Zahlreiche Einsprachen kritisieren die «Umgestaltung Anschluss Wankdorf»

von Janine Schneider & Noah Pilloud 25. Februar 2022

Die Umgestaltung des Verkehrsknotenpunkts Wankdorf soll Unfälle verringern und den Verkehr flüssiger gestalten. Bis gestern lag das Projekt des Bundesamts für Strassen öffentlich auf. Zahlreiche Einsprachen wurden eingereicht. Sie kritisieren den Umbau als «unzeitgemäss» und «nicht zielführend».

Die Verkehrssituation beim Autobahnanschluss am Schermenweg im Wankdorf sei heute unbefriedigend und habe viele Nachteile, findet das Bundesamt für Strassen (ASTRA). Der Verkehrsknoten sei von starken Stauphasen betroffen und ein Unfallschwerpunkt. Abhilfe soll das Projekt «Umgestaltung Anschluss Wankdorf» leisten. Unter anderem soll der Verkehr durch die Umgestaltung entflochten werden und flüssiger laufen. Ein besonderes Augenmerk soll dem Langsamverkehr gelten, der sichere Verbindungswege erhalten soll, wie auf der Projektseite beschrieben wird.

Die genauen Pläne zur Umsetzung des auf 250 Millionen Franken bezifferten Projekts sind ebenso sperrig wie der Projektname. Auf mehreren Ebenen sollen sich Fuss- und Radwege sowie Auf- und Abfahrtsrampen um die bestehende Autobahnbrücke schlängeln. Im Volksmund wird das Projekt deshalb auch «Spaghettiteller» genannt.

Wie es heute im Wankdorf aussieht (Bild: map.geo.admin.ch)
So soll es in Zukunft nach den Plänen des Bundesamts aussehen (Bild: ASTRA)

Zahlreiche Einsprachen

Bis am 24. Februar wurde das Projekt öffentlich aufgelegt. Vom Recht, das Projekt einzusehen und Einsprache erheben zu können, haben nun zahlreiche Gruppierungen Gebrauch gemacht. So unter anderem die Quartierkommissionen «Dialog Nordquartier» des Stadtteils V und Quartiervertretung «QuaV4» des Stadtteils IV. Beide Quartiere sind von dem Projekt unmittelbar betroffen.

Unterstützt werden die Quartierkommissionen unter anderem von dem Grünen Bündnis Bern, der IG Wankdorf und dem VCS Bern. Sie alle haben am Donnerstag Einsprache gegen das Projekt eingereicht. Dass es Einsprachen hageln würde, war bereits abzusehen. Schon im Januar, als ASTRA das Projekt auflegte, meldete der Verein «Spurwechsel» Kritik an. Der Verein setzt sich gegen Kapazitätserweiterungen auf den Autobahnen in der Region Bern und für eine Verbesserung des Klimaschutzes und der Lebensqualität der Bevölkerung ein. Auch die VCS-Sektion Bern reichte ein 56-seitiges Einsprachedokument ein.

«Unnötig und nicht zeitgemäss»

Die Einsprachen sind vielfältig. Im Kern kritisieren sie vor allem, dass die Umgestaltung im Wankdorf weder die aktuellen Probleme löse noch mit den Klimazielen der Schweiz und der Stadt Bern vereinbar sei. Ein optimierter Verkehrsknoten mache den Standort nur noch attraktiver und führe so zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen.

Die Vereine und Zusammenschlüsse befürchten weitere Ausbauten für den motorisierten Verkehr, unter anderem eine vierspurige Erweiterung der Autobahn zwischen Wankdorf und Schönbühl. Ausserdem würden die Verkehrsengpässe lediglich in die Zufahrtsstrassen und anderen Autobahnabschnitte ausgelagert und damit das unterliegende Verkehrsnetz zusätzlich belastet.

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Die Einsprache der VCS-Sektion Bern geht noch weiter: ASTRA schaffe es mit den aufgelegten Unterlagen nicht aufzuzeigen, weshalb eine Umgestaltung und ein Ausbau des Anschlusses Wankdorf überhaupt nötig sei.

Zumal der Trend in der Stadt in Richtung Langsamverkehr geht – im Nordquartier etwa besitzen bereits 2/3 der Haushalte kein Auto, fügt die IG Wankdorf hierzu an. Die Fuss- und Radwege in windiger Höhe seien genauso wenig realistisch und zeitgemäss, findet Dialog Nordquartier. Eine «Designerbrücke als Zückerchen für Velos und Fussgänger» nennt der Verein Spurwechsel die von ASTRA vorgeschlagene Langsamverkehrsbrücke, die die beiden Erholungsräume auf der Allmend zusammenführen soll.

Naherholungsgebiete unter Beschuss

Um das Projekt zu realisieren, müssten allerdings eben jene Allmenden beschnitten werden, kritisieren die Einspracheführenden. Diese Naherholungsgebiete sind in der Vergangenheit schon anderen Bauprojekten zum Opfer gefallen und entsprechend geschrumpft.

Die Qualität der Allmenden als Erholungsraum werde eingeschränkt, so die Kritik (Foto: Noah Pilloud)

Nun soll ein Teil des Waldes am Hügel der Grossen Allmend gerodet werden. In Eventualanträgen (diese kommen zum Zug, falls dem Hauptantrag nicht stattgegeben wird) fordern die Vereine dessen Wiederaufforstung in den betroffenen Stadtteilen. Weitere Bäume sollen auch in der Bolligen-Alle gerodet werden. Das Projekt sieht diese als Einbahnstrasse vor, die Bäume würden entsprechend nur auf einer Seite neu gepflanzt. Auch dagegen richten sich Eventualanträge.

Fest steht: In der Diskussion um den «Spaghettiteller» ist noch nicht das letzte Wort gefallen.