Für ein «national-romantisches» Bedürfnis

von Beat Kohler 6. November 2012

Manuel C. Widmer lag auch dieses Mal wieder richtig: Gesucht war der Chaletweg, Bern Bethlehem, Blickrichtung Murtenstrasse. Dabei sind Chalets innerhalb der Stadtgrenzen eigentlich gar nicht mehr so gesucht.

Chalets prägen nicht nur das Bild vieler Dörfer im Berner Oberland. Sie sind auch in der Stadt Bern recht häufig anzutreffen – nicht nur in Bern Bethlehem sondern in verschiedenen Stadtteilen. Die Hochblüte erlebte dieser Baustil rund um die Jahrhundertwende des letzten Jahrhunderts. Der Heimatschutz erkennt in den damaligen Chaletbauten ein ausgeprägtes «national-romantisches» Bedürfnis «bedeutender Bauherren um 1900» mit ihren Bauten «ländlich-alpine Bezüge» herzustellen.

In ländlichem Ambiente wohnen und die Vorzüge der Stadt geniessen, das war schon vor über 100 Jahren in Mode. Heute brauchen «bedeutende Bauherren» allerdings nicht mehr in Bern die «ländlich-alpinen Bezüge», nein sie bauen ihr Chalet gleich direkt in Gstaad oder Grindelwald. Bis Ende dieses Jahres wohl noch ohne Einschränkungen, wenn man dem Urteil des Bündner Verwaltungsgerichtes glauben darf. Im Kanton Bern gibt es rund 45’000 Zweitwohnungen. Wie viele davon Stadtbewohnern dazu dienen, ihre «ländlich-alpinen Bezüge» zu pflegen und ihr «national-romantisches» Bedürfnis zu befriedigen ist indessen unklar. Klar ist, das Chaletbau innerhalb der Stadtgrenzen definitiv nicht mehr in Mode ist.