Fundstücke

Gegen Rassismus: E suberi Sach (Teil 3)

von Journal-B 23. März 2015

«Das Team Sauber ist kein Arbeits-, sondern ein Integrationsprojekt.» (Peter Eichenberger)

 

«E suberi Sach – unterwegs mit dem Team Sauber BERNMOBIL» ist eine Fotoreportage von Peter Eichenberger. Im Rahmen der Aktionswoche der Stadt Bern gegen Rassismus ist sie vom Mittwoch bis zum Samstag im Kornhausforum (Foyer 1. Stock) zu sehen. Vernissage: Mittwoch, 25. März, 17 Uhr.

Zum vollständigen Programm der Aktionswoche.

Gegen Rassismus: E suberi Sach (Teil 2)

von Journal-B 22. März 2015

«Es geht beim Team Sauber um die unterste Stufe der Arbeitsintegration, um ein ‘Arbeitstraining’, aus dem eine Praktikumsstelle oder eine Lehre resultieren kann.» (Peter Eichenberger)

 

«E suberi Sach – unterwegs mit dem Team Sauber BERNMOBIL» ist eine Fotoreportage von Peter Eichenberger. Im Rahmen der Aktionswoche der Stadt Bern gegen Rassismus ist sie vom Mittwoch bis zum Samstag im Kornhausforum (Foyer 1. Stock) zu sehen. Vernissage: Mittwoch, 25. März, 17 Uhr.

Zum vollständigen Programm der Aktionswoche.

Gegen Rassismus: E suberi Sach (Teil 1)

von Journal-B 21. März 2015

«Die Hasskampagne der SVP brennt sich langsam aber sicher in die Köpfe ein. Das ist gefährlich.» (Peter Eichenberger)

 

«E suberi Sach – unterwegs mit dem Team Sauber BERNMOBIL» ist eine Fotoreportage von Peter Eichenberger. Im Rahmen der Aktionswoche der Stadt Bern gegen Rassismus ist sie vom Mittwoch bis zum Samstag im Kornhausforum (Foyer 1. Stock) zu sehen. Vernissage: Mittwoch, 25. März, 17 Uhr.

Zum vollständigen Programm der Aktionswoche.

Wer steckt dahinter?

von Fredi Lerch 1. Februar 2015

Was geht vor in der Stadt? Seit Tagen irritieren anonyme Plakate unsere städtisch-bodenständige Phantasielosigkeit. Steckt Blocher dahinter? Oder doch eher die Rotgrünen?

Wer könnte ein Interesse haben, die Stadt mit Plakatständern voller schwarzweisser Weltformatplakate vollzustellen? Die politischen Radikalinskis (schwarzweiss)? Oder die aussenpolitisch Grössenwahnsinnigen (Weltformat)?

Ist es denkbar, dass die SVP den nationalen Wahlkampf vom Oktober bereits jetzt lanciert (Bundeshauptstadt!)? Die kecke Aufforderung, nicht in den Bus einzusteigen: Ist das eine antietatistische Stichelei gegen den städtischen Service Public? Und die unverfrorene Bitte, gleich zur Polizeihauptwache durchzugehen: Ist das nicht ein perfider fremdenfeindlicher Irreführungsversuch gegenüber abgewiesenen AsylbewerberInnen?

Oder haben sich – andersherum – die Rotgrünen zur Legislaturhalbzeit etwas Originelles auszudenken versucht? Darf man in der Aktion gar ein bisschen verschupfte Subversivität wittern? Zeugen die konsequent eingesetzten, verwirrlichen Doppelparolen – die die hochwohllöbliche Amtssprache als konfuses Gebrabbel konterkarieren – von einem geradezu anarchischen Augenzwinkern?

Blocher oder die Rotgrünen? Journal B bleibt dran!

Der «Berner Bär» hatte in seiner Ausgabe vom 27. Januar einen Primeur: Nicht nur Shakira, Johan Vonlanthen und Phil Collins haben in diesen Tagen Geburtstag, sondern auch Kurt Marti.

Im letzten März haben wir ein Gespräch geführt zur Frage, warum er nie ein Existenzialist, sondern als Schüler von Karl Barth stets ein «Barthisan» gewesen sei. Auf die Frage, ob er in den sechziger Jahren eher als Staatsbürger, Schriftsteller oder Pfarrer gegen die Atomaufrüstung der Schweiz demonstriert oder mit dem Kommunisten Konrad Farner diskutiert habe, hat er geantwortet: «Als Staatsbürger. Ich glaube, als Staatsbürger, der sich an der Bibel, an der christlichen Botschaft orientiert. Aber klar. So genau habe ich das damals nicht unterschieden… Einfach als Kurt Marti, fertig.»

Journal B gratuliert Kurt Marti zu seinem 94. Geburtstag.

Gesetzesfresser

von Fredi Lerch 14. Januar 2015

Polit-Geografie ist eine relativ junge Disziplin. Wer sie beherrscht, kann einen tiefen Blick tun in den Stadt-Land-Graben.

Die Staatsverdrossenheit auf dem Land nimmt zu. Dazu könnte der aus Huttwil stammende Vorzeige-Polit-Geograf und Politikwissenschaftler Michael Hermann zweifellos ausführlich referieren. Journal B hat nun herausgefunden, wo Hermann in jungen Jahren seine empirischen Studien betrieben hat: In seiner engeren Heimat – genau genommen bei Ettishüsere, keine zwei Kilometer von Huttwil entfernt – gehen unterdessen sogar die Bäume dazu über, Gesetzestafeln zu fressen.

Verlustanzeige

von Thomas Göttin 13. Januar 2015

Jahrelang habe ich mir Schweizer Zeitungen am Quartierkiosk im Egghölzli besorgt: Le Temps, Le Matin, La Liberté, Walliser Bote, Die Südostschweiz und so weiter. Ein Stück vielfältige Schweiz am Samstagmorgen. Das war einmal.

Seit kurzem erhalte ich dort nur noch Blick, Bund, BZ, NZZ und Tages-Anzeiger. Ebenso am Freudenbergerplatz und im Wankdorf. Auf dem Breitenrainplatz gibts noch ein paar weitere Zeitungen.

Man wisse halt nie, wann die ausländischen Zeitungen eintreffen, sagte mir der Verkäufer, als ich ihn auf diesen Verlust angesprochen habe. Ausländisch? Bei französischsprachigen und anderen Schweizer Zeitungen sei es eben das gleiche Problem.

So klein ist die Schweiz geworden.

Der Elefant

von Thomas Göttin 16. Dezember 2014

Täglich fahre ich mit dem Velo über den Helvetiaplatz. Und sehe nirgends einen Elefanten. Dabei habe ich gelesen, dass am Helvetiaplatz ein Skulpturenpark namens «Der Elefant ist da» als Kunst im öffentlichen Raum zu sehen sei.

Jedes Mal schaue ich kurz Richtung Kunsthalle, ob er sich dort im Eingang herumdrückt, der Elefant, oder ob er sich hinter dem Telegrafendenkmal versteckt. Fehlanzeige. Oder doch nicht? Schliesslich habe ich ihn gefunden, den Elefanten, er exisitert unter derelefantistda.ch.

Herbstdüfte

von Manuel Gnos 13. Oktober 2014

Wie riecht der Herbst für Sie? Nach nassen Blättern auf dem Waldboden und nach Pilzen vielleicht. Nach gerösteten Maronis beim Zytglogge. Oder nach Hirschpfeffer im Restaurant Alpenblick Ferenberg. Das war einmal!

Denn mich dünkt, das hat sich dieses Jahr radikal geändert: Allüberall riecht es nach selbstgezogenen Hanfpflanzen, die zum Trocknen ausgelegt wurden. Aufgefallen ist mir das an mehreren Hausecken in der Lorraine und im Breitsch, wo einen das aufgrund der typischen QuartierbewohnerInnen nicht sonderlich erstaunt. Überraschender ist es dagegen im Melchenbühl, aber auch dort konnte man in den vergangenen Wochen dem süsslich-herben Duft nicht entweichen.

Aber eben, inzwischen wissen es eh alle: «Kiffer sind keine Kriminellen». Und darum kämpft Alt-Bundesrätin Ruth Dreifuss in der Schweiz dafür, diese Droge (und andere) zu entkriminalisieren.

«Liberal sein und handeln hiess für ihn akzeptieren, dass es verschiedene Meinungen gibt, die es zu respektieren gilt, dass Selbstkritik keine Schwäche ist, dass Zuhören zu Erkenntnis führen kann, dass der kritische Gesprächspartner vielleicht sogar recht haben könnte und dass der politisch Gegner kein Feind ist, sondern ebenfalls aus seiner Sicht ein Ziel erreichen will, das der öffentlichen Sache dient. In diesem Sinne habe ich Arthur Hänsenberger als Fixstern des Berner Freisinns erlebt.»

Der Berner Alt-Ständerat Ulrich Zimmerli im Nachruf auf den verstorbenen ehemaligen Ständeratspräsidenten Arthur Hänsenberger (Der Bund, 24. September 2014, Seite 16)

Streetart #2: Aareweg

von Manuel Gnos 9. Oktober 2014

Es wäre vermessen, jede Spraydosen-Kritzelei gleich als Kunst bezeichnen zu wollen. Und insbesondere die Tags auf Restauranttoiletten, Haustüren oder Zugfenstern sind mehr Ärgernis als Freudenspender – insbesondere für jene, die sie wieder wegkriegen müssen.

Die Wortspielerei in diesem Graffito an der Aare beim Lorrainebad scheint uns aber in ihrer Reduziertheit den höchsten künstlerischen Ansprüchen zu genügen. Sie bringt in wenigen Lettern und in einfacher Typografie ein gesellschaftliches Unbehagen zum Ausdruck – das nicht zuletzt im nahen Lorrainequartier laufend an Dringlichkeit zulegt.

Gut gemacht!

Hier gehts zur Berliner Variante.

Die Gelato-Schlange

von Jonas Ryser 7. April 2014

Was gibt’s an einem der ersten warmen Sonntage des Jahres besseres als ein Eis der «Gelateria di Berna»? Genau: Nichts. Oder jedenfalls nicht viel.

Und weil das viele gedacht haben, wartet man eine gute halbe Stunde, bis man an die Reihe kommt. Ist auch nicht so schlimm: «Deutschland sucht den Superstar» vom Vorabend gibt genügend Gesprächsstoff.

Gesichter in Dingen sehen

von Manuel Gnos 1. April 2014

Es gibt auf Twitter einen Kanal, der ausschliesslich Fotos von Dingen veröffentlicht, die aussehen wie Gesichter, «faces in things» heisst das dann auf Englisch. Solche Dinge gibts auch in Bern.

Auf Instagram hat Mychyjay gestern das Foto eines solchen Gesichts aufgeschaltet. Auf Anfrage teilte er uns mit: «Ich habe das Foto am 30. März 2014 im Bahnhof Bern auf dem Perron zwischen Gleis 7 und 8 geschossen.»

Von der Bar zum Labor

von Manuel Gnos 31. März 2014

Leerstehende Räume sind gefragt für Zwischennutzungen. Die Stadtmenschen freuts, denn das belebt den Alltag und die Kulturszene. Das neuste Beispiel ist das Co-Labor am Platanenweg.

Dass der selbe Raum zeitlich versetzt von zwei verschiedenen Projekten genutzt werden kann, ist im Moment in der Lorraine zu beobachten. Sah die ehemalige Aare-Garage am Platanenweg 4 kürzlich noch aus wie auf dem oberen Bild, präsentiert sie sich im Moment so:

Der Platanenweg 4 ist Teil des Serini-Areals, wo letztes Jahr gleich zwei Bars entstanden sind – um nach der vereinbarten Zeit wieder zu verschwinden: die auf dem ersten Bild zu sehende Pneu-Bar sowie die Serini-Bar.

Das Co-Labor dagegen ist keine Bar, sondern «ein Raum für alles andere.» Will heissen: In erster Linie ist die Garage ein Ort der Forschungsarbeit von drei HKB-Studentinnen. In zweiter Linie ist das Labor aber auch ein Treffpunkt für alle bei ungezwungenen Kulturangeboten. Was läuft, erfährt man über Facebook.

Schön, wenns lebt im Quartier. Schade ist nur, dass die leuchtenden Farben der Pneu-Bar einem nüchternen Weiss weichen mussten. Das macht die Aussicht aus dem Bürofenster etwas nüchterner.

P.S. Im Mai sollen dann die Bagger auffahren und die Garage wird abgerissen, um einem neuen Wohnhaus Platz zu machen.

Manche Sätze gehen eigenartige Wege und manchmal fragt man sich, ob diejenigen, die einen Satz verwenden, auch wissen, woher er stammt. Oder gelangte ein Spruch bewusst von der «Brass»-Fassade in die Wahlunterlagen der Grünliberalen?

«Denn wir gehen nicht unter in Niederlagen, aber in Kämpfen, die wir nicht kämpfen.»

Dieser Satz taucht um 1978 – zur Hochblüte des Deutschen Herbst – als Zwischentitel in einer Analyse der revolutionären Zellen auf. Es wird dort auf die internationale Dimension des Widerstandes gegen den «neuen Faschismus» hingewiesen. Dabei taucht auch der folgende Satz auf: «In den Schweizer Alpen wird Springers Fluchtburg eingeäschert.» Das bezieht sich auf den Anschlag auf das Ferienhaus von Axel Springer in Gstaad, verarbeitet in Daniel de Roulet «Ein Sonntag in den Bergen» (Zürich 2006). Die Textstelle stammt aus der zweibändigen Materialiensammlung «Die Früchte des Zorns», Berlin 1993, nachzulesen hier.

Der Satz steht wie ein erratischer Block im Text. Er wird nicht erklärt. Er gibt sich bedeutungsschwanger und tiefsinnig. Vermutlich liege ich mit der Übersetzung «Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren» nicht völlig schief.

«Denn wir gehen nicht unter in den Niederlagen, sondern in den Auseinandersetzungen, die wir nicht führen.»

Etwa 1994 taucht der Satz leicht abgewandelt – sozusagen zivilisiert – plötzlich an der Fassade der Brasserie Lorraine auf. Er steht für einen schwer fassbaren Frust im Umfeld der autonomen Szene. Er ist mindestens so persönlich wie politisch zu deuten. Er bleibt während Jahren unbehelligt. Er übersteht auch einen Fassadenanstrich und steht heute über der Eingangstüre der «Brass» auf der Seite Quartiergasse.

Wieder gehen zwanzig Jahre ins Land. Die Zeiten des Deutschen Herbsts und des vergangenen Jahrhunderts verschwinden allmählich im Dunst der Geschichte. Die BRD gibt es nicht mehr. Das politische Bezugssystem der revolutionären Zellen ist zusammengebrochen. Die Globalisierung schafft neue Voraussetzungen. Da taucht der Satz an einer völlig unerwarteten Stelle wieder auf: Im Wahlprospekt der Grün-Liberalen Regierungsratskandidatin, Koda-Leiterin und Teppichhändlerin Barbara Mühlheim.

Ich weiss nicht, ob die «Karriere» dieses Satzes erst 1978 angefangen hat und habe auch keine Ahnung, ob sie mit Mühlheim zu einem Ende kommt. Aber auch so hat er eine beeindruckende politische Strecke zurückgelegt: von links außen bis in die rechte Mitte.

Sonntag, 23. März, an der Matinée der Camerata Bern im Zentrum Paul Klee: Angekündigt ist eine Lesung des russischen Schriftstellers Michail Schischkin. Doch es kommt anders.

Bevor dieser aus seinem neuen Buch «Briefsteller» liest, nimmt er Stellung zur Einverleibung der Krim durch Russland.

Der eindrückliche, eindringliche Text macht klar: Es geht bei der Krim, in der Ukraine, um eine Auseinandersetzung, die grundlegende Werte Europas betrifft: Selbstbestimmung, Souveränität, die Stärke des Rechts vor dem Recht des Stärkeren.

Zu Beginn des Konzerts der Camerata äussern sich die Musiker auf ihre Weise zum Krim-Konflikt, indem sie gleichzeitig die ukrainische und die russische Landeshymne spielen: Eine Kakophonie, die mehr sagt als viele Worte.

Streetart #1: Serini-Areal

von Manuel Gnos 24. März 2014

Die Maske erinnerte mich sofort an Reverend Beat-Man, die beiden Spraydosen in der Hand kann man als Huldigung an die Kollegen aus der Graffiti-Abteilung verstehen. Es geht um ein Fundstück aus der Abteilung Strassenkunst.

Letzten Sommer ist mir in Bern eine neue Form der Verschönerung des öffentlichen Raums aufgefallen: Auf Papier gedruckte Werke werden mit Kleister auf Betonwände, Bretterverschläge, Stromkästen und andere Stadtmöbel angebracht. Einige sind schon nach kurzer Zeit verschwunden – von Hausbesitzern und vom Reinigungspersonal der Stadt Bern entfernt. Andere können heute noch bewundert werden, so dieses Werk, das – wie ich mir vorstelle – den Superhelden Graffitiman zeigt: Eine Figur mit Ranzen statt Waschbrettbauch, einem kleinen blauen Umhang, zwei Spraydosen in den Händen und einer Wrestlingmaske über dem Kopf.

Gefunden habe ich es an der Aussenfassade der ehemaligen Serini-Garage im Lorrainequartier. Lange wird es hier aber nicht mehr zu sehen sein, denn auf dem Serini-Areal soll gebaut werden. Wann genau scheint niemand zu wissen. Im «Bund» vom 12. September 2013 hiess es zwar «Anfang 2014», noch ist aber nichts von Baumaschinen zu sehen. Den Gerüchten nach bleibt das noch eine Weile so, denn im Quartier hört man, dass hier im Juni und Juli wiederum die Spiele der Fussball-WM auf Grossleinwand gezeigt werden sollen.