Tradition trifft linksautonome Subkultur

von David Fürst 9. Juli 2024

B-Sport Folklore im urbanen Raum: Das Reitgenössischen Schwingfest in der Reitschule zeigt, wie vielfältig Bern sein kann. Eine Fotoreportage.

Der Jodler Klub «Lorraine Breitenrain» steht in traditioneller Tracht vor den drei Tonnen Sägemehl, die den Innenhof der Reitschule bedecken. Im schwarzen «Chuttli» oder in klassischer Berner Tracht. Über ihnen hängt ein Transparent mit der Aufschrift «END OCCUPATION DECOLONISE NOW». So kontrastreich dieses Bild auch scheint, das Reitgenössische Schwingfest passt gut in die Reitschule.

Auch bei Regen wird weitergeschwungen.

Fairplay!
Fairplay!

Der Innenhof dient als Arena, und von den Fenstern aus verfolgen auch andere Reitschüler*innen aus dem Dachstock oder dem Wohnhaus das Geschehen. Trotz des kalten und sehr regnerischen Wetters ist die alte Holztribüne bis auf den letzten Platz besetzt. Es gibt Rösti, Würste und Weisswein in Halbliterflaschen. Das Publikum ist vielfältig; man sieht bekannte Gesichter der Subkultur ebenso wie weniger bekannte Menschen jeden Alters. Neu sind zwei Kampf-Kategorien eingeführt worden: «FINTA Only» und «Open» (FINTA* steht für: Frauen, Inter, Nonbinäre, Trans und Agender Menschen). Diese Kategorien wechseln sich ab und je länger der Nachmittag dauert, desto spektakulärer werden die Kämpfe.

Ein ruhiger Moment.
Tori und Luisa: nach dem Schwung kommt die Erschöpfung.

Im diesjährigen Finale der «FINTA* Only»-Kategorie konnte Alex im finalen Schwung gegen ihre Konkurrent*innen gewinnen. Bei der Open-Kategorie siegte Philip gegen Vinz. Wie schon 2022 und 2023 war auch Tom, FDP-Stadtrat, wieder dabei und schaffte es fast ins Finale. Leider verletzte sich Luisa, die als Favoritin für den Kranz gehandelt wurde. Ismael, der beim ersten Schwingfest erfolgreich war, konnte sich dieses Jahr nicht für das Finale qualifizieren.

Die Schwinger unter sich.
Tom Berger in Siegespose.
Tom Berger in Siegespose.
Nach dem Kampf gibt es Umarmungen.
Nach dem Kampf gibt es Umarmungen.

Der Musiker Sebi Schafer begleitete auch dieses Jahr wieder die Schwünge mit dem Hackbrett und reagierte auf das Geschehen im Sägemehl. Während der Pausen sorgte der Jodlerklub Lorraine-Breitenrain, den es seit 1906 gibt, mit seinen Einlagen für urige Stimmung. Sie sangen traditionelles aber auch «Ewigi Liebi» von Mash. Auch die Kollektive der Reitschule, wie das Souli und Rössli, beteiligten sich mit einem gastronomischen Angebot am Fest und die Druckerei stellte einen Siebdruckstand auf. Wo mensch sich T-Shirts drucken lassen, konnte mit dem Logo des Schwingfestes.

Auch der Jodler Klub schaut zu.
Auch der Jodler Klub schaut zu.
Lisa schüttelt das Sägemehl aus.
Lisa schüttelt das Sägemehl aus.
Vinzenz Bangeter schwingt mit viel Kraft.
Vinzenz Bangeter schwingt mit viel Engagement.
Alex ist Gewinner des diesjährigen reitgenössischen Schwingfest.
Philip ist Gewinner des diesjährigen reitgenössischen Schwingfestes.

Nach dem Sieg.