Eis ga zieh mit Stift

Skizzen aus dem Adrianos

von David Fürst & Sarah Blaser 25. April 2024

Eis ga zieh mit Stift Sarahs und Davids zweite Tour führt sie ins «Adrianos» in der Berner Altstadt. Versteckt unter dunklen Arkaden versammelt das beliebte Café den Trubel der Zytglogge-Kreuzung an seinem glänzenden Tresen.

Es ist gleich acht Uhr. Zeit zum Znacht. Folglich ist es ziemlich ruhig für ein Lokal, in dem der Andrang am Morgen oder zur Aperitifzeit am höchsten ist. Trotzdem sind die wenigen Stehtische besetzt und Gäste lehnen sich an die Theke.

Illustration: David Fürst
Illustration: David Fürst

Sarah bestellt ihr zweites Bier, David beobachtet aufmerksam die Kundschaft des Cafés: unauffällige, aber gepflegte Erscheinungen. Es ist Donnerstagabend, einige Leute tragen noch ihre Bürokleidung. Andere haben sich aber bereits für den Abend schick gemacht.

Illustration: David Fürst

Das Café ist so eng, dass es unmöglich ist, unbemerkt zu bleiben. Die beiden Zeichnenden sitzen noch keine zehn Minuten da, als David bereits von einer Bekannten angesprochen wird, Nina Zeh, die ebenfalls aus der Illustrationsbranche kommt. Sie wundert sich über unsere Skizzen und begrüsst die Initiative.

Illustration: Sarah Blaser
Illustration: Sarah Blaser

Es ist noch zu kalt, um sich auf die Terrasse zu setzen. «Das ist auch gut so, denn so können wir die Aficionad@s besser in all ihren Details beobachten», kommentiert Sarah. Sie ist von der glitzernden Bar fasziniert, während David sich auf die Details des Hemdes der Bedienung konzentriert.

Illustration: David Fürst
Illustration: David Fürst

«Die Tische nebeneinander ermöglichen es uns, ein paar Gesprächsfetzen aufzuschnappen», sagt David, der sofort hinzufügt: «Wohin gehen wir nächstes Mal?»

Illustration: Sarah Blaser

Skizzen aus dem Eidgenossen

von David Fürst & Sarah Blaser 22. März 2024

Eis ga zieh mit Stift Sarahs und Davids erste Tour führt sie ins «Drei Eidgenossen» in der Berner Altstadt. Es ist ein Kultlokal: Hier treffen sich ältere Stammgäst*innen, aber auch junge Leute aus dem studentischen Milieu.

Als die Illustrator*innen im «Drei Eidgenossen» an einem Donnerstagabend gegen sieben Uhr eintreffen, sind fast alle Stühle und Bänke besetzt. Beliebt ist auch das Raucher*innenabteil im ersten Stock, das auch gemietet werden kann. Schnell werden die beiden auf ihre Zeichnungen angesprochen. Eine Frau fragt, ob sie von der Kunstgewerbeschule kämen. Sie habe früher auch gezeichnet und müsse das unbedingt wieder machen.

Illustration: David Fürst

Beim Skizzieren fällt Sarah und David auf, dass sie nicht nur die Leute zeichnen, sondern dass sich dabei in ihren Köpfen richtiggehend Geschichten entwickeln. Sind das zwei Verliebte? Ist es das erste Date? Wieso sitzt diese ältere Person hier allein vor einem Bier und spielt Schach? Woran denkt sie? Was machen wohl die Angestellten in ihrer Freizeit? Jedes Detail der Protagonist*innen wird analysiert und nährt die Vorstellungen, die sie sich von den Leuten machen. Manchmal fangen sie ein paar Wortfetzen ein und bringen sie aufs Papier.

Illustration: David Fürst
Illustration: David Fürst

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Illustration: David Fürst

David, der sonst viel fotografiert, findet: «Zeichnen ist sehr direkt und ehrlich, ich muss so viele Entscheidungen treffen, wie ich eine Person inszeniere. Was hebe ich hervor? Was lasse ich weg? Was lege ich ihr in den Mund?» Sarah sagt darauf: «Aus den Zeichnungen kann ich herauslesen, was für eine Beziehung ich zu den Menschen habe. So gesehen, sagt meine Zeichnung der Leute mehr über mich aus als über die gezeichneten Leute.»

Illustration: Sarah Blaser