Wo steht die neue Berner Kulturagenda?

von Christoph Reichenau 8. November 2023

Den Anzeiger als Trägermedium der Berner Kulturagenda (BKA) gibt es im nächsten Jahr nicht mehr. Die BKA bereitet daher eine neue Website vor und soll als wöchentliche Print-Beilage zu «Bund» und «Berner Zeitung» erscheinen. Wo steht die Vorbereitung?

Am 20. Dezember erscheint die letzte Ausgabe der Berner Kulturagenda: 12 Seiten als eigener Faszikel im Anzeiger Region Bern, gratis verteilt an 130‘000 Haushalte in 16 Gemeinden mit einer Bevölkerung von insgesamt etwa 230‘000 Personen. Der Gemeindeverband Anzeiger Region Bern löst sich auf diesen Zeitpunkt auf. Im Januar 2024 soll die «neue BKA» herauskommen.

Die neue BKA

An der Mitgliederversammlung des Trägervereins Berner Kulturagenda (BKA) im Mai 2023 wurde beschlossen:

– Für den Betrieb ab 2024 wird eine Geschäftsstelle neu aufgebaut, und die Zusammenarbeit mit der SR Medien Group AG wird beendet.

– In Zusammenarbeit mit der Freiburger Kulturplattform «In Situ» wird eine neue Programm-Website aufgebaut.

– Die neue BKA erscheint nicht nur digital, sondern auch in einer Print-Ausgabe. Diese soll im Tabloid-Format mit 24 Seiten jede Woche dem «Bund» und der «Berner Zeitung» beigelegt werden.

Der Gesamtaufwand für dieses Projekt wurde auf 715‘000 Franken geschätzt. Davon entfallen ca. 270‘000 Franken auf die Produktion und den Vertrieb der Print-Ausgabe. Erträge werden erwartet von den Mitgliedern (300‘000 Franken), aus Anzeigen und Abonnementen (200‘000 Franken) und von der öffentlichen Hand (gesamthaft 215‘000 Franken).

Umstellung von September bis Dezember 2023

Damit die neue BKA rechtzeitig vorbereitet werden kann, wurde für das letzte Quartal 2023 ein Sonderbudget von 208‘000 Franken genehmigt. Finanzieren sollen es die Mitglieder des Trägervereins mit einem einmaligen Zusatzbeitrag von gut 25 Prozent ihres jeweiligen Mitgliederbeitrages (gesamthaft 108‘000 Franken) sowie die öffentliche Hand und Stiftungen mit weiteren 100‘000 Franken.

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Die Umstellungsarbeiten sind auf Kurs: Für die Geschäftsstelle und die Redaktion wurden neue Räume an der Brunnmattstrasse bezogen. An der inhaltlichen Planung und Gestaltung wirken die heutigen Redaktorinnen um Susanne Leuenberger mit Kleinpensen von insgesamt 25 Stellenprozent mit; sie tun dies parallel zur Redaktionsarbeit für die «alte» BKA. Am 1. November übernahm Agnes Schmid in einer 70%-Anstellung die Geschäftsleitung. Sie kommt von der Zeitschrift für Architektur und Planung «Hochparterre» in Zürich.

Und die Finanzierung?  Erkundigungen ergeben folgendes Bild:

– Die Burgergemeinde Bern unterstützt die Umstellung mit 14‘000 Franken.

– Der Kanton trägt an die Projektierung der Digital-Version 15‘000 Franken bei.

– Die Stadt Bern bezahlt 15‘000 Franken, auch sie nur für den Aufbau der Online-Agenda.

Auch die Regionalkonferenz Bern-Mittelland unterstützt die BKA, Zahlen sind jedoch keine bekannt. Einzelne Gemeinden haben weitere Beiträge gesprochen, so Bremgarten 2‘000 Franken. Klar ist, dass die budgetierten 100‘000 Franken so nicht erreicht werden. Und gänzlich unbekannt ist, wie viele Mitglieder die in Rechnung gestellten Zusatzbeiträge entrichtet haben.

 Der Betrieb ab 2024

Wie sieht es mit der Vorbereitung der Print-Ausgabe aus? Nach Auskunft von BKA-Co-Präsident Robi Maurer laufen Verhandlungen mit Tamedia. Bevor die Stadt Bern die Subvention an den BKA-Betrieb für die nächsten Jahre beschlossen habe, sei indes kein Abschluss möglich gewesen. Nun aber habe die Stadt der neuen BKA eine vierjährige Leistungsvereinbarung für 75‘000 Franken pro Jahr ab 2024 versprochen. Diesbezüglich präzisiert Franziska Burkhardt, Leiterin von KulturStadtBern, die Aushandlung der Vereinbarung laufe noch. Ausserdem seien die Beiträge der Stadt ausschliesslich für den Aufbau und den Betrieb der Online-Agenda vorgesehen, nicht für die Print-Ausgabe.

Aus kantonaler Sicht ist die BKA-Idee nur zukunftsfähig, wenn sie inhaltlich und finanziell eine breitere Trägerschaft findet.

Der Kanton Bern will an den Betrieb der Digital-Version 20‘000 Franken beisteuern, vorerst einmalig. Hinzu kommt ein Beitrag von 15‘000 Franken für die «Anwerbung» neuer Mitglieder sowie für die Bemühungen um eine breitere finanzielle Abstützung durch weitere Geldgeber. Aus kantonaler Sicht ist die BKA-Idee nur zukunftsfähig, wenn sie inhaltlich und finanziell eine breitere Trägerschaft findet.

Von der Burgergemeinde Bern kann die BKA 7‘000 Franken für den Online-Betrieb erwarten. Die Burgergemeinde unterstützt damit die Bestrebungen des Trägervereins, mit seinem – neuen – zweisprachigen Angebot auch künftig einen wesentlichen kulturellen Beitrag zu leisten.

Mit der Stadt Bern laufen die geschilderten Verhandlungen über 75‘000 Franken. Dies ergibt für 2024 insgesamt 117‘000 Franken öffentliche Mittel, also gut die Hälfte der budgetierten 215‘000 Franken. Ob die von den Mitgliedern des Trägervereins erwarteten Beiträge von insgesamt 300’000 Franken tatsächlich zusammenkommen, kann heute noch nicht ermittelt werden.

Die Burgergemeinde unterstützt die Bestrebungen des Trägervereins, mit seinem – neuen – zweisprachigen Angebot auch künftig einen wesentlichen kulturellen Beitrag zu leisten.

Ein erstes Fazit

Die Vorbereitung der «neuen BKA» scheint zeitlich auf Kurs. Die Kulturagenda wird die Berner Medienlandschaft auch weiterhin bereichern und wichtige kulturjournalistische Arbeit leisten. Einige Fragen bleiben aber offen. So sind noch keine Informationen zur Zusammenarbeit mit Tamedia für die Printausgabe erhältlich. Und klar ist, dass das geplante Betriebsbudget noch keineswegs finanziert ist. Insbesondere muss die Print-Ausgabe, die als Beilage von «Bund» und «BZ» in der Stadt Bern verteilt werden soll, voraussichtlich gänzlich ohne Subventionen auskommen. Damit das möglich wird, müssen der Trägerverein oder Tamedia wohl noch sehr grosse Anstrengungen unternehmen.