Die lauschige Alternative zum grossen Rummel

von Lucy Schön 15. Juli 2023

Gartenfestival Nach einem wilden Donnerstag am Gurtenfestival ist das beschauliche und idyllische Gartenfestival im Café Kairo für unsere Redakteurin eine Wohltat für Körper und Geist.

 

Keine VIP-Zonen, keine Trailers, keine Broncos, keine Foodcourts, kein Cashless-System: So beschreibt das Café Kairo in der Lorraine seine Alternative zum grossen Ansturm auf den Berner Hausberg. Das Gartenfestival im Kairo ist die lauschige kleine Schwester für Menschen, die nicht mit grossen Menschenmengen klarkommen, kein riesiges Budget mitbringen oder schlicht eine Alternative suchen.

Als Exil-Baselbieterin in Bern war ich gestern Freitag zum ersten Mal überhaupt im Kairo. Was für ein Genuss! Und hier ist nicht nur die Rede vom arabischen Grill, der für das leibliche Wohl sorgte. Mein Körper schmerzte noch vom Vortag, als ich auf dem Güsche mit Freunden lachte und feierte, zur spanischen Flamenco-Sensation Rosalía abtanzte und auf den Nachhause-Weg todmüde beim Anstehen für die Gurtenbahn eine Stunde eingequetscht in einer müden Masse von Besucher*innen stand (ausnahmsweise und nie wieder). Das Gartenfestival brachte Gelassenheit in mein Wochenende.

Die One-Man Band Degurutieni stoppte auf seiner Welttour für einen Auftritt in der Lorraine. Der Musiker aus Osaka, Japan versprühte nebst rauchigem Blues auch zünftig Rauch aus seiner Nebelmaschine. Vielleicht lag es daran, dass er normalerweise Nachts an dunklen Orten auftritt, wie mir ein Mitarbeiter vom The Voodoo Rhythm Hardwarestore an der Münstergasse verriet.

Die Band Dismenol aus Lausanne zeigte, wie feministischer Hardcore-Punk geht. Die beiden hochmotivierten Lead-Sängerinnen brüllten das Publikum und sich gegenseitig an mit Sätzen wie «Lick My Armpit». Die Zuschauer wurden mitgerissen, Köpfe wurden im Takt heftig mitgeschwungen, es wurde gestampft und getanzt. Für einen Moshpit reichte die Energie dann aber doch nicht ganz.

Psychedelic Rock aus Berlin plus der klare eindunkelnde Nachthimmel mit Sternen: Um 22 Uhr wurde es entspannter mit der Band «13 Year Cicada». Zu dieser Zeit machte sich die Vornacht bei mir bemerkbar und ich musste meine müden «Güsche»-Beine ausruhen.

Bevor ich den Heimweg antreten konnte, wurde ich noch verzaubert: Im «Klängbus» fühlte ich mich wie in einem Kindermärchen. Ein alter Camion, umgebaut vor 5 Jahren in einen mobilen Konzertraum und seither auf Tour durch Europa. Philipp Läng spielte eine Konzert aus selbstgebastelten Maschinen und Instrumenten. Empfehlenswert!

Gartenfestival 2023 im Café Kairo ist noch bis heute Abend. 

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