Ich insistiere: Alle Sprachen sind gleichwertig

von Beat Sterchi 4. Dezember 2013

Es soll weiter um Sprache gehen. Bleiben wir also bei der Problematik unserer Sprachsituation hier und jetzt. Bleiben wir bei unseren Sprachen.

In meinem letzten Beitrag habe ich die Gleichwertigkeit aller Sprachen postuliert. Ein Gebot von Bern ist überall: Alle Sprachen sind gleichwertig. Es wurde widersprochen. Natürlich soll widersprochen werden, aber der Widerspruch zwingt mich zu insistieren: Nur weil sich die Erkenntnis, dass alle Sprachen gleichwertig sind, auf der praktischen Ebene nicht mit den Ansprüchen und den Gesetzen von Macht, Geschäft und Opportunismus deckt, ist sie noch lange nicht falsch. Alle Sprachen sind gleichwertig, weil alle Menschen gleichwertig sind. Oder wer würde im Ernst behaupten, die Menschen seien nicht alle gleichwertig, weil die einen darben und die andern nicht? Weil zum Beispiel eine Amerikanerin denkt, mit einer Million toten Irakern seien 3000 Tote Amerikaner angemessen vergolten? Oder weil, um ein bisschen näher zum Hierundjetzt zu kommen, ein Fahrer in einem schweren schwarzen Wagen in einer verkehrsberuhigten Verkehrszone sich selbstverständlich ein Vorrecht über den vergleichsweise statuslosen Fussgänger erzwingt, so dass der zur Seite springen muss?

Sind! Nicht wären! Denn eine Erkenntnis ist eine Erkenntnis und unabhängig davon, ob sie als solche erkannt wird, richtig oder falsch. Nur weil wir es zulassen, dass in gewissen Situationen gewisse Sprachen wie der schwere schwarze Wagen alles verdrängen, heisst das nicht, dass sie wertvoller sind, sie sind nur mächtiger. Deshalb noch einmal: Wir haben uns unsere Muttersprachen ebensowenig wie unsere Hautfarben oder Nationalitäten selbst aussuchen können. Entstehen für uns aus dieser Tatsache Nachteile, werden wir diskriminiert.

Alle Sprachen sind gleichwertig! Und wer zwei Sprachen spricht, spricht eine mehr als derjenige, der nur eine spricht. Und er soll dafür bitte sehr nicht bestraft, sondern belohnt werden. Denn jeder Beitrag zur Erleichterung der Kommunikation dient allen Menschen. Und weil das noch nicht kapiert wird, bleiben wir am Ball!