Venezuela ist weit weg von Bern, das stimmt, aber hier in Spanien lebt eine halbe Million der rund acht Millionen Menschen, die in den letzten Jahren aus Venezuela geflüchtet sind. Ihre Geschichten haben mich schon immer interessiert und ich habe mit diesen unglaublichen Möglichkeiten, die mir mein Laptop bietet, mehr als einmal verfolgt, wie diejenigen, die in die USA flüchten wollten, sich auf ihrem Weg dorthin durch den Darian Gap kämpften. Weil sich in Venezuela nun gerade wieder mal etwas zusammenbraut, wollte ich gestern Morgen, noch ganz früh online in der Zeitung El Pais nachschauen, wie sich die Sache entwickelte.
Als erstes sah ich ein Bild von diesem selbstgefälligen Klotz, der sich Präsident nennt und der sich gemäss der Medien, die mir zugänglich sind, der schlimmsten Lügen und des eklatantesten, offensichtlichsten Wahlbetruges nicht schämt. Wie kann jemand Wahlen gewinnen, nachdem in ein paar wenigen vorangegangen Jahren ein Viertel (von 34 Millionen) «seines Volkes» mit ihren Füssen ihre Meinung kundgetan haben und abgehauen sind.
Eigentlich ärgert ich mich vor allem, dass ich diese Schlagzeile nicht ignoriert hatte
Dieser Typ sass nun plötzlich da in einem frischgewaschenen Kampfanzug und auch die Schildmütze in Tarnfarben auf dem Kopf fehlte nicht, als hätte gerade er die Absicht, selbst gegen die USA in den Krieg zu ziehen. Als ich auch noch das Filmchen anklickte und ihn reden hören musste, hatte ich ein sehr ungutes Gefühl und klickte es weg. Weil sich da dann gleich eine Schlagzeile zeigte, welche darauf verwies, dass jener Präsident, dessen Namen ich nun wirklich nicht auch noch aufschreiben will, bei einem Tennisturnier ausgepfiffen wurde, konnte ich nicht wiederstehen und klickte auch diesen Artikel an.
Möglicherweise tat ich mir dies an, weil ich noch gar nicht richtig wach war, aber es wurde mir gleich bewusst, dass ich mich freiwillig einer Zumutung aussetzte und dass ich diesen Monsieur eigentlich wirklich lieber nicht sehen würde, schon gar nicht in dieser Grossaufnahme in Farbe und in perfekter Auflösung und schon gar nicht so früh an einem schönen Morgen.
Eigentlich ärgert ich mich vor allem, dass ich diese Schlagzeile nicht einfach ignoriert hatte, aber gleichzeitig dachte ich, wie ist es möglich, dass mir diese Zeitung Tag für Tag aufzeigt, was das für ein Mensch ist, was er auf dem Gewissen und welche Verbrechen er begangen hat, dann aber nicht davor zurückschreckt, ihn mir mit jenem Respekt vor die Nase zu halten, der ihm selbst gegenüber anderen total abgeht.
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Das gleiche empfand ich bei den Bildern zum Gipfel in Peking. Der Russe, der Chinese und der Koreaner wurden x-mal so respektvoll abgebildet, als wären es normale Menschen. Dabei sind sie wie die beiden erwähnten Präsidenten oberflächlich betrachtet fürchterliche Kotzbrocken, in Wirklichkeit aber monsterhafte Verbrecher von denen eine Zeitung oder auch sonst ein Medium, wenn es halbwegs seinen eigenen Ansprüchen gerecht werden wollte, höchstens noch Fahndungsfotos publizieren dürfte. Denn jedes dieser professionell perfekten Pressebilder festigt deren Position und missachtet das Feingefühl all derjenigen, die sich bemüht haben, sich selbst ein Bild von ihnen zu machen.
Die Präsidenten, die unser Kolumnist nicht beim Namen nennen mag, sind seiner Meinung nach monsterhafte Verbrecher. (Symbolbild) (Foto: Sergiu Nista)
Auch in Spanien wird laut Beat Sterchi alles teurer, Kaffee und Bier kosten aber noch immer nicht halb so viel wie in Bern. (Foto: Amy W.)
«Schön, he?
sagte ich zu einem Mann, der auf seinem Velo angehalten
hatte, um auch ein Bild zu machen.» (Foto: Beat Sterchi)

Nach diesem Bild hat unser Kolumnist Frau Amherd ins Herz geschlossen. (Foto: noah Pilloud)
In einem spanischen Dorf: Der im Sommer ausgetrocknete Bach stieg aufgrund des starken Regens im Herbst stark an.
Lange gab es kein Wasser beim Dorfbrunnen wegen der anhaltenden Trockenheit. Erst im Oktober sprudelte der Brunnen wieder von Neuem. (Foto: Beat Sterchi)

Wo sich die Wartehalden der Autofabriken von Opel, Seat oder Ford befänden, dort habe es noch nie, nie gehagelt (Foto: Unsplash).
Ein ausgewachsener Kartoffelkäfe. Er und seine Larven werden von den Kartoffelbauern gefürchtet. (Foto: Pixabay)
Neulich sollen in den kanarischen Gewässern Haie die Strände verunsichert haben (Foto: Colton Jones).
Kommt das schöne Wetter oder doch der schöne Regen? (Foto: Pixabay)
Auch Schafmist verfügt über eine gewisse Ästhetik. (Foto: Beat Sterchi)
«Aber dann steht vorne im Altenberg, schon fast bei der Untertorbrücke in einem Schaufenster von Huber, Kuhn und Ringli dieser Osterhase», schreibt unser Autor (Bild: Beat Sterchi).

Zwei Städte, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Bern und Shenzhen. (Collage: Janine Schneider, Foto: Dimitiri Photography)
Wie das Marzilibähnli, so geht es auch im nächsten Jahr bergauf, ist unser Autor überzeugt. (Foto: Burgerbibliothek)
Der 26-stöckige Schweinestall in Ezhou. (Foto: Beat Sterchi)
Wie eine Schneeballschlacht, nur mit Tomaten: die Tomatina in Buñol. (Foto: Pixabay)
