Es besteht kein Zweifel: Die Welt ist gerade wieder einmal dabei, völlig aus den Fugen zu geraten. Man kommt kaum mehr mit, die Krisenherde scheinen sich zu multiplizieren und die Vorstellungskraft eines Normalsterblichen ist hoffnungslos überfordert.
Wer aber meint, in diesen schlimmen Zeiten lasse sich wenigstens in der Kunst etwas Harmonie oder sogar so etwas Tröstliches wie Schönheit finden, der irrt. Auch die Kunst ist aus dem Häuschen, hat es schwer wie eh und je. Was ist Kunst? Um Gottes Willen! Manchmal hat sie sogar Mühe, überhaupt als Kunst erkannt zu werden. Auch wird sie aufgeräumt. Wer kennt sie nicht, die sympathische Spielerei, bei welcher ihre Elemente in eine Bildecke gestellt oder wie auf einem Parkplatz die Autos neu aufgereiht werden! Herrlich frech und aberwitzig.
Aber manchmal geht es beim Aufräumen auch weniger lustig zu und her. Zum Beispiel, wenn das Reinigungspersonal irrtümlich eine ganze Installation wegputzt und entsorgt. So neulich geschehen im Museion Bozen. Thematisiert wurde konsumsüchtiges Saufverhalten, aber in der Annahme, es seien die Rückstände einer ausserordentlich üppig verlaufenen Vernissage, wurde die vermeintliche Kunst in der Eingangshalle spät abends rübis und schtübis in grosse Abfallsäcke abgefüllt und für die Abfuhr bereit gestellt.
Dabei handelt es sich beileibe nicht um einen Einzelfall. Als der Verantwortliche für einen grossen, öffentlichen Park in Madrid seinen Leuten den Auftrag gab, für die bevorstehende Einweihung neu erworbener Skulpturen alles schön sauber aufzuräumen und in Ordnung zu bringen, ging man auch dort allzu beflissen ans Werk. Die zuständige Kunstkommission hatte für teures Geld zwei besonders reich besprayte Betonelemente aus der Berliner Mauer erstanden, welche noch bevor die Korken knallten, von dem wohlmeinenden Personal der Ordnung halber mit weisser Farbe überstrichen wurden. Genau so wie man das in dem besagten Park auch sonst mit über Nacht angebrachter Graffity macht.
Und was hat Benozzo Gozzoli damit zu tun?
Schon ziemlich schtotzig geht es auf Weihnachten zu und keiner hat das an sich dankbare Motiv der heiligen Drei Könige – im Bild ist es Kaspar – eindrücklicher gemalt als dieser Monsieur aus Italien. Wer sich Zeit nimmt, selbst ein paar Einblicke in die Bilderwelt Gozzolis zusammenzusuchen, kommt garantiert nicht aus dem Staunen heraus! Ein bisschen Licht in dieser dunkeln Zeit! Als ich die Kapelle im Palazzo Medici in Florenz betrat, wusste ich jedenfalls ganz genau, dass das Kunst ist und auch, dass ich selten Schöneres gesehen habe.