Der zweite Festivaltag ging für mich etwas später los, dafür begann er gleich so, wie der erste geendet hatte: mit Deutschrap auf der Zeltbühne. Die Jungs aus Berlin lieferten eine energiegeladene Show. Das Set bot aber nicht nur Turn Up, die Crew zeigte auch eine sanfte Seite und viel Liebe fürs Berner Publikum.
Auf der Hauptbühne dann meine Neuentdeckung des Tages: die belgische Künstlerin Angèle, die mir zuvor nicht bekannt war. Mit ihrem französischen Pop lieferte sie ein Konzert, das perfekt zur wunderschönen Dämmerungsstimmung passte und versprühte dabei queere Positivity. Auch wenn es schwer zu fallen scheint, das Deutschschweizer Publikum mit französischsprachigen zu erreichen, passte dieser Act wunderbar auf den Gurten.
Fast schon Veteranen, was Konzerte auf dem Hausberg betrifft, sind die beiden Rapper Tommy Vercetti und Dezmond Dez. Die beiden standen dieses Jahr bereits zum siebten Mal auf einer Gurten-Bühne. Entsprechend routiniert war ihr Auftritt. Bestimmt ruhiger als auch schon, dafür war die Setlist sehr ausgeglichen: Von Seiltänzer-, zu Eldoradosongs bis zu den neuesten Projekten «Sympathie für Hyäne» und «Film Noir» boten die beiden klassische Representer-Lines und ernsthafte, kritische Texte zu gleichen Teilen. Auffallend war dabei, dass die szeneninterne Auseinandersetzung mit diskriminierender Sprache ihre Spuren hinterlassen zu haben scheint. Sowohl Tommy als auch Dez liessen bei älteren Texten bestimmte Wörter aus oder ersetzten sie. Dass dies weder dem Inhalt noch dem Auftritt allgemein Abbruch tat, zeigt letztlich, wie wenig essenziell diese Sprache für gute Raptexte ist.