Weisse Leinwände unter Sternen

von Christof Berger 4. Juli 2017

Was früher eine Attraktion südlicher Länder war, ist auch hierzulande zum Massenphänomen geworden: Das Kinovergnügen unter freiem Himmel. Diesen Spätsommer wird der Stadtteil III zum Pilgerort für FilmliebhaberInnen.

Gleich vier grössere Openair-Kinos buhlen zwischen Marzili und Holligen um die Gunst des Publikums. Und zwar zeitlich schön gestaffelt, von Ende Juli bis Mitte September, damit sich die verschiedenen Veranstaltungen nicht ins Gehege kommen. Da hoffen wir doch auf günstiges Wetter und versuchen, einen Überblick über das vielfältige Programm zu geben.

Marzili-Movie – das Traditionsreiche

Der Startschuss in die diesjährige Openair-Kinosaison fällt im «schönsten Freibad der Welt», auf der grossen Wiese im Marzili. Hier zeigt das bereits zum 14. Mal stattfindende Marzili-Movie vom 24. – 29. Juli Filme aus Irland. So beispielsweise am Donnerstag, 27. Juli die unvergessliche Komödie «Waking Ned» (Lang lebe Ned Devine), in welcher ein Dorf das Ableben eines Lottogewinners vertuscht, um den Gewinn von fast 7 Millionen Pfund nicht verfallen zu lassen.

 

Klein aber fein – Ciné Social

Am 18. und 19. August geht’s weiter auf der Treppe vor der Friedenskirche (oder bei Regenwetter in der Kirche). Ciné Social zeigt zwei Filme, die beide im Schnee spielen. In «Sister» (Winterdieb/L’enfant d’en haut) der französisch-schweizerischen Regisseurin Ursula Meier bestiehlt ein zwölfjähriger Junge in einem Unterwalliser Skigebiet Touristen, um sich für sich und seine Schwester etwas Geld zu beschaffen. In «Turist» (Höhere Gewalt) von Ruben Östlund muss sich eine Familie damit auseinandersetzen, dass der Vater in einem Stressmoment seiner Rolle als Familienoberhaupt und Beschützer nicht nachkommt.

Belebung des Kocherparks – Kino im Kocher

Noch relativ offen ist, was man sich unter dem «Kino im Kocher» vorstellen muss. Während zweimal vier Tagen (23. – 26. August sowie 30. August – 2. September) soll der wenig genutzte Kocherpark in Beschlag genommen werden. Es werde Live-Musik, Tanzshows, Gastro-Leckereien und kultigen Filmspass geben, schreiben die VeranstalterInnen auf ihrer Website. Das Publikum soll den Anlass mitgestalten, beispielsweise mit eigenen Performances oder mit eingereichten selbstgedrehten Kurzfilmen, die dann auf der grossen Leinwand vorgeführt werden können.

Kult und Schrott auf der Warmbächlibrache – Cult Movie Nights

Den Abschluss des Openair-Kinosommers bilden vom 7. – 16. September die Cult Movie Nights. Das Festival auf dem Gelände der abgebrochenen alten Kehrichtverbrennungsanlage wird ohne grosses Budget, aber mit viel Herzblut organisiert. Einige der besten Kult-Klassiker sind da zu sehen. So beispielsweise der fulminant romantische «Dirty Dancing» mit Jennifer Grey und Patrick Swayze, «What we do in the Shadows» (5 Zimmer, Küche, Sarg) über eine durchgeknallte Zombie-WG, «The Shining» von Stanley Kubrik mit dem axtschwingenden und diabolisch grinsenden Jack Nicholson oder «The Big Lebowski» mit Jeff Bridges in seiner wohl prägnantesten Rolle als «The Dude». Abraten muss man dringend vom Besuch der Vorstellung vom Donnerstag, 12. September, obwohl auch Schrott ist in gewissen Kreisen Kult ist. «Plan 9 from outer Space» als «schlechtester Film aller Zeiten» war nämlich gestern. «Birdemic 2: The Resurrection» beweist, dass es noch viel grottiger geht. Eine nachvollziehbare Handlung hat dieser Film keine, dafür aber Darsteller und Darstellerinnen bar jeden Schauspieltalents und am Home-Computer generierte Special-Effects, zum Beispiel mit abstürzenden und beim Aufschlag explodierenden Geiern, die es auf die Menschheit abgesehen haben als Rache für das «Global Warming». Dazu gibt’s noch Neandertaler, eine Qualle und schlecht geschminkte Zombies. «…schon wieder gut» ist das keinesfalls – und sagen Sie später nicht, Sie seien nicht gewarnt gewesen.