Viel Musik rund um den Egelsee

von Willi Egloff 27. August 2022

Bläserfanfaren beim Werkhof eröffneten die 1. Berner Seefestspiele. Es war das erste von 17 Konzerten, die dieses Wochenende rund um den Egelsee stattfinden.

«Wasser» ist das übergreifende Motto dieser ersten Ausgabe des neuen Musikfestivals, das unter dem nicht unbescheidenen Namen «1. Berner Seefestspiele» die lokale Musikszene aufmischen will. Es soll eine «Fête de la Musique» werden, welche mit verschiedenen Formaten und unterschiedlichen Musikstilen ein Publikum in Flanierlaune zu erreichen versucht. Am ersten Festivaltag scheint dies durchaus gelungen zu sein.

Bewegter Auftakt

Wasser gab es zunächst zwar fast zu viel, denn das Freiluftkonzert zum Auftakt der Veranstaltung schien eine Zeitlang einem Sommergewitter zum Opfer zu fallen. Doch exakt zum Konzertbeginn hörte der Regen auf, die Festivalleitung trocknete eigenhändig die aufgestellten Stühle und Bänke ab und so konnte das fünfköpfige Bläserensemble um den Mitinitianten Olivier Darbellay die Veranstaltung wie geplant mit Bläserfanfaren von Georg Friedrich Händel und Jean-François Michel eröffnen. Das bedrohliche Gewölk über dem Egelsee bildete dazu eine perfekt passende Kulisse.

Journal B unterstützen

Unabhängiger Journalismus kostet. Deshalb brauchen wir dich. Werde jetzt Mitglied oder spende.

Auch das anschliessende Jazz-Konzert war vom Regen bedroht. Statt auf der offenen Wiese spielten die Swiss Jazz Ambassadors ihr Set der Blauen Stunde deshalb unter dem Vordach des Domicil Egelmoos. Am grossen Publikumsinteresse änderte das nichts. Später am Abend setzten sie ihre schwungvolle Session im Restaurant Schöngrün fort.

Die «Swiss Jazz Ambassadors» bei ihrem Auftritt im Domicil Egelmoos. (Foto: Willi Egloff)

Ein Konzert in traditionellerem Format gab es dazwischen im Zentrum Paul Klee zu hören. Wiederum ganz dem Thema «Wasser» gewidmet, spannte es einen sehr weiten musikalischen Bogen von der Romantik bis heute: Ein 20-köpfiges Ensemble unter der Leitung von Kaspar Zehnder spielte zum Auftakt das Orchesterscherzo «Zauberlehrling» von Paul Dukas, um dann mit der Orchesterskizze «Das Meer» von Claude Debussy den Abend glanzvoll zu beschliessen. In kleineren Formationen spielte das Ensemble «Three Sea Shanties» von Malcolm Arnold und als Uraufführung eine Neufassung des 2010 von Jean-Luc Darbellay komponierten Werkes «L’Aar». Der Tenor Michael Mogl, begleitet von der Pianistin Monika Nagy, sang dazwischen Lieder von Franz Schubert und Gabriel Fauré.

Vielfältiges Angebot

Mit vergleichbarer Vielfalt geht es auch an den Folgetagen weiter. Auf dem Programm stehen am Samstag weitere Freiluftkonzerte mit Chören und Bläserformationen, ein Dinerkonzert in der Brasserie Obstberg oder ein Auftritt der «Cell of Hell» im Werkhof am Egelsee. Am Sonntagmorgen kann das Publikum zwischen einer Wiener Matinée im Restaurant Schöngrün, einem Jazz-Brunch in der Brasserie Obstberg oder einem Lieder-Konzert im Zentrum Paul Klee wählen. Den Abschluss machen dann drei kammermusikalische Konzerte am Sonntagnachmittag.

Inspiriert ist diese Form des Flanierfestivals gemäss Aussagen des Gründerquartetts von Veranstaltungen wie dem «Classique au vert» im Parc Floral in Paris. Wie der erste Festivaltag gezeigt hat, macht dieses niederschwellige Musizieren an Alltagsorten vor allem dann Spass, wenn auch das Wetter mitspielt. Die Prognosen für Samstag und Sonntag erscheinen diesbezüglich sowohl meteorologisch als auch musikalisch als durchaus günstig.