Unter uns gesagt

von Beat Sterchi 8. Oktober 2014

Interessieren Sie sich für Literaturkritik? Lesen Sie überhaupt noch Buchbesprechungen?

Wenn ja, ist Ihnen auch schon aufgefallen, wie selten die wenigen, die noch gedruckt werden, etwas von jenem Feuer zu vermitteln vermögen, das bei wacher Lektüre ein gutes Buch in einem zu entzünden vermag?

Haben Sie auch schon bemerkt, wie oft in unmittelbarer Nähe einer besonders matten und unentschiedenen Besprechung ein Verlagsinserat auftaucht, das ziemlich schamlos zeigt, warum das Buch überhaupt besprochen wurde?

Ja, von der traditionsreichen Literaturkritik, die sich einst einsetzte für das möglichst Wahre und Schöne, die gegen Kitsch, Schrott und Schund mit spitzer Feder und sprühendem Eifer ins Feld zog, ist vielerorts nichts weiter übriggeblieben als ein lahmes, den Verlagen gegen ein paar Werbefranken zudienendes Veredeln und Strecken der Klappentexte. Natürlich gibt es Ausnahmen. Wie immer: Keine Regel ohne Ausnahme.

Und wer sich den Literaturbetrieb einmal ein bisschen genauer angeschaut hat, der weiss auch, wie klein und übersichtlich der ist, wie sich alle kennen, wie sich Seilschaften bilden, wie hier ein Gefalle verdankt und dort ein Hinweis vergolten wird. Wie üblich es ist, dass sich Freunde und Freundinnen publizistisch hochjubeln! Eine ziemlich abgekartete Sache.

Aber gerade deshalb und trotzdem wage ich es hier unter uns, ihnen das Buch eines Freundes zu empfehlen, denn mein Gewissen ist rein. Er hat nämlich ein Buch veröffentlicht, von dem ich genau weiss, warum ich es empfehle, ich muss diesen Blog nicht mit Floskeln füllen und kann auf Wunsch auch einen ganzen Katalog von Argumenten liefern! Ich muss auch nicht behaupten, es sei das Buch des Jahres oder des Jahrzehnts oder meinetwegen des Jahrhunderts! Das wäre mir, unter uns gesagt, sowieso egal. Ich will sagen, es ist ein Buch mit Geschichten in meiner Sprache aus meiner Welt, es ist bodenständig, klug und nachvollziehbar. Und natürlich geht es auch um Sprache. Sprachlich ist es so schlicht und so echt, dass so vieles daneben als reine Mache verblasst. Es kommt ohne wahnsinnige Einfälle, ohne Mord und Totschlag aus und die Tatsache, dass der Autor sich die Freiheit nimmt, es in jener Sprache zu schreiben, die er dazu für angemessen hält, befreit ihn, unter uns gesagt, auch von dem Verdacht, dem weitverbreiteten, schlecht verborgenen Ehrgeiz, durch Entgegenkommen jeder Art auf Teufel komm raus möglichst viele Lesende zu erreichen.

Ja, welches Buch ist das wohl?

Genau, Sie haben es natürlich erraten!

P.S. Dass dessen Autor jetzt auch noch diesen Blog redigieren muss, kann ich leider auch nicht ändern.