
An der Ansicht, die Paul Klee möglicherweise von der damals gerade neu gebauten Kirchenfeldbrücke aus gezeichnet hat, ist vor allem ausserordentlich, dass er gerade mal 12 Jahre alt war.