Weiter geht es mit Heinz Egger

von Beat Sterchi 22. Dezember 2016

Es ist ein grauer Morgen vor Weihnachten. Der Nebel hat sich eben erst gelichtet. Ich stehe an der Brüstung der Münsterplattform, atme tief, spüre die kalte Luft und schaue hinunter auf die Aare. Verhalten und mager kommt sie daher, ihr Rauschen ist verstummt, die Schleusen sind geschlossen. Die Kiesbänke zeigen ihre im Fluss des Jahres gewonnenen Konturen. Fischreiher ist keiner zu sehen, aber kurz zuvor hatte ich eine Krähe aufgescheucht, die mich ziemlich respektlos in hochmütigem Flug umkreiste und dazu, wie es sich für eine Krähe gehört, dreimal krähte.

Gegenüber in der Englischen Anlage kläfft jetzt ein Hund und vom Münster her rückt eine kleine Gruppe von Asiaten an. Sie fuchteln mit ihren Selfie-Sticks ein bisschen herum und verschwinden ebenso schnell wie sie gekommen sind. Im Sandkasten liegen ein paar bunte Spielzeuge, ein Obdachloser, der seine Sachen auf einer Bank geparkt hat, geht auf und ab, um sich warm zu halten. Auf dem Weg zum Café an der Ecke höre ich einen Wortwechsel auf Französisch zwischen einem Mann und einer Frau, die sich streiten, sich dann umarmen und lachen.

Ich trinke einen Kaffee, esse dazu ein Gipfeli, die Zeitungen an der Wand stören mich nicht. Der Kellner bedankt sich höflich, als ich zahle und gehe. Auf dem Vorplatz der Plattform kommt U. aus seinem Hauseingang. Er setzt sich einen Helm auf den Kopf und steckt einen Schlüssel in das Schloss seines dort stehenden Velos. Ich wünsche einen schönen Tag. «Merci, glychfaus», sagt er. «Dir o no ä schöne Tag!» Und im Weitergehen nehme ich mir vor, mich genau daran festzuhalten.

Mehr Welt brauche ich im Augenblick gerade wirklich nicht.

  

Und was hat Heinz Egger damit zu tun?

 

Durch die Umschlagbilder und Zeichnungen für die Bücher von Klaus Merz ist der Burgdorfer Heinz Egger vielen vertraut. Dieses Burgdorfer Urgestein ist ein hochsensibler Zeitgenosse, der immer wieder verblüfft durch die Leichtigkeit, mit der er der Brüchigkeit unserer Zeit Form zu geben versteht. In dem kleinen Bild «Müdigkeit» sehe ich meine eigene Überforderung in diesen wieder mal besonders finstern Zeiten und sehe darin auch die Notwendigkeit, den eignen Kern zu schützen, sich selbst möglichst rein- und rauszuhalten. Eine andere Möglichkeit scheint es auch kurz vor Weihnachten leider nicht zu geben. Trotzdem: Kopf hoch, frohes Fest und alles Gute für das neue Jahr!