Markus Raetz (*1941) lebt und lebte schon fast immer in Bern. Jetzt würdigt eine grosse Ausstellung im Kunstmuseum Basel, im Kupferstichkabinett seine Arbeit. Das ist schon fast eine Geschichte. Eine Geschichte, die jener von Mani Matter gleicht. In Zürich wurde gross und mit Erfolg im Landesmuseum eine Ausstellung zum 40.Todestag des Berner Liedermachers präsentiert. Nachträglich wurde sie von Bern übernommen und – in den Untergrund des historischen Museums verbannt.
«Punktuelle Zeichen, Bruchstücke von Linien fordern den Betrachter auf, selber zu sehen»
Dorothe Freiburghaus, Leiterin Kunstkeller Bern
In der Basler-Ausstellung sind 200 spannende Arbeiten – Zeichnungen, Skizzen, Dreidimensionales – ausgestellt und unzählige von Markus Raetz genau datierte Skizzenbücher, an denen ich mich nicht satt sehen kann. Allzu gerne würde ich in den Zeichnungsbüchern blättern. Eine unglaubliche Fülle an Ideenskizzen und deren Weiterentwicklung ist vorhanden. Wir können Entstehungsgeschichten von Zeichnungen, die das ureigenste Ausdrucksmittel des Künstlers sind, verfolgen. Mit einfachsten Mitteln: Punkten, Strichen, Zitterlinien, geschlossenen Linien entwickelt er Serien von Profilen, menschlichen Körpern, Landschaften, um seine Erfahrungen in einzelnen grösseren Zeichnungsblättern umzusetzen. Sein Material: Bleistift, Tinte und Feder, Farbe, Ölkreide, Aquarellfarben, Schreibmaschine, Stücke von Zweigen, Sand. Gusseisen und Kalkstein für seine Objekte.
Punktuelle Zeichen, Bruchstücke von Linien fordern den Betrachter auf, selber zu sehen. Bewegungen entstehen, die ins Dreidimensionale vorstossen. So ordnet Markus Raetz auch seine Objekte an: Linienelemente beziehungsweise Kuben scheinen zufällig herumzustehen und -liegen. Beim Rundumgehen fügen sie sich aber einen Augenblick lang zu einem Ganzen und ein Kopf, ein Gesicht werden lesbar. So auch sein berühmtes «Crossing», ein Eisenguss (26 x 40 x 29 cm). Zu unserem grossen Staunen verwandelt der Künstler in diesem Objekt das NO ein paar Schritte weiter in ein YES und umgekehrt. Viele gezeichnete Vorstudien geben Einblick in die intensive Vorarbeit.
Hingehen, sehen und erleben!