Er hat 1994 den neuen Friedhof in Bümpliz gestaltet, einen würdigen Ort für die Toten und eine einladende Oase des Friedens für die Lebenden. Er hat sich stets für die Niedrigsten eingesetzt, die Geknechteten, wie Marx schrieb, oder die Vulnerablen, wie es heute heisst. «Vertschaupet» heisst seine Plastik aus Metall auf dem Bahnhofplatz in Biel. Mit Rundhölzern, die von einer Kette gefesselt sind, schuf er eine Skulptur gegen die Sklaverei, die man nicht vergisst. Die Eisenplastik «Shoah» räumten Rechte 1998 vom Bundesplatz, weil sie ein paar Meter neben dem bewilligten Standort lag.
Schang (eigentlich Jean Albert) Hutter, Solothurner, gelernter Steinmetz mit anschliessendem Studium in München, lebte in Berlin, in Hamburg, in Warschau und lange im ländlichen Bucheggberg, bevor er nach Genua zog. Hutter war zeitlebens auch politisch aktiv bis hin zur gescheiterten Kandidatur für den Ständerat. Er sprach und schrieb Klartext, er redete laut, er kämpfte für eine bessere Welt und kümmerte sich nicht um diplomatische Feinheit.
Zum 80. Geburtstag war im jetzt abgerissenen Alten Tramdepot beim Burgernziel eine grosse Retrospektive seiner Werke zu sehen. Dazu erschien von Hanspeter Gschwend die Biographie «Schang Hutter: Der Verletzlichkeit Raum geben». Er war verletzlich, er nahm sich Raum, er setzte sich ein für andere und teilte dabei auch aus. Am Amthausplatz in Solothurn steht Hutters Plastik zur Erinnerung an den polnischen Freiheitshelden Tadeusz Kosciusko (1746-1817); sie zeigt einen schmächtigen Mann, gar nicht heldenhaft. Dazu sagte Hutter: «Ich hatte einfach das Gefühl: Das ist auch ein Mensch. Und ein Mensch ist verletzlich.»
Am 14. Juni ist Schang Hutter gestorben. Möge sein Friedhof in Bümpliz lange weiter bestehen.