Eis ga zieh mit Stift

Skizzen aus der Marzili Lounge

von Sarah Blaser & David Fürst 5. Juli 2024

Eis ga zieh mit Stift Für die dritte Ausgabe haben sich David und Sarah im Marzili verabredet. Sobald die Temperaturen steigen, füllt sich das Marzilibad mit Menschen, die in der Sonne ein Eis essen, sich in der Aare abkühlen oder einfach nur auf den Rasenflächen im Stadtzentrum chillen.

Für Anfang Juni ist es kühl. Sarah und David setzen sich trotzdem auf die Terrasse des Freibad-Restaurants. Normalerweise ist es überfüllt, doch aufgrund des launischen Wetters kommt die Saison nur sehr langsam in Gang.

David ist zu Hause: Er ist im Marzili aufgewachsen, das Haus seiner Eltern grenzt an den Schwimmbadkomplex. Schon als Kind erkundete er das Marzili. Das Marzilibad verfügt über 5 Pools und einen direkten Zugang zur Aare. Es ist die grüne Lunge von Bern, und das nicht nur, weil der Eintritt gratis ist: Das Bad wird vom Bundeshaus überragt und von der Aare gesäumt. «Für mich ist es wie auf einer dreidimensionalen Postkarte», scherzt Sarah, «du kriegst das Bundeshaus direkt in der Fresse, ich liebe den Kontrast zwischen seiner Ernsthaftigkeit und der entspannten Atmosphäre hier, wo alle im Badeanzug abhängen.»

Hier zu zeichnen macht Spass, beide sind oft hier zum Skizzieren, denn die Vielfalt an Körper, Gesichter, Kompositionen sowie Outfits ist riesig. Auf ihrem Lieblingsspielplatz haben David und Sarah heute beschlossen, sich auf die Terrasse des Restaurants zurückzuziehen, um dem Konzept treu zu bleiben. «Sind wir uns einig, dass wir auch Menschen auf dem Gras zeichnen können?» fragt David. «Das geht eindeutig über die Terrasse hinaus… aber da nicht viele Leute da sind, nehmen wir, was wir kriegen können!», antwortet Sarah.

Sarah und David sammeln so viele Aufnahmen wie möglich und müssen bald wegziehen: Sobald die Sonne weg ist, wird’s kühl! Aber es ist sicherlich nicht das letzte Mal in der Marzili Lounge!

 

Skizzen aus dem Adrianos

von Sarah Blaser & David Fürst 25. April 2024

Eis ga zieh mit Stift Sarahs und Davids zweite Tour führt sie ins «Adrianos» in der Berner Altstadt. Versteckt unter dunklen Arkaden versammelt das beliebte Café den Trubel der Zytglogge-Kreuzung an seinem glänzenden Tresen.

Es ist gleich acht Uhr. Zeit zum Znacht. Folglich ist es ziemlich ruhig für ein Lokal, in dem der Andrang am Morgen oder zur Aperitifzeit am höchsten ist. Trotzdem sind die wenigen Stehtische besetzt und Gäste lehnen sich an die Theke.

Illustration: David Fürst
Illustration: David Fürst

Sarah bestellt ihr zweites Bier, David beobachtet aufmerksam die Kundschaft des Cafés: unauffällige, aber gepflegte Erscheinungen. Es ist Donnerstagabend, einige Leute tragen noch ihre Bürokleidung. Andere haben sich aber bereits für den Abend schick gemacht.

Illustration: David Fürst

Das Café ist so eng, dass es unmöglich ist, unbemerkt zu bleiben. Die beiden Zeichnenden sitzen noch keine zehn Minuten da, als David bereits von einer Bekannten angesprochen wird, Nina Zeh, die ebenfalls aus der Illustrationsbranche kommt. Sie wundert sich über unsere Skizzen und begrüsst die Initiative.

Illustration: Sarah Blaser
Illustration: Sarah Blaser

Es ist noch zu kalt, um sich auf die Terrasse zu setzen. «Das ist auch gut so, denn so können wir die Aficionad@s besser in all ihren Details beobachten», kommentiert Sarah. Sie ist von der glitzernden Bar fasziniert, während David sich auf die Details des Hemdes der Bedienung konzentriert.

Illustration: David Fürst
Illustration: David Fürst

«Die Tische nebeneinander ermöglichen es uns, ein paar Gesprächsfetzen aufzuschnappen», sagt David, der sofort hinzufügt: «Wohin gehen wir nächstes Mal?»

Illustration: Sarah Blaser

Skizzen aus dem Eidgenossen

von Sarah Blaser & David Fürst 22. März 2024

Eis ga zieh mit Stift Sarahs und Davids erste Tour führt sie ins «Drei Eidgenossen» in der Berner Altstadt. Es ist ein Kultlokal: Hier treffen sich ältere Stammgäst*innen, aber auch junge Leute aus dem studentischen Milieu.

Als die Illustrator*innen im «Drei Eidgenossen» an einem Donnerstagabend gegen sieben Uhr eintreffen, sind fast alle Stühle und Bänke besetzt. Beliebt ist auch das Raucher*innenabteil im ersten Stock, das auch gemietet werden kann. Schnell werden die beiden auf ihre Zeichnungen angesprochen. Eine Frau fragt, ob sie von der Kunstgewerbeschule kämen. Sie habe früher auch gezeichnet und müsse das unbedingt wieder machen.

Illustration: David Fürst

Beim Skizzieren fällt Sarah und David auf, dass sie nicht nur die Leute zeichnen, sondern dass sich dabei in ihren Köpfen richtiggehend Geschichten entwickeln. Sind das zwei Verliebte? Ist es das erste Date? Wieso sitzt diese ältere Person hier allein vor einem Bier und spielt Schach? Woran denkt sie? Was machen wohl die Angestellten in ihrer Freizeit? Jedes Detail der Protagonist*innen wird analysiert und nährt die Vorstellungen, die sie sich von den Leuten machen. Manchmal fangen sie ein paar Wortfetzen ein und bringen sie aufs Papier.

Illustration: David Fürst
Illustration: David Fürst

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Illustration: David Fürst

David, der sonst viel fotografiert, findet: «Zeichnen ist sehr direkt und ehrlich, ich muss so viele Entscheidungen treffen, wie ich eine Person inszeniere. Was hebe ich hervor? Was lasse ich weg? Was lege ich ihr in den Mund?» Sarah sagt darauf: «Aus den Zeichnungen kann ich herauslesen, was für eine Beziehung ich zu den Menschen habe. So gesehen, sagt meine Zeichnung der Leute mehr über mich aus als über die gezeichneten Leute.»

Illustration: Sarah Blaser