Es war ein mir unbekannter, fremdländischer Mann. Wir standen uns bei der Glassammelstelle plötzlich vor dem gleichen Loch gegenüber. Er grüsste, lächelte und warf eine Flasche rein. Ich grüsste zurück, lächelte auch und warf meine Flasche rein. Danach geriet ich am Mani-Matter-Stutz mit dem Velo auf die falsche Fahrbahn. Ich hatte zünftig Anlauf genommen. Prompt kam ein Lieferwagen um die Rathausecke. Der Fahrer zeigte Verständnis, lachte und hob die Hand zum Gruss. Gleich darauf grüsste und dankte mir ein Lastwagenfahrer, weil ich meinerseits Verständnis gezeigt und angehalten hatte, um ihn die schmale Kreuzgasse passieren zu lassen. An der Kramgasse bremste dann der eben von der Haltestelle losgefahrene Bus. Mit einem Lachen und einem Handzeichen gewährte mir der Chauffeur den Vortritt. Nur Sekunden später kam mir auf dem kleinen Platz beim Eingang zur Plattform, hinten am Münster, eine Dame in einem schwarzen Nikab entgegen, die ihrem Begleiter ein paar Schritte voraus ging. Obschon nur ihre grossen Augen zu sehen waren, bestand kein Zweifel: Die Frau nickte mir zu und grüsste freundlichst. Ihre Augen strahlten himmlisch.
So what? könnte man einwenden, hätte sich dies nicht vor wenigen Tagen, also mitten in diesen kriegerischen Zeiten zugetragen.
Und was hat Gabriele Münter damit zu tun?
Von ihr kann man im Klee-Zentrum gegenwärtig eine grosse Auswahl wunderbar freundlicher Bilder anschauen. Man wird dabei allerdings einmal mehr gezwungen sein, sich Gedanken dazu zu machen, wie es kommt, dass die einen schöne Bilder von schönen Häusern malen, während andere wie vom Sack geschlagen andere Menschen ermorden, ihre Behausungen zertrümmern, grenzenloses Elend anrichten und auch noch meinen, um ein fürchterlich modisches Wort zu benützen, solches Verhalten sei in irgend einer perversen Weise zielführend.