Zeichen für Fusion gesetzt

von Rita Jost 29. Juni 2023

Der Grosse Kirchenrat der reformierten Gesamtkirchgemeinde Bern hat sich für die Fortsetzung der Fusionsvorbereitungen ausgesprochen. Gegen den Willen der Exekutive.

Das Traktandum 4 der Sitzung des Kirchenparlaments versprach einen «Richtungsentscheid»: das Kirchenparlament musste entscheiden, ob in der Stadt Bern das Projekt Fusion weitergeführt werden soll, oder ob vorerst einmal das Organisationsreglement der Gesamtkirchgemeinde totalrevidiert werden soll, womit die Fusion – nach jahrelangen Vorbereitungen – allerdings für längere Zeit wieder vom Tisch gewesen wäre. In einer Abstimmungskaskade wurden zuerst der Antrag des Kleinen Kirchenrats, der für die Totalrevision war, abgeändert und danach der Vorschlag Fusion mit 21 zu 6 Stimmen bei 8 Enthaltungen angenommen. Damit ist jetzt der Weg frei für die Weiterverfolgung der stadtberner Kirchenfusion. Definitiv wird das Kirchenvolk entscheiden.

Ein finanzielles Desaster könnte blühen und auch Entlassungen wären nicht ausgeschlossen.

Der Abstimmung im Rat war eine engagierte Debatte vorausgegangen. Vertreter des Kleinen Kirchenrats (Exekutive) hatten dargelegt, warum ihnen der Weg der kleinen Schritte über die Totalrevision des Organisationsreglements sinnvoll schiene. Er sei weniger riskant, meinte Ratspräsident Rudolf Beyeler und warnte vor finanzieller Konsequenzen, falls dereinst nicht alle zwölf Kirchgemeinden sich zur Fusion bekennen sollten. Es könnte ein «finanzielles Desaster» blühen und auch Entlassungen wären nicht ausgeschlossen.

Kritische Stimmen

Demgegenüber sprachen sich verschiedene ParlamentarierInnen für den «mutigen, grossen Schritt vorwärts» anstelle zögerlicher kleiner Schritte aus. Eine Fusion habe Potential, die reformierte Kirche der Stadt könne gestärkt werden, argumentierte die Vertreterin der Heiliggeistgemeinde. Und es wären kreative Lösungen möglich: «Sistieren ist keine Option.»

Vertreter aus Bern-West äusserten sich kritisch. Ihr Stadtteil könnte innerhalb der fusionierten Grossgemeinde geschwächt werden, befürchtete eine Vertreterin von Bern-Bethlehem, «es droht ein Verlust unseres kirchlichen Zentrums.»

Am 29. November dieses Jahres kommt der Vorschlag dann nochmals ins Parlament.

Skepsis war auch aus anderen Gemeinden zu hören, vor allem bezüglich des angestrebten Quorums von 9 zustimmenden Gemeinden, damit eine Fusion zustande käme. Müssten es nicht mehr sein? Fragten einige. Vertreter der Kirchgemeinde Paulus stellten in Aussicht, dass sie diese Frage nochmals zur Diskussion stellen werden.

Journal B unterstützen

Unabhängiger Journalismus kostet. Deshalb brauchen wir dich. Werde jetzt Mitglied oder spende.

Aufschnüren und Änderungen

Schliesslich stimmten in der Schlussabstimmung 21 VertreterInnen des Kirchenparlaments für eine Weiterführung der Fusionsbestrebungen. Das Steuerungsgremium, das im letzten Jahr vier abstimmungsreife Verträge und Reglemente vorlegte, wird dieses Paket nun nochmals aufschnüren müssen und Änderungen einfügen. Am 29. November dieses Jahres kommt der Vorschlag dann nochmals ins Parlament.

Dem Stimmvolk wird die Vorlage dereinst zeitgleich an Versammlungen in allen 12 Kirchgemeinde vorgelegt. Gleichzeitig wird eine Urnenabstimmung für alle Reformierten der Gesamtkirchgemeinde durchgeführt, weil in Bern alle Reformierten Doppelmitglieder sind.