Und dann ist man doch schon seit einem Monat wieder in Spanien. Hat sogar einen Garten angelegt, wenn auch in ziemlich bescheidenem Rahmen. In diesem Jahr wird es weder Kartoffeln noch Zwiebeln zu ernten geben. Aber immerhin ernte ich schon Salat und Zucchetti und ein paar Tomaten sind am Reifen, so munzig, wie sie auch noch sind. Bei den Gurken sieht die Sache schon unsicherer aus.
Ich war gerade dabei, dem einen Stängel mit ein paar etwas schlaffen Blättern dran gut zuzureden, als die Nachbarn aus Katalonien auftauchten und zwar diesmal mit einem Hund. Es war an dem bis jetzt heissesten Tag des Sommers. Ich wollte der Gurke gerade noch gut zureden: Du schaffst das, wollte ich sagen, ihr seid eine äusserst widerstandsfähige, robuste Truppe, viel zu spät eingepflanzt, überhaupt nicht nach Fahrplan, ich weiss, aber die Nachbarn und auch der neue Hund wollten angemessen begrüsst sein und natürlich bestätigten wir uns gegenseitig, dass wir in eigenartigen Zeiten lebten. Tiempos muy raros.
Während die Nachbarin eine Maske trug, hatte der Nachbar diese nur an einem Ohr angehängt. Er lobte mir freundlich den Garten und meinte dann, dass es in diesem Jahr wegen der Pandemie mehr Sommergäste als üblich im Dorf haben werde, denn Reisen ins Ausland seien ja fast unmöglich. Auch sie hätten für diesen Juli eigentlich eine Reise geplant, Thailand wäre an der Reihe gewesen. Glücklicherweise hätten sie aber im März, noch vor dem Ausbruch der Pandemie, Kenia besucht, und er sei im Februar in Chile und Argentinien durch Patagonien gefahren. Und immer mit der an einem Ohr herunterhängenden Maske fügte er noch hinzu, Gott sei Dank hätten sie im Januar noch ein paar Tage in Rom verbringen können.
Klar, sagte ich, weil ich mich gedrängt fühlte, auch etwas zu sagen, Rom sei immer für eine Reise gut, aber eigentlich war ich in Gedanken noch immer bei meinen Gurken, welchen ich unbedingt noch nahe legen wollte, dass sie sich keine Sorgen machen sollten, kein Mensch erwarte von ihnen wieder so eine Überproduktion wie letztes Jahr. Nein! Nein! Ein paar wenige saftige Exemplare würden reichen, aber ohne Gurken sei ein Gazpacho eben doch nicht wirklich ein richtiger Gazpacho.
Mein Nachbar tätschelte dann den Hund und als er sagte, dieses liebe Tier hätten sie im April bei sich aufgenommen und schon sei es ein Mitglied der Famile, dachte ich, hoffentlich wird es das auch bleiben, wenn es ans Buchen der nächsten Flüge geht, denn Thailand wartet und Tausende der Hunde, die in Spanien während der Ausgangsperre über geschäftstüchtige Onlinehändler Besitzer gefunden hatten, um diesen einen Vorwand zum Verlassen ihrer Wohnung zu liefern, wurden nur Wochen später wieder ausgesetzt.
Und was hat Erwin Wurm damit zu tun?
Erwin Wurm ist einer der ganz wenigen Künstler, denen das Verdienst zukommt, der Gurke in der Kunst ihren angemessenen Platz verschafft zu haben. Die Gurke im öffentlichen Raum wie in Salzburg. Herrlich ballt sich da der österreichische Witz. Der an die Wand gestellte Lastwagen hat mir aber auch schon immer gut gefallen.