Wankdorf-Zubringer: Mitsprache ist unerwünscht

von Urs Frieden 7. September 2022

Autobahn-Ausbau im Wankdorf: Alle 13 Einsprachen von Quartier-Organisationen werden nicht zugelassen. Ebensowenig ein Protest-Fest.

Dicke Post aus dem Uvek, dem Verkehrsdepartement von SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga: Allen Quartier-Organisationen wird die Einsprache-Legitimation  verweigert. Somit werden ein Dutzend Einsprachen zur Makulatur. Unter den zum Schweigen Verurteilten befinden sich auch die beiden offiziellen Stadtteil-Kommissionen Dialog Nordquartier und Quavier.

Keine Anwohnende

Die Uvek-Jurist*innen definieren Betroffenheit mit direktem Anwohnen. Auf der Grossen Allmend gibt es aber weit und breit keine Anwohnende. Die IG Wankdorf, die diese Definition noch am ehesten erfüllen könnte und die Allmend auch als Naherholungszone beansprucht, ist aber ebenfalls ausgeschlossen worden. Sie wird die skandalöse Verfügung weiterziehen.

Die Umgestaltung des Verkehrsknotenpunkts Wankdorf, im Volksmund «Spaghetti-Teller», wird von weiten Teilen der Bevölkerung abgelehnt oder zumindest mit Skepsis betrachtet. Das federführende Astra (Bundesamt für Strassen) hat vor allem deshalb noch keinen Schiffbruch nach Bieler oder Luzerner Art erlitten, weil der Berner Gemeinderat in alter und neuer Zusammensetzung sowie die umliegenden Gemeinden brav mitziehen.

«Ausbau stoppen!»

Dabei ist klar: Wenn ein halber Wald umgeholzt, eine «Einfallsachse» (Zitat Astra-Chef) mitten ins Wohnquartier geschaffen und eine Fläche von 18‘000 Quadratmetern  versiegelt wird, dann haben die Betroffenen gefälligst ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Der Gemeinderat hat aber inzwischen sogar ein Protestfest des Vereins Spurwechsel, der den Widerstand koordiniert, auf der Allmend untersagt. Das Grüne Bündnis protestierte gegen das Verbot vehement: «Um die Klimakrise zu bekämpfen, müssen Millionen-Investitionen in den Ausbau von Strassen gestoppt werden. Die Stadt Bern muss sich gegenüber Bund und Kanton konsequent dafür engagieren, dass der Autoverkehr vermindert und verlagert wird.»

«Mitsprache eine Farce»

Die Onlinezeitung «Hauptstadt» hat sich mit den Nicht-Einsprache-Legitimierten am Tatort getroffen und die Wut in einem langen Artikel greifbar gemacht: «Ein Affront», «Quartier-Mitsprache eine Farce», heisst es da etwa. 13 Einsprachen seien nicht zugelassen worden, und zwar mit ellenlangen Begründungen. «In dieser Zeit hätte man genauso gut inhaltlich auf unsere Vorschläge eintreten können», sagt der Quavier-Vertreter in der Hauptstadt.

Immerhin: Zugelassen wurden die Einsprachen von nationalen Organisationen wie VCS oder WWF. Eine Übersicht über alle Einsprachen und die Antworten des Uvek sind hier einzusehen.