In meinem Gemüsegarten in Spanien ist der Mist geführt und inzwischen hat es tatsächlich geregnet, wenn leider auch noch lange nicht genug. Gleichzeitig hat die Regierung in Madrid einen kühnen Entscheid gefällt. Zusammen mit Irland und Norwegen hat sie Palästina offiziell als Staat anerkannt. Ob Präsident Sanchez und seine Leute dabei klug und umsichtig handeln, kann ich nicht wirklich beurteilen, aber aufgefallen ist mir sehr wohl, dass sich Spanien für europäische Verhältnisse sehr israelkritisch verhält.
Erklären kann ich mir diese Haltung nur damit, dass der zweite Weltkrieg und dessen Aufarbeitung das Land Spanien relativ unberührt gelassen haben. Hier hat nie jemand behauptet, Auschwitz liege auch in Spanien. Während ich bei Israel immer die Shoa mitdenken muss – ein Impuls, der eigentlich an Grauenhaftigkeit jedes Denken überfordert – scheint diese Dimension hier nicht zu existieren.
Auch schlechtes Wetter kann schön sein
Ob man sich nicht daran erinnert oder einfach wenig weiss, bleibe dahingestellt. Gerade jüngere Politikerinnen äussern sich aber oft etwas leichtfüssig zur Gegenwart in Nahost. Gerade so, als hätte der Konflikt mit dem Krieg in Gaza begonnen. Dass er dort auch nicht enden wird, scheint mittlerweile leider absehbar.
Noch überhaupt nicht absehbar ist dagegen, ob ich meinen Gemüsegarten während des Sommers bewässern kann und ob die häusliche Wasserversorgung gewährleistet sein wird. Das mag widersprüchlich klingen, aber verdanken tun wir diese Ungewissheit dem berühmten schönen Wetter. Bekanntlich lernt man schnell, wenn man direkt betroffen ist.
Schönes Wetter ist nicht nur schön.
Auch schlechtes Wetter kann schön sein.
Das habe ich gelernt.
Ohne Regen keine grüne Wiese.
Man kann nicht alles kontrollieren
Mittlerweile ist mir fast unverständlich, wie ein Reisebüro auf grossen Plakaten die vielen Regentage der Schweiz anprangern konnte, um damit für Ferien in sonnigeren Gegenden zu werben. Schlechtes Wetter ist auch gutes Wetter. Regen ist ein Segen. Ganz besonders dann, wenn er üppig und stetig vom Himmel fällt, um langsam, aber tief einzudringen in den Boden.
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Ganz schwierig zu ertragen, sind dagegen die vielen angekündigten Regentage, die sich auf dem Wetterportal immer nach hinten verschieben, um sich dort mitsamt der auf Null geschrumpften Niederschlagsmenge wieder aufzulösen. Einmal hat es auch ein paar Tage lang ein bisschen genieselt, von der Dachkante fielen auch immer wieder ein paar fette Tropfen, aber als ein Nachbar fragte, worüber ich mich beklagte, jetzt habe es doch geregnet, nahm ich die Hacke und zeigte es ihm. Die Oberfläche war nass, zwei Zentimeter darunter: Heller, trockener Härd.
Die romantische Vorstellung, durch Gartenarbeit mit den Zyklen der Natur in Kontakt zu kommen, enthält denn auch bittere Lektionen: Man kann nicht alles kontrollieren. Bis jetzt gibt der Himmel her, was er will und keinen Tropfen mehr. Aber die kleine Lektion für mich als Gärtner, ist gleichzeitig eine der Herausforderungen der Zukunft.