Dass ein Fussballspiel als Ursprung für eine politikwissenschaftliche Studie dient, ist eher ungewöhnlich. Daniel Auer, Politikwissenschaftler an den Universitäten Bern und Mannheim, hat genau diese beiden Themenfelder aber zusammengebracht.
Ausgangspunkt der Studie ist die sogenannte Doppeladler-Affäre vom Juni 2018. An der Fussball-Weltmeisterschaft der Männer im Sommer 2018 trafen die Schweiz und Serbien aufeinander. Die Schweiz musste gewinnen, um weiter im Turnier zu bleiben – was ihnen auch gelang mit einem 2:1-Sieg. Die zwei Tore erzielten Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka. Im Torjubel zeigen sie und Captain Stephan Lichtsteiner mit ihren Händen einen Doppeladler. Für diese politische Geste werden sie von der Fifa gerügt, die drei Fussballer entschuldigen sich öffentlich.
Politikwissenschaftler Daniel Auer hat nun in einer Studie untersucht, wie vor und nach der Doppeladler-Geste ethnische Minderheiten im Schweizer Wohnungsmarkt diskriminiert wurden. Dazu hat er und sein Team Wohnungsbewerbungen verschickt, und lediglich die Namen der Absender*innen verändert. Ab dem Tag nach dem Fussballspiel vom 22. Juni 2018 wurden Menschen mit einem kosovo-albanischen Namen bedeutend häufiger zu einer Besichtigung eingeladen, als noch vor dem Spiel. Dieser Effekt hielt bis zum Schluss der Studie im September 2018 an. Im Interview erklärt Auer, warum sich ein Fussballspiel eignet als Ausgangspunkt einer politikwissenschaftlichen Studie, welche Erklärungen es für die Abnahme an diskrimierendem Verhalten gibt, und ob dieser Effekt bis heute anhält.