Raphael, die Spielzeiten 19/20 und 20/21 wurden im Unihockey-Breitensport wegen Corona nicht zu Ende gespielt. Die Saison 21/22 konnte nun endlich fertig gespielt werden. Wie wichtig war das für euch?
Für den Breitensport war es sicherlich sehr wichtig, dass endlich eine Saison zu Ende gespielt wurde. Viele der Spieler waren frustriert und auch ein wenig verunsichert. Das haben wir auch bei uns gemerkt. Einige haben ihren Rücktritt gegeben, weil sie nicht den ganzen Sommer trainieren wollten, nur um dann im Oktober zu erfahren, dass die Saison wieder unterbrochen ist.
Wie hart war es für die Caps, dass die Saisons 19/20 und 20/21 vorzeitig abgebrochen wurden?
Für uns war das aus sportlicher Sicht eine Katastrophe. In der Saison 19/20 standen wir im Playoff-Final als die Saison abgebrochen wurde, in der Saison 20/21 waren wir an der Spitze der Tabelle. Wenn man jetzt sieht, dass die Spitzenteams aus der 1. Liga in den Aufstiegsspielen gegen die NLB Teams gewinnen, tut das weh. Ich bin überzeugt, dass wir den Aufstieg geschafft hätten. Auch finanziell war es eine schwierige Zeit für uns. Einige der Sponsoren sind abgesprungen, weil sie es sich schlicht nicht mehr leisten konnten. Allerdings unterstützen uns unsere Mitglieder und auch Swissunihockey mit finanziellen Mitteln. Der finanzielle Schaden hielt sich so glücklicherweise einigermassen in Grenzen.
Ihr habt in dieser Spielzeit das Halbfinale erreicht, seid dort aber mit zwei Niederlagen aus zwei Spielen an den Lions Konolfingen gescheitert. Wie fällt dein persönliches Fazit für die Saison 21/22 aus?
Auf diese Saison hin hatten wir einen Umbruch in der Mannschaft. Einige der ehemaligen NLA-Spieler, die bei uns absolute Leistungsträger waren, haben im Sommer ihren Rücktritt bekanntgegeben. Deshalb haben wir das Team umgestellt und verjüngt. Mittlerweile sind etwa 17 Spieler im Kader, die bereits bei den Junioren mindestens eine Saison bei uns absolviert haben. Aufgrund dieser Verjüngung war es unser Ziel, mindestens den Halbfinal zu erreichen. Da wir das Ziel erreicht haben bin ich grundsätzlich zufrieden mit unserer Leistung, auch wenn durchaus noch mehr möglich gewesen wäre.
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Was waren aus deiner Sicht die Höhepunkte in dieser Spielzeit?
Für mich sticht die Entwicklung der jungen Spieler heraus. Alle haben riesige Fortschritte erzielt. Selbst in den Playoffs spielten einige in den ersten zwei Linien. Das war so vor der Saison nicht unbedingt zu erwarten und freut mich besonders. Und weiter ist sicherlich die Identifikation mit der Mannschaft zu nennen. In den letzten Jahren hatte man ein wenig das Gefühl, dass sich immer weniger Leute mit uns identifizieren. Das hat sich in dieser Saison geändert. Das zeigt sich unter anderem darin, dass viel mehr Zuschauer an unsere Auswärtsspiele reisen, um uns spielen zu sehen.
Wir haben jetzt vor allem über die Vergangenheit gesprochen. Wenden wir uns nun der Zukunft zu. Wie wird das Kader und der Trainerstaff nächste Saison ausschauen?
Die Kaderplanung ist zu 90% abgeschlossen. Die meisten Spieler haben um eine Saison verlängert, ein paar werden leider nicht mehr dabei sein. Sicherlich werden wir auch noch den einen oder anderen Transfer tätigen, damit wir gut gerüstet sind. Auf der Headcoach Position wird es ebenfalls eine Änderung geben. Daniel Danuser, der die letzten vier Jahre dieses Amt innehatte, tritt zurück. Neu wird Adrian Stettler der Chef an der Bande. Adrian ist zwar noch ein junger Trainer, bringt aber schon viel Erfahrung mit. Er amtete in den letzten Jahren als Chef unserer U18-Junioren und war der Teamanalytiker der Schweizer Nati. Wir sind überzeugt, dass er der ideale Mann für diesen Posten ist.
Welche Ziele habt ihr euch für die kommende Spielzeit und für die nächsten Jahre gesetzt
Unser Ziel ist es, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Die Mannschaft soll sich festigen, so dass wir uns in der Spitzengruppe der 1. Liga etablieren können. Mittelfristig ist unser Ziel, mit allen Teams in der Leistungsstufe «B» zu sein. Bei den Junioren haben wir das bereits erreicht. Alle Juniorenteams, sprichU14, U16, U18 und U21, gehören in der Kategorie B (die zweithöchste, Anm. d. Red.) bereits zu den Topteams. Um dieses Ziel zu erreichen, muss also «nur» noch die erste Mannschaft aufsteigen. Als Verein haben wir den Anspruch, im Raum Bern die beste Alternative zu Floorball Köniz zu sein. Spieler, die entweder keinen Spitzensport betreiben wollen oder es bei Köniz nicht ins Team schaffen, sollen bei uns die Möglichkeit erhalten, Unihockey auf einem hohen Niveau spielen zu können.
Du bist ja nicht nur Sportchef der Bern Capitals, sondern gleichzeitig auch Spieler in der ersten Mannschaft. Welche Schwierigkeiten gibt es aus deiner Sicht als Spieler, welcher in der 1. Liga, spielt?
Eine grosse Schwierigkeit ist sicherlich, der grosse Aufwand. Die 1. Liga gehört zwar zum Breitensport, dennoch trainieren wir dreimal pro Woche und haben während der Saison mindestens einmal pro Wochenende ein Spiel. Der Aufwand ist also nur geringfügig kleiner als in zahlreichen Nationalligaclubs. Als Spieler muss man bereit sein, einen grossen Teil der Freizeit für den Sport zu opfern, was bei manchem im Umfeld wahrscheinlich auf Unverständnis stösst. Auch ein Arbeitgeber wird mehr Verständnis für einen NLA-Spieler aufbringen als bei einem, der 1. Liga spielt. Deswegen braucht es viel Disziplin, der Spass soll dennoch nicht auf der Strecke bleiben