Back in Bern / Zurück in Bern

von Beat Sterchi 9. Oktober 2013

Dieser Blog ist ein Sprachenblog, als solcher ist er deklariert und so gehört es sich, denn Bern ist überall steht nun mal für Spracharbeit, in welcher Form auch immer.

So kam es, dass Gerhard Meister im Zusammenhang mit den mangelnden Englischkenntnissen des Spanischen Ministerpräsidenten plötzlich die Frage aufwarf, ob wir an einem kulturellen Unterwerfungszwang leiden mit unserem ewigen Bemühen Englisch zu lernen? Nun hat Gerhard Meister andere Freiheiten als ein Staatschef und es sei ihm überlassen, ob er sich diesem Zwang entziehen will oder nicht. Angefügt sei jedoch, dass in der Zwischenzeit die stolze Sechsmillionenstadt Madrid entgegen aller Erwartungen im Rennen um die Olympischen Spiele 2020 gegen Tokio den Kürzeren zog und dass sich bei der Frage nach den Gründen für diesen Rückschlag für einmal sämtliche spanischen Medien einig waren: Wegen mangelnden Sprachkenntnissen allgemein bei der Präsentation der Kandidatur und hier im besonderen der Bürgermeisterin von Madrid Ana Botella und des Präsidenten Mariano Rajoy. Das Lamento im bereits ökonomisch und moralisch bekanntlich stark gebeutelten Land war entsprechend gigantisch und hält an.

Inzwischen sind wir aber zurück in Bern, wo es durchaus auch sprachliche Eigenarten und Konventionen zu beobachten gibt. Da wird zum Beispiel gleich vorne auf einer Zeitung unser berühmter Kollege Lenz als Mundartautor angekündigt. Aha! Lenz schreibt in einer Sprache, die Mundart genannt wird und ist also Mundartautor. Da muss man sich aber fragen, warum andere Kollegen und Kolleginnen nicht auch nach den besonderen literarischen Eigenschaften ihrer Texte charakterisiert und auf einen Begriff reduziert werden. Ist das gerecht? Wenn es Mundartautoren gibt, dann muss es doch auch Hochdeutschautoren geben. Oder nicht? Und auch Nichtganzhochdeutschautoren und Höchstdeutschautorinnen und natürlich eine ganze Menge Standarddeutschautorinnen und Schulaufsatzautoren und Abderstangedeutschautoren und Bernharddeutschautorinnen und Schrumpfdeutschautoren und Sterildeutschautoren und Bürodeutschautorinnen und Feminisiertesdeutschautorinnen und Mordiodeutschautoren und Murksdeutschautorinnen und Pseudohochdeutschautoren und Nochhöherdeutschautorinnen muss es dann ganz sicher auch noch geben!