Gschmack & Gschichte

Momo Corner: Die Ecke, die süchtig macht

von David Fürst & Lucy Schön 8. November 2024

Gschmack & Gschichte Lucy und David besuchen den «Momo Corner» im Quartier Breitenrain-Lorraine. Ein Ort, der für seine köstlichen tibetischen Teigtaschen bekannt ist.

Einmal pro Woche pilgere ich während meiner Mittagspause von meinem Büro an der Optingenstrasse zum «Momo Corner» an der Viktoriastrasse. Schaffe ich es nicht, vor der langen Mittagsschlange anzukommen, stelle ich mich brav dazu und warte mit – egal, wie lange es dauert. Denn für diese Momos stehe ich bei Wind, Regen oder im Schnee an.

Momos sind gedämpfte tibetische Teigtaschen. Im «Momo Corner» sind sie gefüllt mit Rindfleisch oder Spinat und Käse. Beisse ich in die Taschen, rinnt ein köstlicher Saft heraus, in den ich mich am liebsten hineinlegen würde. Verantwortlich für den Genuss sind Monlam und seine Frau Chonzom Khangsar. Vor fünf Jahren haben sie «Momo Corner» gegründet. Er führt das Bistro im Breitenrainquartier, sie das zweite Lokal im Stadtzentrum an der Aarbergergasse 35.

Unscheinbar aber sehr fein: Der Momo Corner an der Viktoriastrasse (Foto: David Fürst).
Monlam Khangsar verkauft seine handgemachten Momos (Foto: David Fürst).

Rezeptur für den Schweizer Gaumen

Monlam und Chonzom stellen jeden Tag mehrere hundert Momos von Hand für ihre beiden Take-Aways her. «Momos brauchen viel Arbeit und Zeit. In unserem Land essen wir sie nicht jeden Tag – nur bei Festen, etwa mit der Familie. Dann machen wir sie auch alle zusammen», so der 48-Jährige. Ihr Betrieb ist ein Familienunternehmen. Die beiden Söhne, Anfang 20, helfen mit, wann immer sie Zeit haben. Monlam erzählt, dass er und seine Frau 2006 von Tibet in die Schweiz gekommen sind. Lange Zeit arbeitete er beim Tibits beim Bahnhof als Koch. Doch er wollte immer etwas Eigenes aufbauen

Monlam Khangsar ist der Besitzer vom «Momo Corner» im Breitsch (Foto: David Fürst).

Das Rezept ihrer Momos sei ein wohlgehütetes Geheimnis. «Ich habe lange experimentiert und durch meine Erfahrungen in Restaurants gelernt, was die Kund*innen in der Schweiz mögen», sagt Monlam. Nicht nur die Füllung, sondern auch die scharfe Chili-Sauce ist einzigartig. «Eigentlich wäre die Sauce viel schärfer, aber ich musste sie für den Geschmack in der Schweiz anpassen.»

Viele Schweizer*innen essen die Momos falsch, erklärt uns Monlam Khangsar. Im folgenden Video zeigt er dir, wie man Momos richtig isst – inklusive einem Taste-Test:

Tipp: Für Veganer*innen gibt es beim Take Away im Breitsch in veganes Curry. Beim Stand an der Aarbergergasse 35 gibt es auch vegane Momos mit Kartoffeln.

Momo Corner, Viktoriastrasse 44, 3013 Bern. Montag bis Freitag 11:00 bis 19:00.

Text + Videoschnitt: Lucy Schön
Fotos + Videoaufnahmen: David Fürst

Floria: Ein verstecktes Juwel

von David Fürst & Lucy Schön 20. September 2024

Gschmack & Gschichte Im zweiten Teil der neuen Essens-Kolumne besuchen Lucy und David das «Floria» in der Länggasse, wo Spezialitäten und erschwinglicher Genuss im Mittelpunkt stehen.

Auf den ersten Blick kann das «Floria» leicht übersehen werden – aber wer es einmal entdeckt, wird schnell merken, dass es ein echter Geheimtipp ist. Das Lokal liegt versteckt zwischen der Migros in der Mittelstrasse und der Bibliothek Länggasse, nur ein paar Schritte vom Sattler entfernt. Der Bar um die Ecke sei mit ein Grund, warum das Floria unter der Woche bis um 23 Uhr geöffnet habe, sagt Orhan Celik, der das Floria zusammen mit seiner Frau Fatma führt. «Viele Menschen kommen nach ihrem Feierabendbier im Sattler mit Hunger vorbei.»

Fatma und Orhan erzählen uns nach dem Mittags-Ansturm von ihrem Leben mit ihren drei Kindern, wie sie vor vielen Jahren von der Türkei in die Schweiz kamen und wie das Floria entstanden ist. Orhan hat zuerst während fast zehn Jahren einen Kebab-Imbiss in Weissenbühl geführt. Das Floria eröffneten sie dann vor viereinhalb Jahren als Duo zusammen in der Länggasse. Ihnen sei von Beginn weg wichtig gewesen, nicht «nur» Kebab und Pizza zu verkaufen, sondern Spezialitäten aus ihrem Heimatland für alle Geschmäcker anzubieten. «Bei uns gibt es auch türkische und libanesische Sandwich-Spezialitäten», erklärt Fatma.

(Foto: David Fürst)
Makali mit frischer Minze, Aubergine, Kartoffeln und Sesamsauce (Foto: David Fürst).
Fatma bereitet das Essen für das Team von Journal B vor (Foto: David Fürst).

Leckeres Essen für jedes Budget

Die Sandwiches werden daher unter anderem mit frischer Minze und Petersilie, gekochtem Blumenkohl und Aubergine, scharfen Kartoffeln, eingelegtem Rettich und Sesam-Sauce zubereitet. Beim Fleisch sei Shish Taouk sehr beliebt, ein Sandwich mit Gemüse und mariniertem Poulet. «Shish» bedeutet Spiess, «Taouk» Hähnchen. Bei Nicht-Fleischesser*innen seien der Grillkäse Halloumi und der hausgemachte Falafel klare Hits. Die Falafels macht das Ehepaar von Grund auf selbst und zusammen – «wie so vieles», sagen sie mit einem Lächeln und nicken sich vertraut zu.

Und ready ist das Sandwich für den Taste-Test! (Foto: David Fürst)

Ihnen ist es auch ein Anliegen, dass die Preise ihres Angebots erschwinglich sind. Denn gute Qualität solle nicht teuer sein: «Unser Essen soll für alle Menschen zugänglich sein – etwa für Schüler*innen oder Familien, die so nach dem Einkauf in der Migros noch schnell etwas für zu Hause mitnehmen können», so Orhan.

Die unglaublich guten Sandwiches haben wir natürlich probiert. Im folgenden Video präsentieren wir euch den Taste-Test:

Fazit: Das Floria ist mehr als nur ein Ort zum Essen und Trinken. Es ist ein Stück Herzlichkeit, wo man sich willkommen fühlt, egal zu welcher Tageszeit.

Floria Pizzeria & Burger, Zähringerstrasse 35, 3012 Bern. Montag bis Freitag 9:30 bis 14:30, 17:00 bis 23:00, Samstag 12:00 bis 22:00, Sonntag geschlossen. Hier weitere Infos
 
Text + Videoschnitt: Lucy Schön
Fotos + Videoaufnahmen: David Fürst

Sitara: Ein Ort für Herz und Gaumen

von David Fürst & Lucy Schön 3. April 2024

Gschmack & Gschichte Auf der Spur eines Geheimrezepts: Im ersten Teil der neuen Essens-Kolumne besuchen Lucy und David das Take-Away-Restaurant «Sitara» zwischen Lorraine und Breitenrain.

Ein Knoblauch-Naan, das auf der Zunge zergeht, und ein Auberginen-Curry, das mir wöchentlich den Kopf verdreht: Das Sitara ist klar eines meiner Lieblingsorte geworden. Im vergangenen Frühling zog ich neu in die Lorraine. Beim Erkunden des Quartiers kam ich am indischen Take-Away-Restaurant vorbei. Ein herrlicher Duft lag in der Luft, mein Magen knurrte und wie gebannt trat ich in das Bistro mit der grossen Glassscheibe ein.

Eines wurde mir sofort klar: In ganz Bern habe ich noch nie solch grosse Portionen Take-Away-Essen bekommen. Und: Der Koch hinter den Tresen ist enorm herzlich.

Das Sitara an der Breitenrainstrasse 49, gegenüber vom Breitenrainpark  (Foto: David Fürst).
Wer vor 12 Uhr kommt, kann sich noch ein Knoblauch-Naan ergattern. (Foto: David Fürst)

Eine Reise durch die Gastronomie

Mittlerweile weiss ich, dass der wunderbar freundliche Inhaber und Chef des Sitaras Thirukkumaran «Thiru» Kanapathipillai heisst. Er kam vor mehr als 35 Jahren aus Sri Lanka in die Schweiz. «Mit 19 Jahren verliess ich mein Heimatland und reiste alleine 15’000 Kilometer nach Europa.»

Seither hat er in der Gastronomie gearbeitet, etwa bei Macdonalds und Burger King. Während fünf Jahren führte er das Ristorante Ottimo an der Belpstrasse 34 – ein Mischkonzept aus indischer und italienischer Küche. Bis der Grundstückeigentümer das Gebäude sanieren und abändern wollte und der 58-Jährige so vor knapp vier Jahren während Corona das Sitara eröffnete.

«Verschiedene Menschen kennenzulernen ist so eine Freude, das liebe ich an meiner Arbeit und finde ich sehr interessant», erzählt mir Thiru. Das erlebe ich selbst auch, ist es doch zu einem Ritual geworden, dass wir uns jeden Tag zuwinken und lachen, wenn ich an seinem Restaurant vorbei in mein Büro laufe.

Das Menü ist ein Mix aus nord- und südindischen sowie sri-lankischen Spezialitäten. Thiru kocht die Gerichte jeweils morgens allein in Worblaufen in einer grossen Gastro-Küche vor. Dann bringt er die Curries – Gemüse, Linsen, Lamm, Poulet oder Lachs – zur Breitenrainstrasse, wo ihn seine Mitarbeiterin Sharmin beim Kundengeschäft unterstützt.

Dem Geheimrezept auf der Spur

Die Rezepte lernte Thiru von seiner Grossmutter und seinen Eltern. Während seiner Kindheit unterstützte er seine Familie jeweils nach der Schule beim Kochen: «Ich half etwa, Kartoffeln und Zwiebeln zu schneiden – es war immer ein Familienerlebnis.» Die Zutaten habe er aber für die Berner*innen anpassen und reduzieren müssen: «So wie ich zu Hause essen, das verträgt hier niemand – es wäre viel zu scharf.»

Thiru kocht das Mittagessen, Sharmin unterstützt ihn beim Service. (Foto: David Fürst)
Zurzeit ist das Sitara nur mittags geöffnet – doch das ändert sich bald. (Foto: David Fürst)

Thiru selbst ist übrigens Vegetarier und mag seine Gemüse-Currries am liebsten mit Linsen und Raita, ein Joghurt-Dip. Im Sitara sei das Auberginen-Curry klar der Star und der Favorit vieler Menschen. Das Geheimrezept dafür könne er aber nicht verraten, sagt er schmunzelnd, einfach dass es gesunde Gewürze enthalte.

Sitara, Breitenrainstrasse 49, 3013 Bern. Montag bis Freitag 11:00 bis 14:00 – in wenigen Wochen wird auch am Abend geöffnet sein. Hier weitere Infos.

Für Allergiker:innen: Alles Essen ist ohne Milch und Gluten. Nur das Papadam könnte Gluten beinhalten.
Tipp: Vor 12 Uhr kommen und eigenes Take-Away-Geschirr mitnehmen.

Text + Videoschnitt: Lucy Schön
Fotos + Videoaufnahmen: David Fürst