Wo Mütter ihre Fragen besprechen können

von Stephanie Schär 17. September 2013

Das Projekt «Femmes-Tische» bringt Frauen mit Zuwanderungshintergrund im privaten Rahmen zusammen. Die Teilnehmerinnen können hier ungezwungen über Fragen zu Erziehung, Lebensalltag und Gesundheit reden.

 

Welches Spielzeug ist gut für meine Kinder? Warum muss mein Kind in die Kleinklasse? Wie finde ich eine grössere Wohnung? Wo bekomme ich Hilfe bei Verschuldung? Diese und weitere Fragen können nun auch in der Stadt Bern im Rahmen von sogenannten Femmes-Tische-Gesprächsrunden diskutiert werden.

Die Quartierarbeit der VBG (Vereinigung für Beratung, Intergrationshilfe und Gemeinwesenarbeit) setzte im Frühling dieses Jahres den Startschuss für die Umsetzung des Projekts «Femmes-Tische» am Standort Bern West.

26 Standorte in der ganzen Schweiz

Vorbild für das Projekt waren andere Femmes-Tische, die bereits an 26 Standorten in der ganzen Schweiz durchgeführt werden. Das Konzept von «Femmes-Tische» ist so einfach wie effektiv: Es verbindet geschickt fachliche Begleitung, Eigeninitiative, Erfahrungsaustausch und Geselligkeit und fördert die soziale Vernetzung im Wohnort.

Bei Kaffee und Kuchen haben die Teilnehmerinnen die Gelegenheit, über ein Thema, ihr Handeln und die Konsequenzen zu reflektieren und ihre Erfahrungen mit anderen zu teilen. Dass sich die Teilnehmenden meistens auf irgendeine Art persönlich kennen, schafft Verbindlichkeit und soziale Nähe und bewirkt, dass die Diskussionen oft ungezwungen in anderen Zusammenhängen wieder aufgenommen werden.

Dank Mund-zu-Mund-Propaganda folgte auf jede Gesprächsrunde gleich eine nächste.

Stephanie Schär

Geleitet werden die Gesprächsrunden von geschulten Moderatorinnen in der jeweiligen Muttersprache. Die Moderatorinnen haben eine Multiplikationsfunktion: Sie beraten die Teilnehmerinnen ohne dabei als Expertinnen aufzutreten, ermöglichen ihnen Kontakte, vermitteln und verweisen an geeignete Stellen.

Durch die Verantwortungsübernahme der Moderatorinnen wird mit dem Projekt gleichzeitig auch deren Selbstbewusstsein im Engagement für ihre Landsleute gestärkt und ihre individuelle und berufliche Weiterentwicklung gefördert.

Grosse Nachfrage

Mit der Organisation von bislang 13 Berner Femmes-Tisch-Runden konnten rund 90 Frauen angesprochen werden. Dank gut funktionierender Mund-zu-Mund-Propaganda folgte auf jede Gesprächsrunde gleich eine nächste, was auf ein grosses Bedürfnis seitens der Teilnehmerinnen für das niederschwellige Elternbildungsangebot schliessen lässt.

Um Femmes-Tische in Bern weiterhin umsetzen und mit weiteren Sprachen wie Somali, Tigrinya oder Portugiesisch ausbauen zu können, müssen für das Jahr 2014 weitere Projektgelder gefunden werden. Aufgrund der kantonalen Sparmassnahmen fällt der Kanton, der eine grosszügige Anschubfinanzierung leistete, bei der weiteren Projektfinanzierung leider weg.